Kunstausflüge mit Sigrid Balke | Stadthaus Ulm | Ausstellungen im ersten Halbjahr 2024
Maziar Moradi: Ich werde deutsch | Eröffnung: Samstag, 24. Februar 2024, 19 Uhr
Katharina Eglau: Fragile Träume 10.März bis 16.Juni 2024
Fragile Träume. Fotografien aus dem Orient von Katharina Eglau | Eröffnung am 09. März, 19 Uhr
Kostenfrei, mit einem klaren Konzept und an 364 Tagen im Jahr geöffnet. Mit einem breiten Themenspektrum und dem Fokus auf Fotoausstellungen namhafter Künstler, ist das Stadthaus auf dem Ulmer Münsterplatz eine perfekte Ergänzung in der Reihe der Ulmer und Neu-Ulmer Museen. Das architektonische „Kunstwerk“ von Architekt Richard Meier, ermöglicht mit großzügigen Flächen und kleineren Kabinetten eine lichtdurchflute Präsentation für unterschiedlichste Anforderungen. Immer nach der Philosophie vom Stadthaus-Team, mit Weitblick und Nähe die Vielfalt unterschiedlicher Menschen und Kulturen zusammenzubringen und global zu denken. Die drei, nahezu parallel gezeigten Ausstellungen „Ich werde deutsch“ von Maziar Moradi, „Fragile Träume“ von Katharina Eglau, und Paula Markerts „Reise durch Deutschland – Mordserie der NSU“ sind nicht neu, aber nach wie vor absolut aktuell. Die Themen Integration, Unterdrückung und Fremdenfeindlichkeit begleiten die Gesellschaft also weiterhin.
Maziar Moradi: Tegel. Aus: Ich werde deutsch – die Anfänge. 2015 – 2016
© Maziar Moradi
Maziar Moradis Arbeiten Ich werde deutsch von 2015/2016 dokumentieren die Ausnahmesituation in den Flüchtlingsunterkünften außerhalb unseres gesellschaftlichen Lebens, bis zu Inszenierungen von Erlebnissen und Episoden unterschiedlicher Migrantinnen und Migranten, die oft schon in der zweiten Generation hier leben. Die Fotos visualisieren Meilensteine in einem Prozess, der kaum jemals abgeschlossen sein wird. Wandtexte erläutern die teilweise skurrilen Aufnahmen und nehmen dabei die Perspektive der Protagonistinnen und Protagonisten ein. Eine Sichtweise die in den aktuellen Debatten um Migration und Integration kaum vorkommt.
Fragile Träume mit dem Untertitel Fotografien aus dem Orient entstanden in der Zeit als Katharina Eglau ihren Mann, den Nahost-Korrespondenten Martin Gehlen, bei seinen Reisen in der arabischen und islamischen Welt begleitete. Selbst Nachrichtenfotografin, nimmt sie bei dieser Fotoserie mehr die Rolle einer Mittlerin zwischen Orient und Okzident ein. Ihre Fotografien zeigen Alltagssituationen in einer Welt die zunehmend von Fanatismus und Engstirnigkeit geprägt ist. Die Träume der Menschen sind trotz der komplett anderen Lebensumstände die gleichen wie in fast allen Ländern dieser Welt. Was sie unterscheidet ist: sie sind fragil.
Bild links: Katharina Eglau: Goldschürfer im Sudan, 2017
© Katharina Eglau
Eine Reise durch Deutschland, zu Tatorten und Stationen schwer vorstellbaren Fremdenhasses. Dennoch, der Prozess ist abgeschlossen, die letzte, noch lebende Täterin verurteilt, die Anschläge des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Nicht beantwortet sind dagegen die Fragen der Angehörigen der zehn Ermordeten. Fragen nach der Fahrlässigkeit der Behörden, vielleicht Vertuschung, und nach der Ignoranz einer Gesellschaft, in der rechte Terroristen so lange unentdeckt tätig sein können. Die zwischen 2014 und 2018 entstandenen Fotografien zeigen Tatorte und Stationen nach den Anschlägen und insofern unspektakulär. Es ist eher eine stille Ausstellung der in Hamburg lebenden Fotografin, die das Erinnern und die offenen Fragen in den Fokus stellt.
Der Dreiklang der Ausstellungen schärft den Blick auf die deutsche Gesellschaft aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Themen. Die drei Künstlerinnen setzen dabei die Lebenswelt ihrer Protagonisten und Protagonistinnen in Szene, sie dokumentieren, aber sie sind nie belehrend.
Maziar Moradi: Ich werde deutsch 25.Februar bis 16.Juni 2024
Katharina Eglau: Fragile Träume 10.März bis 16.Juni 2024
Paula Markert: Eine Reise durch Deutschland 17. März bis 16. Juni 2024
Hier geht es zum Ausstellungsprogramm 2024: Fotografie im Stadthaus Ulm