Dialektik des Feuers – über Karl Manfred Rennertz

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Aktuelle Ausstellungen und Projekte von Karl Manfred Rennertz

  • geschichtet – gestapelt
    geschichtet – gestapelt | 02.03. – 07.04.2024 | Skulpturenfeld Werner Wohlhüter Josef Bücheler |Angela M. Flaig | Armin Göhringer | Ursula Haupenthal | Jürgen Knubben | Karl Manfred Rennertz | Alf Setzer | Manuela Tirler u.a.
  • scultura 2024
    Manuela Tirler, Karl Manfred Rennertz, Günter Wagner u.a.: | 24.03. – 06.10.2024 | Baden-Baden
  • Schwarz Rot Gold – Karl Manfred Rennertz
    Kunstverein Damianstor Bruchsal | 29.09. – 27.10.2024 | Karl Manfred Rennertz

Dialektik des Feuers – über Karl Manfred Rennertz
“Das ist ganz großes Kino“ – war ein erster Gedanke, als ich Arbeiten sah von Karl Manfred Rennertz – ein brennendes, offenbar goldfarbenes Boot, vielleicht vor einem Schloß. Angesiedelt zwischen märchenhafter Kulisse und Hollywood.

„Das brennende Boot“, 21.09.2002
Tulpenbaum, Blattgold, ca. 2,7 Meter
am Schloß Vaudremont

Wahrscheinlich eher falsch war dieser erste Eindruck: um Show, um Spektakuläres, um das Schinden von Eindruck geht es dem Bildhauer Rennertz definitiv nicht. Leise und reflektierend spricht er über seine Arbeit.

Die Zeichnung, die Farbe, vor allem aber Skulptur sind seine Ausdrucksmittel. Holz sein Material. Schon in den 70-80-er Jahren entdeckte er als einer der ersten „Neuen Wilden“ diesen in Vergessenheit geratenen Kunst- Werk- Stoff wieder, erforschte dessen Möglichkeiten und Grenzen neu.
Hinzu kommt nun aber ein neues gestalterisches Werkzeug: Feuer.

Nach einem Brandanschlag auf eine seiner frühen Skulpturen im Jahre 1982 kommt eher zufällig die Spur des Feuers in sein Farbenrepertoire. Er nimmt die böse Absicht auf und sucht nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten darin. Jetzt „zündelt“ er selber. Das Zusammenwirken der Elemente Feuer und Holz wirkt spektakulär, die Gefährdung des Werks nimmt der Künstler billigend in Kauf, auch wenn der “Brand“ kontrolliert verläuft, bleibt eine Art letztes Risiko im Schaffensspiel.

Werden und Vergehen, Schaffen und Zerstören, Leben und Tod – immer wieder geht es um dialektische Begriffe, wenn wir über Kunst nachdenken.

„Rote Wand“, 2004; Tulpenbaum bemalt, 210 x 120 x 40cm
„Schwarze Figur“ 2002; Esche, feuergeschwärzt, ca. 280 cm hoch; „Pilz“, 1987; Lärche, 165 x 40cm

Auch das Feuer hat seine eigene Dialektik, wie Dr. Ursula Merkel in einer Einführung zur Ausstellung von Karl Manfred Rennertz im Schloss Vaudrémont sehr treffend erläutert:
“Lebenserhaltend und lebensnotwendig ist es, aber es ist auch verheerend und alles verschlingend. Es erhält und es zerstört, es schafft Wärme und helles Licht, aber auch tiefschwarzen Ruß. Karl Manfred Rennertz hat diese dialektische Kraft des Feuers seiner Kunst dienstbar gemacht.“

Indem er das Feuer nun ganz konkret als Werkzeug – oder sollten wir Material sagen? – einsetzt, entwickelt Karl Manfred Rennertz eine neue Ausdrucksmöglichkeit: Feuer, selbst Sinnbild der oben genannten Dialektiken, steht für die Kunst, steht für den verlorenen Bezug zu den Göttern.

Das Feuer, das der Künstler Prometheus uns Menschen brachte, hat Götter und Menschen voneinander entfernt. Prometheus wurde dafür hart bestraft vion den Göttern, während wir unsere Lektion vielleicht noch lernen müssen. Uns gottgleich glaubend, haben wir Menschen bewiesen, daß wir zerstören können und wir glauben offenbar, auch schöpfen zu können. Längst auch hat die Wissenschaft in unserer säkularisierten Welt ihre revolutionäres Potential verloren.

Bleibt also nur die Kunst: Die Verwendung des Feuers als Gestaltungsmittel erinnert uns an unsere Grenzen.
“Lebenserhaltend…aber verheerend“ – fast eine Metapher des menschlichen Handelns in der Welt, so beschreibt Ursula Merkel die

“Dialektik des Feuers“.
Jürgen Linde, im August 2006

„Badisch Rot“, 2004
Wandrelief, Douglasie bemalt, ca. 50 x 40 cm