Website: www.petrovsky.de
E-Mail: boris@petrovsky.de
Ausstellungen und Projekte von Boris Petrovsky
- Vision und LeidenschaftBoris Petrovsky u.a. | 17.11.2023 – Oktober 2024 | Lichtkunst-Gruppenausstellung zum 10-jährigen Jubiläum des MAC 1 / Südwestdeutsche Kunststiftung in Singen
- 14. Kunstdorf Unterjesingen.Boris Petrovsky, Leo Staigle u.a. | 22. und 23. Juni 2024: 14. Kunstdorf Unterjesingen: „ist das schön“
- Boris Petrovsky u.a. | Klang-Bad-Festival 2024Boris Petrovsky u.a. | 26. – 28.07.2024 Faust Studio Scheer | Fabrikstraße 32-40 | 72516 Scheer
- Kunstmuseum Singen: Programm 2025Kunstmuseum Singen: Ausstellungen 2025
- Boris Petrovsky: | Einzelausstellung Kunstmuseum SingenBoris Petrovsky | 19.01. – 27.04.2025: | Kunstmuseum Singen
- Kunst im Lichtkunstbahnhof CelleBoris Petrovsky, Mischa Kuball u.a.: | seit 30.10.2024 | Lichtkunstbahnhof Celle
- Fantasy of Light19. November 2022 bis 12. Januar 2023
- »Filament Momentum«08. bis 29. Juli 2022 | Hallenkomplex Greenbox, August- Borsig-Straße 11, Konstanz
- »Buzzerworld«09. April – 12. Juni 2022 | Kunstmuseum Engen: | »BUZZERWORLD BUZZERWORLD«
- Boris Petrovsky: BuzzerbeingBoris Petrovsky u.a. | 19. – 28.11.21 | 20 Jahre Neuwerk Kunsthalle Konstanz
- kunsthalle neuwerk Konstanz19. – 28.11.2021 | 20 Jahre Kunsthalle Neuwerk
- »SVĚTLO«SVĚT (Tschechisch: ‘Welt‘), SVĚTLO (Tschechisch: ‘Licht‘)Boris Petrovsky u.a. | 14. bis 17. Oktober 2021 in den Strassen von Prag
2031 – über Boris Petrovsky
2031? Der Titel dieses Porträts (Text J. Linde, 2013) über Boris Petrovsky ist eine Reminiszenz an George Orwells „1984“. Der Titel dieser bis heute wichtigsten Dystopie entstand dadurch, dass Orwell, der dieses Buch 1948 geschrieben hatte, einfach die Jahreszahl umgedreht hatte. Jetzt, im Jahr 2013, denke ich, dass Boris Petrovsky hervorragend die schon sichtbare; zumindest erahnbare, nahe Zukunft beschreibt.
Ein Auszug aus dem Pressetext des ZKM veranschaulicht, wie hochkomplex die Kunst Petrovskys ist:
„You&Me-isms Part 2“ ist eine Installation und ein künstlerisch-experimentelles Mediensystem im Zeitalter hochtechnisierter Kommunikationsmaschinen. Die Installation, bestehend aus 600 Leuchtzeichen, erscheint als eine Art Cyberpunk-Kommunikationsmaschine mit Eigenheiten. Über ein Eingabeterminal im Foyer haben die BesucherInnen die Möglichkeit ihre Textbotschaften mit bis zu 60 Zeichen einzugeben. Über ein Computerprogramm gesteuert, wird die Botschaft als ein Aufleuchten der Werbeleuchtzeichen abgespielt – Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort. Die Botschaften können Mitteilungen, Nachrichten, Kurzprosa, Aphorismen, Wünsche, Fragen sein.
Wir haben uns daran gewöhnt, das aktive Eingreifen des Besuchers, eine Möglichkeit, die hier übrigens sehr stark wahrgenommen wird, unter den Begriff “Interaktivität“ einzuordnen.
Wer Boris Petrovkys Kunst erlebt oder besser noch, den Künstler selbst seine Arbeit erklären hört, stellt fest, dass wir mit gängigen Begriffsschubladen (etwa: Interaktivität, Medienkunst, Installation, Konzeptkunst) diese Arbeit umschreiben, aber noch längst nicht erklären können.
Beim Pressetermin zur Eröffnung seiner ZKM-Präsentation habe ich Gelegenheit, mit dem Künstler zu sprechen. Schnell wird klar, dass es ihm – bei seiner ja durchaus spielerisch anmutenden – Installation um wichtige inhaltliche Dinge geht: um Sprache, Macht und Gesellschaft, um unser heutiges Leben in einer von Medien dominierten Welt.
