Was sehe ich, das ich nicht sehe? – über OMI Riesterer

Beim Namen OMI Riesterer denken sicher viel zuerst an dessen Würfelskulpturen, die er seit einigen Jahren in verschiedensten Materialien und Größen präsentiert.

Musikwalzen im Karlsruher Kulturpark Ostaue, 2008 | Blick auf Schloß Gottesaue; Granit und Edelstahl; Länge jeweils 10 Meter, Gewicht je 50 Tonnen | © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 © Foto: Barbara Jäger

Und doch sind die runden Musikwalzen im Kulturpark Ostaue wahrscheinlich die – bislang – spektakulärste Skulptur von OMI Riesterer.

Doch sein Hauptthema bleibt der Würfel: Prägnant und stilbildend ist seine „ironische Reduktion“ des Würfels – der Verzicht auf dessen Außenwände, die sich der Betrachter selbst denken (rekonstruieren) muss.

OMI Riesterer im Künstlerporträt im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
Hohlwürfel 5 – 2007, 37 x 37 x 37 cm, Bronze | © VG Bild-Kunst, Bonn 2020
© Foto: Thilo Mechau

Denn Riesterers Würfel bestehen nicht einfach aus sechs Flächen (Wänden), wie wir es kennen, sondern entstehen auf verschiedene komplexere Arten, aus Einzelteilen und Schichten.

Zuerst oft als Holzarbeiten ausgeführt, werden die Würfelskulpturen vollends zum Geheimnis, wenn der Künstler in seinen Bronze- und Eisenwürfeln durch Nachbearbeitung die Grenzen der einzelnen Teile zueinander unsichtbar macht.

Diese Konstruktionen von Strukturen erinnern an Architektur. Riesterer ist gelernter Zimmermann und ausgebildeter Architekt.

Ich erlebe die Arbeiten von OMI Riesterer als erfrischend provokativ: er zeigt uns etwas, das wir zu kennen glauben, etwas vermeintlich Profanes – einen Würfel. Und er veranschaulicht dann, dass wir es doch nicht wirklich kennen; wir verstehen nicht oder jedenfalls nicht gleich oder nicht ganz, wie das funktioniert.

OMI Riesterer im Künstlerporträt im SWO | Kunstportal Baden-Württemberg
Würfel und Wände, 2007, h = 7 bis 10 cm, Bronze
© Foto: Thilo Mechau

Ernüchternd und erfrischend zugleich, gibt OMI Riesterer keine Antworten, sondern er stellt die richtigen Fragen. Wie fragte sich einst Kommissar Kurt Wallander in einem von Henning Mankells Romanen angesichts der komplexen Personen- und Motivstruktur eines noch zu lösenden Falles: Was sehe ich,

was ich nicht sehe?
Jürgen Linde im August 2010

Im Jahr 2020 ist ein hierzu ein “Fortsetzungs-Porträt” erschienen:
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