Das Unmögliche ist erst der Anfang – über Gerhard Mantz

Gerhard Mantz im Internet: | Website: www.gerhard-mantz.de
E-Mail: mantz@gerhard-mantz.de

„Ich will alles machen können, auch das Unmögliche.“ (Gerhard Mantz im Interview mit Nike Bätzner,1999).

Gerhard Mantz | © Foto: : S. Lichtenberg

Bescheidenheit, so suggeriert uns dieses Zitat, scheint nicht die größte Stärke dieses Künstlers zu sein. Wenn man ihn persönlich kennen lernt, hat man jedoch durchaus den gegenteiligen Eindruck: Hellwach und konzentriert, manchmal ein wenig wie ein Wissenschaftler, aber einfach freundlich und im Gespräch locker und sehr herzlich – so erlebe ich Gerhard Mantz bei unserer zweiten Begegnung in der Stuttgarter Galerie artlantis, wo er 2016 eine große Ausstellung präsentierte.

Dort sprach auch Michael Hübl, der Karlsruher Kulturjournalist und Kunstexperte, zur Eröffnung. Mit einem Zitat aus dessen kompaktem Vortrag fassen wir vieles zusammen, was einer sehr genauen Betrachtung allemal wert ist, was aber diesen Künstlerporträt-Rahmen hier sprengen würde:

Gerhard Mantz: Seltenes Glück, 1998 | Cibachrome, Diasec, 120 x 155 cm
© Gerhard Mantz, VG Bildkunst Bonn 2020

„Bis dato hatte Mantz mittels Holz, MDF, Leim, Acryl, manchmal auch Filz exakt vermessene dreidimensionale Gebilde gebaut. Fortan entstanden diese Gegenstände am Rechner oder besser: an den Rechnern, die Mantz nach und nach anschaffte. Ein Katalog aus jener Zeit dokumentiert diesen Übergang: Es trafen nunmehr „Virtuelle und Reale Objekte“ aufeinander. Mit einer deutlichen Tendenz zur Entmaterialiserung: Irgendwann entwarf Mantz nur noch virtuelle Gebilde.! (Michael Hübl in Stuttgart am 12. Mai 2016).

Genau damit erklärt sich wohl auch unser Anfangszitat: das Unmögliche meinte einfach nur, dass der digital entwerfende Künstler Mantz auch zum digital realisierenden Künstler geworden ist. Ein Künstler also, der Skulpturen, geistige Projekte, Ideen visualisieren kann, deren reale Umsetzung schlicht und einfach nicht machbar wäre, weil der technische/finanzielle Aufwand einfach viel zu groß wäre und manchmal wohl auch, weil die Umsetzung als reale Skulptur technisch gar nicht möglich wäre.

Neben den „Virtuellen Skulpturen“ kommen schließlich auch Landschaften, deren „künstliche“ Produktion oft ein erst durch sehr genaues Hinschauen erkennbar wird. Mantz entdeckt und erforscht die digitale Freiheit der bildenden Kunst.

Gerhard Mantz: „Das Unvermeidliche“, 2013 | Digitaldruck auf Leinwand, 100 x 180 cm
© Gerhard Mantz, VG Bildkunst Bonn 2020

Einen großen Schwerpunkt bei Gerhard Mantz bildet zweifellos das Thema Landschaft; von Landschafts-Malerei wollen/sollten wir hier ja nicht unbedingt sprechen; dazu nochmal ein Zitat vom Künstler selbst zum Thema Raum, wobei er hier vom Zimmer bis zur Landschaft Raum umfassend denkt:

„Da gibt es immer einen Raum, der eine Grenze hat. Diese Grenze ist offen, durchlässig. Man kann da durchgehen. Manchmal will man gar nicht weitergehen, manchmal schon. Es entsteht so immer ein ambivalenter Zustand. Das ist, was mich an Landschaften interessiert.“

Gerhard Mantz: „Die Geduld Gottes“, 2006 | Digitaldruck auf Leinwand, 100 x 220 cm
© Gerhard Mantz, VG Bildkunst Bonn 2020

Wer sich, und dazu laden wir hier – www.gerhard-mantz.de -ein, sich die enorme Bandbreite und Vielfalt der Arbeiten von Gerhard Mantz genauer anschaut, wird auch womöglich das Anfangszitat neu und anders lesen:

„Ich will ALLES machen können, auch das Unmögliche.“

Gerhard Mantz: „Rachsüchtiger Ansturm“, 2008 | Digitaldruck auf Leinwand, 140 x 270 cm
© Gerhard Mantz, VG Bildkunst Bonn 2020

ALLES, so scheint mir fast, Alles ist noch längst nicht alles, und niemand weiß, was noch kommen wird – der Künstler ist, wie man in Schwaben sagen würde, furchtbar kreativ und produktiv – wir erwarten von ihm noch alles und mehr und ahnen:

das Unmögliche ist erst der Anfang.

Jürgen Linde im Januar 2017