Wieder nur eine Aneinanderreihung von Begriffen? Nein, wir wollen konkret werden: Die Buchstaben und Wortteile innerhalb der 4 Tonnen schweren Wandinstallation sind leicht zu erkennen als Werbeschriften, als Teile von Logos und Markennamen, Schriften, die wir alle schon mal gesehen haben und teilweise auch sofort wieder erkennen.
Für Boris Petrovsky ist diese als Werbung allgegenwärtige Verwendung der Sprache Ausdruck der Vereinnahmung der Sprache durch die Wirtschaft. Petrovskys Installation bietet die Möglichkeit, die Sprache quasi zurückzuholen in unsere eigene Welt; eine Art Rückgewinnung eines autonomen Umgangs mit der Sprache, die uns, so scheint es Petrovsky zu sehen, weggenommen wurde.
Boris Petrovsky ist auch Philosoph und so kommen wir schnell zu sprechen auf Max Horkheimers “Kritik der instrumentellen Vernunft“ und seine Überlegungen zum Verhältnis von Sprache und Macht.
Das betrifft die Kunst der Moderne / die zeitgenössische Kunst nicht nur äußerlich an der Hülle, sondern ist gewissermaßen einer ihrer zentralsten, inneren Algorithmen, die wiederum Bezugssysteme für Sprache, Zeichen und Wirklichkeit überhaupt darstellen.
Die Besucher als ‘User‘ interagieren mit dem Material der Installationen wortsprachlich und sind (Mit)verantwortlich für ihr tun und somit auch die Interpretation ihres Tuns, ihren Akt der Handlung und die Interpretation dessen. Eine paradoxe Situation von Davor-stehen und Integriert-sein für die Besucher provoziert zur Selbst- und Fremdbeobachtung sowie zu der Beobachtung des Mediums.
Boris Petrovsky, 2013
Diese Kunst ist also sehr politisch, wirkt aber niemals belehrend, sondern ganz im Gegenteil, eben eher spielerisch: Wir schauen zu, wie andere die “Buzztatur“ der Wünschelmatrix bedienen oder tippen selbst etwas ein, wobei man recht robust zugreifen muss. Die Reflexion dieses Tuns ergibt sich dann eher unterschwellig – in einem zweiten Gespräch in der Galerie ABTART bezeichnet Petrovsky dieses Phänomen als “psychohaptische Sensation“. Zeitgleich zur Schau im ZKM präsentiert Petrovsky hier eine Installation aus 520 Winkekatzen, die über eine elektronische Steuerung die Arme heben können. Alle gleichzeitig oder, über vom Besucher einzugebende Parameter, auf ballettähnliche Weise in verschiedenen Mustern. Unweigerlich stellt sich hier die Assoziationskette ein: Gleichschaltung, Faschismus, Hitlergruß, Krieg. Nicht zufällig spricht der Künstler von der „Army of Luck“ – die freundlich schauenden Katzen wirken durchaus bedrohlich. Wir finden in Boris Petrovsky einen Künstler, der sich auf künstlerisch hochaktuelle Weise mit unserer Mediengesellschaft befasst. Er visualisiert und zeigt uns totalitäre Potentiale, die in unserer gleichgeschalteten Medien- und Konsumgesellschaft be/entstehen und die wir kaum bemerken: “Es scheint, dass heute die Antworten auf alle möglichen, erdenklichen Fragen und Wünsche instantan und omnipräsent bereit stehen, noch bevor wir wissen, was wir wissen wollen, noch bevor wir fragen, was wir fragen wollen und bevor sagen können, was wir dazu sagen wollen. Und sie scheinen uns oft das zu sagen, was wir hören wollen, obwohl wir es noch nicht einmal wissen, dass wir es hören wollen.“ (Boris Petrovsky in seinem Katalog “Arbeiten 2005- 2013“) Gespannt auf die nächsten Projekte von Boris Petrovsky empfehlen wir dringend: Achten Sie auf diesen Künstler. Und inspiriert von George Orwells 1948 geschriebenem Roman “1984“ (er hat den Text 1948 geschrieben und einfach die Jahreszahl „umgedreht“) nenne ich dieses Künstlerporträt im Jahr 2013: 2031 – über Boris Petrovsky Jürgen Linde im April 2013 |