Der Wald muss heute draussen bleiben

Thomas Holthoff über Friederike Just

Friederike Just im Internet:
Website: www.friederikejust.de | E-Mail: friederikejust@aol.com

Aktuelle Ausstellungen und Projekte von Friederike Just

Friederike Just vor zwei ihrer Arbeiten in der Ausstellung “Schall und Rau(s)ch”: Dunstkreis der Dosierung (Städtische Galerie Böblingen
von 11.11.2023 – 14.04.2024); © Foto: Jan-Hendrik Pelz

Bild links: hot, 2012, 50 x 40cm,Öl / Acryl auf Leinwand
© Friederike Just, VG Bild-Kunst Bonn, 2023

Thomas Holthoff über Friederike Just

Die Bilder von Friederike Just sind als Selbstbefragung zu deuten – die Selbst­befragung einer starken Persönlichkeit, die sich vor keinen Themen oder Rezensionen scheut. Sie wagt die Weiblichkeit prall und lasziv zu zeigen und gleichzeitig in psychische Abgründe zu blicken. 

Der Wald muss heute draussen bleiben

Schaut man beispielsweise auf die Bilder ›Vier‹, 2017, oder ›Der Wald muss heute draussen bleiben‹, 2019, so sieht man weibliche Figuren – stark abstrahiert – aber klar als Frauen gekennzeichnet. Ihre großen, fülligen Körper nehmen den gesamten Platz auf der Leinwand ein; überschwängliche Figuren, die in kühlen Pastelltönen dargestellt sind. Mal drehen sie sich von uns ab, mal strecken sie uns ohne Scham ihre Geschlechtsorgane provokant entgegen.

Bild rechts: „Gassi“, 140 x 90cm, Öl auf Leinwand, 2021
© Friederike Just, VG Bild-Kunst Bonn, 2023

Möchte man sich der Kunst der Stuttgarter Malerin nähern, möchte man sie ver­stehen, so muss man sich auch der Person und ihrer Haltung nähern. Kraftvoll und dem Leben und Leiden zugewandt, ist jedes Bild auch ein Teil der Künstlerin! Etwas, was wir als BetrachterInnen so oft in der Kunst vermissen. Nicht ein roter Faden, nicht der gleiche Bildaufbau, immer und immer kopiert mit technischen Differenzen, sondern mit jeder Arbeit verewigt sich die Künstlerin in dem Bild und gibt einen Teil ihrer Person mit auf den Weg zu den BetrachterInnen.

Dabei bleibt sie bockig und eigenwillig; das Klischee von vorgefertigten Bilder aus Werbung und der medialen Welt wird von ihr freudvoll in der Luft zerrissen und neu komponiert. Mensch und Tier sind dabei oftmals in einer irritierenden Koexis­tenz zu sehen.

Mir als Galerist macht es großen Spaß solch eine Künstlerin an meiner Seite zu wissen. Ich lernte sie und ihre Kunst vor fünf Jahren kennen, wir sind uns näher gekommen und gehen nun einen gemeinsamen Weg. Und das ist gut so! Denn bei all dem Mittelmaß, bei all der Banalität und der Suche nach Haltung und Standpunkt – Friederike Just fordert ein, bezieht klar Stellung und lässt durch ihre Bilder das Selbstvertrauen einer starken Frau spüren.

Mein Lieblingsbild der Ausstellung ist ›Der Wald muss heute draußen bleiben‹ aus dem Jahr 2019. Ein Komposition von Mensch und Natur, mit dem deutschen Wald als Mittelpunkt. Die pathetische Bedeutung des Waldes komponiert die Künstlerin dabei neu, sie ersetzt Bäume, Lichtungen ganz nach ihrer Vorstellung, zwischen Nationalisierung und Sentimentalisierung. Und besetzt damit ein Lieb­lingsthema der deutschen Geschichte neu.
Thomas Holthoff (Katalogtext)

Bild oben: „Der Wald muss heute draußen bleiben“, 2020, 200 x 250 cm, Öl auf Leinwand
© Friederike Just, VG Bild-Kunst Bonn, 2023

Friederike Just lebt und arbeitet in Süddeutschland.
1992 – 1998, Studium an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste
Stuttgart, Schwerpunkt Malerei / Zeichnung
1986-1987, Arbeitsaufenthalt in New York

Öffentliche Sammlungen/Galerien/Gruppen
Hypobank Stuttgart; Stadt Reutlingen; Bundesjustizministerium Berlin; Kunstmuseum Reutlingen; Fondazione Palazzo Ducale, Genua; Galerie Holthoff, Hamburg; Galeria Belogalsterer, Lissabon; Galeria Salgadeiras, Lissabon; Württembergischer Kunstverein, Stuttgart; Art commissions Events, Genua; Il Respiro dell’ Arte, Italien; Gruppezwanzigzehn, München
Vertretungen: Galerie Holthoff, Hamburg