Markus Schmitt im Internet:
Website: www.schmitt-bildhauer.de
E-Mail: markus@schmitt-bildhauer.de
„Tag“ und „Nacht“ – die Bilder dieser Skulpturen waren mein erster Kontakt zur Arbeit des Bildhauers Markus Schmitt. Die Titel selbst wie auch die Kreisform erinnern an den ewigen Kreislauf und die Form des Kreises als Bild der Unendlichkeit – Themen der Kunst und der Philosophie.
Für Markus Schmitt symbolisiert die Kreisform die “Sehnsucht nach Vollkommenheit“ und so liegt es nahe, die Brüche, die wir in vielen Arbeiten dieses Künstlers finden zu begreifen, zu interpretieren als Einsicht in die Nicht-Einlösbarkeit dieses Wunsches.
Unser vorletztes Künstlerporträt über Alfred Bradler hatte den Titel “Dialog zwischen Kunst und Natur“. Für Bradler ist die Natur sein wichtigstes Thema und er hat (in Bild, Skulptur und Projekten) Möglichkeiten gefunden, das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, die Verletztheit der Natur durch den Menschen, sichtbar zu machen, ohne dabei oberschlauem mit moralischem Zeigefinger den Gutmenschen zu geben.
Auch Markus Schmitt geht es nicht darum, uns irgendwie belehren oder gar bekehren zu wollen.
Dieser künstler geht hier seinen ganz eigenen Weg; auch, weil er dem Material Holz in seiner Arbeit sehr nahe kommt: als gelernter Schreiner und als Absolvent der Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim ist Holz für Markus Schmitt kein abstraktes Symbol der Natur als solcher, sondern zuerst und vor allem Gestaltungsmaterial. Dieses nutzt Markus Schmitt, um neue Formen zu finden, neue Sichtweisen auf die Welt zu entdecken. Das Material Holz bildet dabei zwangsläufig den Bezug zur Natur und die Arbeit mit diesem besonderen Material reflektiert – in einem ganz materialen Sinne – unseren Umgang mit der Natur.
Dass dabei Respekt und Achtsamkeit verlangt werden, weiß der praktisch arbeitende Holzbildhauer am besten. Welche Möglichkeiten das Holz bietet, welche Formen und Konstruktionen Holz möglich macht, zeigt die praktische Erkundung. Immer wieder auch muss Schmitt Holz zersägen – oder unter Dampf biegen und dann trocknen – um die Skulpturen zu schaffen, deren Endergebnis er während des Arbeitsprozesses erst entwickelt.
Trennungen, „Keilungen“, Durchbrüche sind Themen der Kunst von Markus Schmitt. Auch die, wie erwähnt, wichtigen kreisförmigen Werke erleben wir hier oft durchbrochen oder als noch nicht zu Ende geführt.
Hier rückt Schmitt einen philosophischen Aspekt in den Blick, der – unabhängig vom Material Holz – auch in anderen Formen und Materialien immer wieder in der Kunst wichtig ist: der Kreis als Symbol, die Kreisform als Thema, das Leben als ewiger Kreislauf. Und doch ist es ja gerade die äußere Natur, die uns den Kreis, die ewige Wiederkehr im Prozeß des Lebens sichtbar macht.
Still
gestanden
Seite
An
Seite
Ein unhaltbares
Gegenüber
Gedicht von Markus Schmitt zur „Keilung Blau“
Auch der Künstler Markus Schmitt ist nicht schlauer als sein Material – aber er führt einen Dialog auf Augenhöhe. Die neuen Formen, die er schafft, wirken daher ganz natürlich, auch wenn sie (wie bei „Tag“ und „Nacht“) aus zahllosen zuvor gesägten Einzelmodulen vom Künstler zusammengesetzt wurden. Wir können hier von einer Rekonstruktion der Natur sprechen.
Für mich sind es gerade die beiden Skulpturen Tag und Nacht, die als Rekonstruktionen der Natur aus Holz in ihrer Kreisform einen mehrdimensionalen Sinnbezug schaffen: Vielleicht geht es darum, dass der kunstschaffende Mensch (wieder?) Teil des Kreises wird, den er selbst zerstört oder zumindest beschädigt hat und auf den er doch angewiesen ist. Wie die Religion des Buddhismus erscheint hier das Ideal einer Einheit von Mensch und Natur, deren Symbol (wie auch Yin und Yang im Daoismus) eben die Kreisform ist.
Die wunderbare Skulptur “Zur Erde – zum Himmel“ veranschaulicht, wie die Kreisform selbst als durchbrochene Form noch das Ganze symbolisiert: die wohl anzustrebende, aber eben kaum erreichbare Einheit des Ganzen:
Sicher ist es kein Zufall, wenn Markus Schmitt für die Rekonstruktion des Kreises das Material Holz wählt. Voraussetzung für diese außergewöhnliche Arbeitsweise sind hohe Sensibilität und genaues Sehen. Ganz nebenher formuliert Markus Schmitt in unserem Gespräch eine ganz wesentliche Aussage:
„Der Kern der Kunst ist Wahrnehmung.“
Jürgen Linde, im März 2015