Kunst im Digi-Tal

Wie verändert sich die Kunst in Zeiten der Digitalisierung [und der Pandemie]?
Best Practice-Beispiele neuer Wege der Kunstvermittlung und Aktuelles.

Das kunstportal-bw hatte Mitte März 2020 angesichts der beginnenden Corona-Pandemie die Initiative „Kunst geht weiter“ gestartet. Die vielfältigen Aktivitäten (Online-Sonderausstellungen, Links zu ausgewählten Kunst-Videos im Netz etc.) dieser Initiative listen und dokumentieren wir hier in der gleichnamigen Rubrik Kunst geht weiter.

Nach bald einem Jahr Corona wissen wir alle, dass die Pandemie alle Sparten der Kunst nachhaltig verändert und sich die Öffentlichkeit insgesamt neu strukturiert.
Wir stellen hier die Frage: Wie geht Kunst weiter? Klar ist, dass immer mehr in der digitalen Öffentlichkeit stattfinden wird, wo ja längst schon viel geschieht – teils exklusiv (Online-Symposien und Konzerte), teils in „hybriden Modellen“, wo reale Präsentationen durch Online-Aktivitäten ergänzt, bzw. temporär ersetzt werden. Die Zukunft dauert hoffentlich noch lange, aber derzeit sehen wir den aktuellen Schwerpunkt in der Kunst im Digi-Tal.
In dieser neuen „Unterrubrik“ werden wir einige „Best-Practice“-Beispiele präsentieren – und Aktuelles zum Thema.

In der Digital-Strategie des Museums Ritter spielen Podcasts eine zentrale Rolle: zu den aktuellen Ausstellungen gibt es jeweils einen Online-Rundgang, zu den einzelnen Arbeiten kann man sich die sehr informativen Audio-Guide-Texte anhören: Museum Ritter: | Digital.

Ganz ähnlich („analog“ könnte man sagen) verfährt die Kunsthalle Tübingen mit ihrem “Audio Short-Guide” zur Supernatural-Ausstellung.

ZKM-Chef Peter Weibel hatte in seinem wegweisenden Essay: Virus-Viralität-Virtualität (NZZ am 20.03.2020) wohl als erster darauf hingewiesen, dass unsere Welt “nach Corona” eine andere sein wird als zuvor. Mit Sicherheit wird der digitale Bereich der Öffentlichkeit anteilig noch schneller wachsen. Unsere Online-Ausstellungen in „Kunst geht weiter“ sehen wir daher als nachhaltige Bereicherung der Kunstöffentlichkeit.

Auch die Museen und Galerien im Lande reagieren selbstverständlich auf die veränderte Umwelt, nennen wir es: auf den digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit – mit teilweise schlicht genial anmutenden Ideen. Weiter unten zeigen wir Beispiele, wie etwa in Karlsruhe die Städtische Galerie oder die GEDOK neue Wege der Kunstvermittlung beschreiten. Auch die Städtischen Galerien in Böblingen und Rastatt haben eigene Konzepte, die durchaus Vorbildcharakter haben können.

„Naturgemäß“ hat das ZKM Karlsruhe, das seit dem Jahr 2000 in der digitalen Welt ein zweites Zuhause hat, hier eine Vorreiterrolle. Dieser wird das ZKM auch insofern gerecht, als hier nicht „nur“ die Bildende Kunst im Fokus steht, sondern auch etwa Theater und Musik, zwei Sparten der Kunst, die sich wahrscheinlich noch radikaler verändern als die Bildende Kunst.

ART OF WASTING TIME – ein Modul des Art of-Projekts der Kunsthalle Karlsruhe
© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe ist schon länger im Digi-Tal unterwegs. Die Kunsthalle bietet nun einen ganzen Fächer von Angeboten der Kunstvermittlung; unter anderem Podcasts und weitere Präsentationen. Auf den Plattformen Facebook, Twitter, Instagram und Youtube gibt die Kunsthalle Einblicke hinter die Kulissen, zeigt Arbeitsprozesse auf und vermittelt Hintergrundwissen. Sehr beliebt und gut frequentiert ist auch der Blog der Kunsthalle. Hier der Überblick der Kunsthalle über das gesamte digitale Angebot.

Etwas ganz Besonderes ist die mobile Website Art of:
Offen, anders, kreativ – die mobile Website Art of eröffnet neue Perspektiven auf Kunst und ihre Inhalte, indem User*innen diese auf ungewöhnliche Weise entdecken und nutzen können.
Das Projekt wurde im Rahmen des Programms Digitale Wege ins Museum II realisiert, das durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg gefördert wird. Im Herbst 2020 wurde Art of mit dem DigAMus-Award ausgezeichnet.

Hier nun die bisher schon präsentierten Best-Practice-Beispiele digitaler Kunstvermittlung:

Neu am 08. Dezember: | Kunst geht weiter | Gedok Karlsruhe | Inside / Insight – Out präsentiert Kunst-Videos von Sophia Hünnekens und ein neues pandemiefähiges Ausstellungskonzept:

GEDOK Karlsruhe: Inside / Insight – Out
© Foto: Sabine Schäfer


Die großen Glasfenster der GEDOK-Galerie ermöglichen es, dass die Ausstellung in der GEDOK und gleichzeitig im öffentlichen Raum stattfindet – das ist neu und sehr zeitgerecht. Wer keine “Schaufenster” hat und keine so hervorragend zentrale Lage in der Innenstadt, ist nun gefordert, nicht den Kopf in den Sand (resp. Schnee) zu stecken, sondern eigene Ideen zu entwickeln. Es bleibt dabei: Kunst geht weiter. – und Kunstvermittlung auch und immer besser!

Wir verstehen unser kunstportal-bw als Kunstmagazin mit digitalen Flügeln und analogen Wurzeln und sehen immer mehr, immer bessere Initiativen von Kunstschaffenden, die mit sehr innovativen Projekten zeigen, dass Kunst und Kunstvermittlung weiterhin möglich bleiben, ohne “sich ganz ins Digitale zurückzuziehen”. Vor wenigen Wochen hatten wir hier das Digitalprogramm der Städtischen Galerie Karlsruhe vorgestellt, wo ganz neue Formate entwickelt wurden, wie etwa das Kunstgezwitscher. Nicht weniger innovativ zeigt nun die GEDOK Karlsruhe, wie – ohnehin mit digitaler Technik produzierte – Kunst-Videos gleichzeitig online und im öffentlichen Raum präsentiert werden können.

Gäbe es schon den lange von uns geplanten kunstportal-bw-Preis für innovative und nachhaltige Kunstvermittlung, so hätten wir diesen nun schon zweimal feierlich überreichen können – derzeit mit digitalem Sekt und virtuellen Lachshäppchen.

Die Städtische Galerie Böblingen hat zwei Wege zur Kunstvermittlung in Zeiten der Pandemie entwickelt:
A. KUNST IN KÜRZE: An dieser Stelle führen wir angesichts der aktuellen Ausnahmesituation unter dem Stichwort “Kunst in Kürze” eine neue Rubrik ein. In Artikeln mit überschaubarer Länge werden einzelne besondere Künstler*innen mit Bezug zu Böblingen vorgestellt. Zwei Beiträge sind bereits fertiggestellt:
1. Rudolf Christian Baisch: Hommage an einen berühmten Sohn Böblingens
2. Stadtgeschichten von Fritz Steisslinger – Teil 1
B. Kunst im öffentlichen Raum: Seit 30. August 2020: | “Walls of Fame” mit “Böblinger Berühmtheiten