Internet: www.cosima-klischat.de
E-Mail: cosimaklischat@freenet.de
Köpfe waren die ersten Arbeiten von Cosima Klischat, die ich gesehen habe. Was daran liegt, dass auf der Startseite von Cosimas Website nachfolgendes Foto zu sehen ist.
Inzwischen weiß ich, daß Malen, Zeichnen und auch Videokunst ebenso zum Repertoire der Künstlerin gehören, wie ihre Tanzperformances, die sie meist in ihre Vernissagen integriert.
Cosima Klischat macht die Öffentlichkeitsarbeit der Poly-Galerie und sendet mir daher ständig Einladungen, auf denen ich ihren Namen las und diesen dann neugierig googelte.
Schließlich galt eine Einladung ihrer eigenen Ausstellung: gemeinsam mit Karin Münch und Christin Zingraff hat sie Ende Oktober 2005 das Durlacher Rathausgewölbe verzaubert; leider verhindert ein Folgetermin, daß ich die Performance miterleben kann, die erst bei vollständiger Dunkelheit möglich ist.
Blut, Leben, intensive Lebendigkeit sind meine ersten Assoziationen angesichts einiger ihrer Bilder, die mit intensiven Farbräumen zum Eintauchen laden. Minutenlang bleibt man stehen um zu sehen.
Stierkampf
“Froschgrüner Absinth“, Rotbärtiger Seemann“ “Schwarzes Adiaphanes“ – mit diesen Bildtiteln, die – anders als das gewohnte o.T. – fast geeignet erscheinen könnten, von der Kunst abzulenken, bewirken gerade das Gegenteil: sie stellen einen Zusammenhang her. Cosima Klischat arbeitet meist in Serien, um ein Thema möglichst vollständig abzuarbeiten, viele Aspekte, viele Sichtweisen finden dabei ihren Platz.
Im genannten Fall handelt es sich um Titel einer Bilderserie zu Wortmalereien aus Ulysses von James Joyce.
Was diese Serie für mich so begeisternd macht, ist die Kombination aus malerischem, handwerklichen Können auf der einen Seite und einem Humor, welcher ohne das Können so nicht möglich wäre, auf der anderen Seite. Insofern erinnert diese Kombination an Sigmar Polke.
Lebendigkeit ist sicherlich ein zentrales Thema der Arbeiten von Cosima Klischat. Das reale Leben spiegelt sich wieder in der Vielfalt und Differenziertheit des Sehens, dann aber reduziert auf wenige klare Formen, die oft auch organische Elemente aufweisen.
Basierend auf der Erfahrung, daß es eben nicht einfach ist, klar zu trennen, stellen uns die Bilder schwierige Fragen: Wo zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion findet eigentlich das Leben statt? (Wo) können wir Lebendigkeit verorten?
Indem es Cosima Klischat gelingt, in die eigentlich gegenständlichen Bilder durch Flächen und Strukturen dennoch viel Abstraktion einzubauen, wird diese Grenze auf besondere Weise befragt. Immer wieder verblüffen auch organische Formen.
Bei James Joyce, so habe ich mal treffend gelesen, geht es um die Reduktion von Erfahrung auf Ausdruck – um des Ausdrucks willen, so daß der Ausdruck wichtiger ist als das Ausgedrückte.
Cosima Klischat arbeitet in diesem Geiste: die abstrakten Elemente ihrer Bilder resultieren aus einem Prozess der Reduktion von Gegenständlichem zu Allgemeinem; der Prozess ist beendet, wenn der richtige Ausdruck gefunden ist.
Dies gilt sicher auch für die Collagen, die Cosima immer wieder entwickelt:
Cosima Klischat erläutert selbst, wie diese Arbeiten entstehen:
„Zeitkritische Themen regen mich zu Collagen auf Papier an. Auch hier gehören Wort und Bild zusammen. Es werden Zeitungsausschnitte übermalt, so dass der Eindruck eines Gemäldes entsteht und erst auf den zweiten Blick die Collage erkannt wird.“
Hier entdecken wir in Cosimas Arbeiten somit auch einen eminent gesellschaftlich-politischen Aspekt. Frei von jeder platten politischen Botschaft, wird auch dieser Aspekt des Lebens Teil der Kunst.
Im Atelier der Künstlerin entdecke ich einen Text an der Wand, eben aus Ulysses von James Joyce; dort äußert sich selbiger direkt über Kunst:
“die Kunst hat
uns Ideen zu
offenbaren, formlose
geistige Essenzen.
Die oberste Frage an ein
Kunstwerk ist, aus wie
tiefem Leben es
geboren wird…
In diesem Sinne nenne ich meinen Text über Cosima Klischat:
Aus tiefem Leben.
Jürgen Linde, im Dezember 2005