Aktuelle Ausstellungen und Projekte von Annie Krüger
- Einfach wird es nieAnnie Krüger | 06. – 15.12.2024; Eröffnung am 05.12. um 19 Uhr
- Aus dem KofferConny Luley, Barbara Karsch-Chaieb, Jürgen Klugmann, Annie Krüger, Michelin Kober, Maria Grazia Sacchitelli u.v.a.
- 48 StundenAnnie Krüger, Simone Demandt, Thomas Heger, Wolfgang Neumann u.v.a. | 02.09. – 26.10.2024 | Künstlerbund Baden-Württemberg im AKKU
Annie Krüger im Internet: | Website: www.anniekrueger.de
E-Mail: annie.krueger@gmx.de
Duktus – über Annie Krüger
Immer wieder auf der Suche nach KünstlerInnen, die den spannenden Bereich, bzw. den Übergang zwischen 2- und 3dimensionalen Arbeiten ausloten und bearbeiten, haben wir mit der in Stuttgart lebenden Künstlerin Annie Krüger eine Künstlerin entdeckt, die ebendieses Thema auf ganz eigene Weise interpretiert und dabei unglaublich sichtbar und nachvollziehbar macht: Ohne zu detailliert auf technische Details einzugehen, müssen wir hier erstmal schauen, was Annie Krüger konkret tut, um ihre – ich möchte es Lichtskulpturen nennen – zu erschaffen:
Es beginnt mit einem Pinselstrich. Dieser kann auch sehr ungewohnte Ausmaße bis zu 120 cm annehmen. Die Rückseite des Materials wird dann in einem einzigen Farbton quasi monochrom bemalt. Diese Seite wird dann so in Richtung Wand platziert, dass der einzelne Farbton den besonderen “Farbschein“ erzeugt, der dann von der Wand reflektiert wird.
Radikal reduziert einerseits auf einen Pinselstrich, andererseits insofern auch wieder sehr gestisch, entsteht hier wunderbare Raumkunst. Schon in 2014 hat die Karlsruher Kunsthistorikerin Margit Fritz die Arbeitsweise von Annie Krüger erläutert:
Annie Krüger führt in ihren Arbeiten die Malerei auf ihren Ausgangspunkt zurück: auf den isolierten Pinselstrich.
Die Spur des Pinsels, die bei den alten Meistern so fein sein konnte, dass sie auf der Leinwand nicht mehr als solche zu erkennen war, vergrößert die Künstlerin in Dimensionen, die sich bis zu über einen Meter ausdehnen können.
So zum alleinigen Bildgegenstand gemacht, lässt die Nahsicht des vergrößerten Pinselstrichs ihn zum abstrakten Objekt werden. Die Farbspur, auf weißem Papier ausgeführt, wird in ihrer prägnant gezackten, auslaufenden Kontur, einem Scherenschnitt gleich ausgeschnitten.
Mit Abstand von der Wand montiert, strahlt die farbige Unterseite auf die weiße Wandfläche. Die Farbe löst sich scheinbar von ihrem Trägermaterial und wird als visuelles Phänomen wahrgenommen.
Stefanie Krüger gestaltet so einen Raum außerhalb des Bildes.
Margit Fritz M.A., Kunsthistorikerin Karlsruhe
Aus der Eröffnungsrede anlässlich der Ausstellung 10 x 10 im Zehnthaus Jockgrim, 16. November 2014
Schon im Künstlerinnenporträt über Katharina Hinsberg haben wir gesehen, dass die Unterscheidung zwischen zwei- und Dreidimensionalität letztendlich gar nicht möglich und, wie ich finde, vor allem auch überflüssig ist.
Annie Krüger nun hat sich in diesem Themenkreis eine ganz eigene Position erarbeitet:
Nicht nur, dass sie in der beschriebenen Weise (vermeintlich) zweidimensionale Arbeit so im Raum platziert, dass, wie Margit Fritz treffend erklärt, gar noch ein neuer Farbraum entsteht – nein, mehr noch:
In einer sozusagen ironischen Wende zelebrierte die Künstlerin mit ihrer spektakulären Ausstellung im UG Zwischenraum im Jahr 2016 die “Dreidimensionalität“ auf geradezu klassische Weise – auf Klebefolien direkt auf der Wand.
Es ist wohl so, dass die Spannung dieser künstlerischen Arbeit, die im Ergebnis so betörend auf uns wirkt, daher kommt, dass Krüger die Einfachheit ihres Themas (der “Pinselstrich“) dialektisch konfrontiert mit ihrer quasi wissenschaftlich-überkomplexen Herangehensweise.
Vor diesem Hintergrund sehen wir auch die zeichnerischen, insofern „konventionellen“ Arbeiten von Annie Krüger inzwischen in anderem Licht: Ihre Zeichnungen wirken geheimnisvoller; vor allem wenn wir die Bilder nur am Bildschirm sehen: Wir wissen nicht sofort, ob es „normale“ Zeichnungen sind oder doch wieder raumgreifende Arbeiten. Und wir sehen erneut: dies ist nicht die entscheidende Frage.
Gespannt darauf, was wir von Annie Krüger noch alles zu erwarten haben, wollte ich versuchen, diese Arbeit möglichst radikal auf den Punkt zu bringen, und siehe da, es genügt ein Wort:
Duktus.
Jürgen Linde im Juli 2017