Kunstausflüge mit Sigrid Balke | Zwei Messen im Südwesten 23. – 25. Februar 2024:
Art Karlsruhe und Stage Bregenz
Willkommen zu zwei Kunstausflügen, die Sie ganz bequem beim Lesen unternehmen können – mit der Aussicht sie im nächsten Jahr zu realisieren. Beginnen wir mit dem Kunstausflug nach Karlsruhe, einem Streifzug von der klassischen Moderne zur zeitgenössischen Kunst durch 177 Galerien und 31 Skulpturenplätze. Das alles und noch einiges mehr bietet die Art Karlsruhe, die Sie für Februar 2025 in ihren Terminkalender eintragen sollten.
Art Karlsruhe 2024
Sie haben die Möglichkeit sich mit jungen Kunststudenten zu ihren Werken auszutauschen, in Kojen mit dem Hinweis Re:Discover in Vergessenheit geratene Künstler:innen wiederzuentdecken, im Paper Square günstig in eine eigene Sammlung einzusteigen, eine thematisch konzipierte Auswahl von Werken der Sammlung LBBW zu sehen und sich mit weiteren künstlerischen Positionen und den Angeboten aus dem Rahmenprogramm einen aktuellen Überblick über den Kunstmarkt zu verschaffen. Die DNA der Messe, zwei Jahrzehnte von Ewald Karl Schrade geprägt, blieb erhalten, die Übersichtlichkeit wurde entsprechend dem Feedback der Besucher angepasst und die neue Doppelspitze – Olga Blaß und Kristian Jarmuschek – hat eigene Ideen umgesetzt. Soweit die Rahmenbedingungen für die umfassende und dennoch angenehm überschaubare Präsentation der Galerien, darunter 26 Newcomer die zum ersten Mal dabei sind. Die Bandbreite der künstlerischen Positionen ist groß, aber Tendenzen sind unübersehbar: Figurative Kunst dominiert, opulente Formate, üppige Formen, kräftige Farben und immer wieder die Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Materialen, der Wirkung von Verformung und Verfremdung auf die Arbeit und den Betrachter.
Künstliche Intelligenz ermöglicht serielle Variationen eines künstlerischen Sujets mit einem Mausklick oder stellt die Frage Fake oder Echt. Kaum zu sehen sind politische Arbeiten, und auch dann sind sie teils poppig bunt in Alltagsobjekten verpackt. Abstrakte Kunst tritt in den Hintergrund und die im letzten Jahr noch so präsente Pop-Art war offensichtlich nur ein kurzfristiger Hype. Monochrome Werke, Schwarz-weiß Arbeiten und Klassiker finden Messebummler eher in den Abteilungen für Klassische Moderne mit bekannten Meistern wie Christo, Picasso, Warhol und eben auch Richter und Lüpertz. Letzterer, selbst anwesend, erweist dem Kunstpublikum die Ehre – seine Preise und die der anderen etablierten Künstler sind entsprechend, während vielversprechende Newcomer für Sammler noch zu attraktiven Preisen zu bekommen sind.
On Stage – Bühne frei für die Kunst: Stage Bregenz
Nicht zu einer etablierten Messe wie der art Karlsruhe, sondern zu einer Premiere führt der zweite Kunstausflug. Welcome on stage! – Kunst auf den Bühnen des Festspielhauses Bregenz. „Die Messe spricht für sich selbst“ sagt Initiator und Geschäftsführer Renger van den Heuvel, bekannt als Kurator der Vienna Contemporary und weiterer namhafter Kunstmessen. Jemand mit seinem kunstbetrieblichen Sachverstand wird das grenzüberschreitende Potential der Region einschätzen können. Durch die Kooperation mit Kulturinstitutionen und Kunsteinrichtungen in Liechtenstein, der Schweiz, Norditalien und Deutschland als angrenzende Länder, hat das Format aus seiner Sicht Zukunft, „da sich Kunst in diesem Rahmen unabhängig vom globalen Markt entwickeln kann“ so Renger van den Heuvel.
Was gibt es zu sehen? Zeitgenössische Kunst in fünf Bereichen, verteilt über das Festspielhaus: Influx – Efflux mit monografischen Präsentationen verschiedener Künstlergenerationen auf der Hauptbühne, Art & Collectible Design auf der Seitenbühne, Interplay mit medienübergreifenden Positionen im Seefoyer, Focus Photography im See-Saal und im Bereich Main zeigen renommierte Galerien, vor allem aus Österreich und Deutschland die Werke aufstrebender, aber auch arrivierter Künstler auf der Werkstattbühne.
On Stage – die Kunst präsentiert sich auf den Bühnen des Festspielhauses, feiert ihre „Kunstfestspiele“ in einer Zeit, wenn der See Vorfrühlingsruhe ausstrahlt und man Muße findet für die Kunst im Festspielhaus und bei den Partnern in der erweiterten Region. Muße für Gespräche mit Galeristen und den zahlreichen anwesenden Künstler:innen. 45 Galerien aus neun Ländern sind nicht vergleichbar mit den großen Messen, aber zusammen mit Kunsthäusern, Galerien, Kunsträumen und Sonderschauen im grenzübergreifenden Raum, ein guter Überblick für Sammler und Kunstliebhaber. Auch auf der Stage Bregenz ist die Tendenz zur Auseinandersetzung mit dem Material unübersehbar. Egal ob Glas, Textil, Metall, Keramik oder Holz – die Transformation des Materials mit dem Ziel einer Form- oder Funktionsveränderung, oder einer Infragestellung des Bestehenden steht im Mittelpunkt der Arbeiten. Spannend auch eine italienische Galerie mit Arbeiten der 2017 verstorbenen Künstlerin Laura Grisi, die in den 60er Jahren zu den Pionieren der Video- und Audiokunst zählte. Eine Installation von Gerhard Rockenschraub vor dem Festspielhaus, ein Werk von James Turell, Galerien aus mehreren europäischen Ländern, regionale und internationale Künstler, Design und Architektur – „das Ziel der Stage Bregenz ist es“ so Renger van den Heuvel „Bregenz als regionalen Kunsttreffpunkt mit internationaler Qualität und Strahlkraft zu etablieren“.
Die zweite Auflage der Stage Bregenz ist vom 20. Bis 23. März 2025
© Fotos in diesem Beitrag: Harald Lambacher