Helmut Binninger im Internet:
Website: www.kunstwerkstatt-metall.de
E-Mail: metallwerkstatt-binnnger@t-online.de
Mehr noch als befürchtet ist Pfingstmontag offenbar der offizielle Ausflugs-Pflicht-Tag der Nation geworden. Randvoll jedenfalls waren fast alle Züge, die mich, dreifaches Umsteigen inklusive, vom SWO-Headquarter in Karlsruhe Durlach nach Kollnau bei Waldkirch im südlichen Schwarzwald bringen. In den vollen Abteilen kommen die Leute ins Gespräch und allein mit den unterhaltsamen Teilen dessen, was ich hier zu hören bekam, wäre ein mittleres Buch zu füllen.
Auch in der Kunst von Helmut Binninger, den ich ebendort besucht habe, spielt Kommunikation eine wichtige Rolle.
Und dies auf vielen Ebenen: fast schon eine Art Logo oder Markenzeichen wurde die Gruppe der Drahtskulpturen, die er schlicht „Conference“ nennt. Außergewöhnlich spannungsreich ist die Kombination aus Abstraktion und Gegenständlichkeit in der Skulpturengruppe „die Liebenden“ – körperliche Kommunikation – Skulpturen, die leicht wirken wie Scherenschnitte:
Nicht ungern würde ich nun, anders als hier gewohnt, viele weitere konkrete Arbeiten zeigen und kommentieren. Wir empfehlen dazu den Besuch der Website www.kunstwerkstatt-metall.de, wo sich viele überzeugende Kunstwerke in beachtlicher technischer und gestalterischer Bandbreite finden.
H. Mut hat einen Leitspruch, der seine Arbeitsweise und seine künstlerische Motivation recht gut erklärt:
„Das Werk vollbringen, weil ich es gedacht!“
Bleiben wir bei der Kommunikation: diese ist selbstverständlich nicht alleine Thema oder Gegenstand der Arbeiten selbst; der Kommunikationsprozeß geht weiter – im nächsten Schritt kommt der Betrachter ins Spiel:
H. Mut sieht deutlich, daß Provokation sinnvoll oder gar notwendig ist, um das abgebrühte Publikum unserer heutigen Mediengesellschaft überhaupt noch zu erreichen, zu einer Reaktion, einer Nachfrage, einer Stellungnahme, einem Diskussionsbeitrag zu bewegen. Anhand mehrerer Beispiele berichtet mir das Künstlerpaar ( die Lebensgefährtin Margitta Budde-Großklaus ist gleichfalls künstlerisch tätig) erfreut von Diskussionen beim Aufbau von Ausstellungen, bei denen es um aktuelle, politisch-kritische Skulpturen ging, zu schwierigen Diskussionen kam – allein schon ein gutes Zeichen – diese Kunst bewegt offenbar die Gemüter. Soweit sich die beiden Künstler durchsetzten, waren die strittigen Objekte meist die, die in der Ausstellung für Resonanz gesorgt haben, die also wirkten.
Ein Beispiel ist die Skulptur „Islam“ – ein Frauenakt hinter Gittern.
Neben den skulpturalen Objekten, die mich zugegebenermaßen am intensivsten beschäftig(t)en, präsentiert der Künstler auch eine Reihe von Installations-Objekten, an denen wir sehen können, wie Kunst gesellschaftskritische Themen artikulieren kann, ohne vordergründig, naiv oder belehrend zu sein:
Hier kommt nun die Sprache selbst explizit ins Spiel. H. Mut integriert einfach verbale Sprache in seine Objekte, was unsere (in dieser Reihe der KünstlerInnenporträts immer wieder gestellte) Frage nach den Grenzen zwischen Bildender Kunst und verbaler Sprache neu stellt: offenbar kann Sprache ein Teil der Bildenden Kunst sein.
Der letzte Schritt im Kommunikationsprozess Bildende Kunst ist sicherlich die des Betrachtens: ganz individuell, bei jeder Kombination Kunstwerk/Betrachter verschieden und selbst beim einzelnen Betrachter jetzt anders als gestern oder morgen, entsteht hier immer wieder neu Kommunikation: Stimmungen, Wissen, Hoffnungen, Vergangenheit, Befangenheiten, viele weitere Aspekte, die wir wahrscheinlich gar nicht alle benennen könnten, wirken mit in diesem Kommunikationsprozeß.
Daher haben wir uns hier auf die „Kommunikation“ fokussiert:
Heutzutage assoziieren sicher nicht nur Werbeleute zu diesem Begriff Bilder und Sprache gleichermaßen.
So habe ich mich bemüht, diesen Akt der Kommunikation mittels Kunst kurz zu formulieren und fast wäre Lyrik dabei entstanden:
sehen
voraussetzung bildender Kunst
gleichzeitig deren ziel
im anderen
Jürgen Linde im Mai 2008.