Zweigleisig geradeaus – über Sven Lorenz

Sven Lorenz im Internet: | Websites: | art: www.sul-photoart.com
business: www.artwork.de
E-Mail: sven.lorenz@sul-photoart.com

Sven Lorenz | © Foto: M. Leibhammer

“Wenn Du es eilig hast, dann mache einen Umweg“ – diese asiatische Weisheit (Konfuzius) könnte rückblickend als Motto für den bisherigen Lebensweg des Foto-Künstlers Sven Lorenz stehen:

Weiterhin sind wir hier gemeinsam auf der Suche nach dem, was Kunst ist. Die Beschäftigung mit dem Fotokünstler Sven Lorenz bringt hier neue thematische Aspekte ins Spiel, mit denen wir uns bislang noch gar nicht befasst hatten: Immer wieder ging es um gewissermassen “horizontale“ Abgrenzungen der Bildenden Kunst zu anderen Kunstformen wie Theater oder vor allem der Musik.

Sven Lorenz: Stapel IV, 2008
Serie Chairs | © Sven Lorenz, VG Bildkunst Bonn, 2020

Demgegenüber könnte eine “vertikale“ Betrachtung erhellend sein: Viele sehen ja die Bildende Kunst als das Höchste, weit entfernt von profanen Bereichen wie dem Kunsthandwerk auf der leisen Seite oder gar Design und Werbung auf der lauten Seite.

Die zweifellos sehr schwierige Abgrenzung erscheint mir in beiden genannten Richtungen weder notwendig noch sinnvoll. Nehmen wir ein prominentes Beispiel: Wer könnte plausibel machen, dass viele Objekte der (vermeintlichen) Kitschkunst eines Jeff Koons nicht auch Designobjekte sind oder besser noch: Wer wollte behaupten, dass es sich bei den Designstücken von Koons nicht um Kunst handle?

Zurück zu Sven Lorenz: Als ich ihn kennenlernte, 1996, war er Werbemann und bot mit seiner florierenden Werbeagentur Art work Full-Service an: Aus dieser Perspektive sehr interessiert an der Entwicklung des damals noch “neuen“ Mediums Internet, half er bei Aufbau und Gestaltung von SWO.

Sven Lorenz: Stairs, 2008
© Sven Lorenz, VG Bildkunst Bonn, 2020

Inzwischen weiß ich, dass Sven Lorenz weder Marketing studiert hat noch als Werbemann geboren wurde. Vielmehr kam er über sein künstlerisches Interesse zum Grafik-Design und von der Malerei, die kein Geld brachte, zur Werbung, wo er als Selfmademan seine eigene Firma zum Erfolg geführt hat. Phasenweise wurden bis zu 20 Mitarbeiter beschäftigt.

All dies hat der Künstler sehr gut organisiert. Immer schon gehörte ein sehr schnelles und effektives Arbeiten zu seinen Talenten.

Sven Lorenz: Chairs I, 2008
© Sven Lorenz, VG Bildkunst Bonn, 2020

Seit einigen Jahren nimmt er sich den geistigen Freiraum, sich wieder mit der Kunst zu befassen. Auf der Basis der inzwischen vielfältigen Erfahrungen ist es heute die Fotografie, in der er Impressionen, Kritik, Suchen und Finden zu artikulieren weiß. Der sicherlich auch aus der Werbetätigkeit kommende sehr hohe technische Anspruch dient, wie wir sehen können, allemal der Kunst.

Architektur, Reisen oder Objekte des Alltäglichen – Lorenz’ Themen sind vielfältig; zusammenführend und identifizierend bleibt der gestalterische, der komponierende, ja eben: der künstlerische Blick.

Sven Lorenz: Theatre, 2008 (Serie: Chairs)
Sven Lorenz: Chairs I, 2008
© Sven Lorenz, VG Bildkunst Bonn, 2020

Auch in der eigenständigsten Arbeitsweise sind natürlich historische Bezüge, Inspirationsquellen oder Einflüsse zu erkennen. Als Beispiel möchte ich die Werkgruppe „Chairs“ hervorheben. Beeindruckend, welche motivische Vielfalt der Künstler aus diesem einfach anmutenden Sujet entwickelt. Bei aller Modernität sehe ich diese Arbeiten in direkter Linie zu den Arbeiten von Albert Renger-Paatzsch, dessen Statement zu Sven Lorenz sicher sehr interessant zu hören wäre.

Der Künstler beschreibt seine Motivation auf seiner Website selbst so:
“Die Kamera ist mein ideales Medium, sie ist mein Pinsel, das Computerprogramm die Palette von Farben und das Fine Art-Papier die Leinwand, welche meine Intentionen und meine visuellen Empfindungen zum Ausdruck bringt.

Ich suche in der Realität das unvermeidlich Überraschende in Strukturen, Formen und Farben, um diese neu zu interpretieren und mich mit Begeisterung darin zu verlieren. Fotografien, die es vermögen, einen interpretativen Blick in uns selbst und den urbanen Raum, der uns umgibt, zu werfen.“

Über die 333galerieSWO, die ihn vertritt, hat Sven Lorenz Zugang gefunden zu der Karlsruher Kunstinitiative KUNSTtransit und wird in diesem Rahmen im März 2009 erstmals auf der Kunstmesse UND dabei sein. Die UND, diese ist bereits die UND#4, ist in Karlsruhe die inzwischen längst etablierte Alternativmesse zur großen Schwester, der art Karlsruhe.

Sven Lorenz: Stapel I, 2008 | (Serie: Chairs)
Sven Lorenz: Chairs I, 2008
© Sven Lorenz, VG Bildkunst Bonn, 2020

So ist der Umweg über die Werbung rückblickend auch ein Heimweg gewesen, nicht Zeitverlust, sondern Erkenntnisgewinn – auf diesem Weg hat Sven Lorenz sein Ausdrucksmedium gefunden und seinen ganz individuellen Stil entwickelt.

Und so, wie hier wohl die kreative Werbearbeit in die Kunst hineinwirkte, so braucht es Kunst auch in anderen Lebensbereichen – in der Werbung sowieso, aber auch in der Wirtschaft insgesamt.

In diesem Sinne formulierte vor einiger Zeit der ja außerordentlich erfolgreiche Gründer von alnatura, Prof. Dr. Götz Rehn:
„Kunst ist die Weltsprache der Zukunft und vielleicht die wichtigste Disziplin einer zukünftigen Wirtschaft“.

Jürgen Linde im November 2008