Die Karlsruher Schule | 1. Daniel T. Braun

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Dipl. Medienkünstler Daniel Tobias Braun | mobil 0177 26 28 030

Angesichts einer immer lebendiger werdenden Kunstfotografieszene im Karlsruher Raum wird es Zeit, daß wir uns dem Thema Fotografie grundsätzlicher widmen.

Zwei Herangehensweisen drängen sich dabei auf:
1. die philosophisch-semantische. Was ist eigentlich Fotografie? -eine Frage, die wir zeitgemäß einfach googeln – und auf Wikipedias Auskunft stossen:
“Als Fotografie bezeichnete man bis ins 20. Jahrhundert alle Bilder, welche rein durch Licht auf einer chemisch behandelten Oberfläche entstehen.“ Lautet der erste Satz eines sehr umfangreichen Artikels. Wir werden darauf zurückkommen.

Daniel T. Braun
Dokumentation (Kamera mit präparierter Eislinse)“Iceographys“

2. die persönliche. “Kunst ist das, was Künstler tun“ hat Werner Schmalenbach mal definiert. “Studioausstellung / Sektempfang“ steht auf der Einlaudungskarte von Daniel T. Braun, einem jüngeren Kunstfotografen, der an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung studiert hat Das ist die Gelegeheit zum Einstieg ins Thema – nichts wie hin.

Angesichts der Bilder, die ich vor Ort dann sehe, stelt sich zweierlei ein:
1. Begeisterung
2. die Frage: Ist das überhaupt Fotografie?

Schnell wird mir klar, daß meine althergebrachten Vorstellungen dessen, was Fotografie ist, dem Thema überhaupt nicht gerecht werden. Was Daniel Braun künstlerisch macht, scheint nicht in Zusammenhang zu stehen zu dem, was mir bekannt scheint: von Cindy Sherman oder Bernd und Hilla Becher bis zu deren Schülern Struth, Gursky und Ruff (das ja auch als „Struffsky“ bekannte Trio).

“Works 1998- 2007“ ist der Titel des noch nichgt gedruckt vorliegenden Katalogs, den Daniel Braum als PDF-Datei auf seiner Website präsentiert. Wer das umfangreiche Oevre des Künstlers kennenlernen will, sollte sich hier genauer informieren; im Rahmen dieses Porträts können wir nur anhand einiger Arbeiten aufzeigen, wie radikal Braun mit dem Medium Fotografie verfährt.

Daniel T. Braun: untitled (Akt), Iceography No.7

Bei den Iceographys wird mit einer Kamera, bei der das Objektiv durch eine Linse aus Eis ersetzt wurde, fotografiert.
Während des Fotografischen Prozesses fängt die Linse an zu schmelzen und verformt sich und somit das Bild.

Denn auf meine Frage, ob denn all dies noch unter den Begriff Fotografie falle, folgt ein schnellles und eindeutiges Ja des Künstlers.

Wie wir sehen, verwendet Daniel Braun ausschließlich analoge Werkzeuge. Etwa bei den Photogrammen oder den Rocketogrammen braucht er dabei nicht unbedingt eine Kamera, sondern arbeitet unmittelbar mit dem Material: Fotopapier, Licht/Energie.

Daniel T. Braun: Rocketogram

Die Rocketogramme sind Farbfotogramme.
Belichtet wurde mit Silvesterraketen, die über den Zeitraum ihres Abbrennes bis zum Explodieren ihre Spuren auf dem Fotopapier hinterlassen.

Während etwa Gerhard Richter mit Medienbrüchen zwischen Malerei und Fotografie arbeitet, um damit unsere Begriffe der Malerei als solcher zu hinterfragen, reflektiert Daniel Braun mit seiner Arbeit die Grenzen und Möglichkeiten des Mediums Fotografie. Konsequent und in diesem Punkt sogar radikaler als Richter, gelingt ihm dies ohne Medienbrüche: innerhalb des Mediums – dessen physikalisch-chemische Voraussetzungen er thematisiert und bewußt macht.

Daniel T. Braun: „Sword No.2“:

Denn unsere Eingangsfrage, ob dies denn (noch) Fotografie sei, bejaht nicht alleine der Künstler selbst: auch die anfangs genannte Wikipediadefintion liest sich inzwischen fast wie das Arbeitsprogramm von Daniel T Braun:

“Als Fotografie bezeichnete man bis ins 20. Jahrhundert alle Bilder, welche rein durch Licht auf einer chemisch behandelten Oberfläche entstehen“.

Das SW-Fotogramm zeigt ein Schwert.
Durch den seitlichen Lichteinfall während der Belichtung ist die unmittelbare Reflexion des Objektes auf dem Blatt festgehalten

Wie erhofft, erweist sich das Thema Fotografie als ergiebig und sehr spannend. Auch hat offenbar die Gruppe der im Schwerpunkt fotografisch tätigen Künstler im Umfeld der Karlsruher HfG durchaus avantgardistische Qualitäten. Wir werden dieses Thema weiterverfolgen in einer Serie, die wir jetzt beginnen unter dem Titel: Die Karlsruher Schule

Daniel T. Braun: Eisstab („Invigoration No.1-No.6)

Bei „Invigoration 1-4“ wurde ein ca. 70 cm langer Eisstab in der Mitte durchbohrt, eine Zündschnur eingefädelt, und gezündet. „Invigoration“ 1-4 zeigt nach und nach das schmelzen des Stabes der immer wieder mit einer neuen Zündschnur präpariert wurde.

Jürgen Linde im September 2007