Die Frage, welche Bücher (ersatzweise CDs u.ä.) man auf eine einsame Insel mitnehmen würde, ist äußerst beliebt. Es gibt aus den Antworten so viele Listen der Lieblings-Werke wie Befragte. Das bedeutet, die Auswahl ist höchst subjektiv und hängt ganz von den persönlichen Vorlieben ab. Aber: Hilfe naht, schließlich gibt es den Kanon, aber ach, auch da gibt es – von einigen Klassikern mal abgesehen – im Allgemeinen nur wenige Übereinstimmungen mit den persönlichen Vorlieben. Ein Thema, über das man folglich trefflich streiten kann.
Das weiß natürlich auch „TV-Literaturpapst“ Denis Scheck, der die – für ihn! – 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur zusammenfasste. In seinem bemerkens- und lesenswerten Vorwort weist er darauf hin, dass einen Kanon zu erstellen immer das „Schlachten von Lieblingsautoren“ bedeutet. Folglich finden sich bei ihm Astrid Lindgren neben Shakespeare, „Tim und Struppi“ neben James Joyce‘ Ulysses“ oder Becketts „Godot“, „Harry Potter“ neben Proust, Homer und Bert Brecht. Eine wild anmutende Mischung. Und es ist ein sehr großes Vergnügen, seine Ausführungen zu den für ihn wichtigen Werken zu lesen. Scheckscher Genuss eben, wie von ihm gewohnt. Die aus seinen TV-Sendungen bekannten und beliebten ironischen Anmerkungen müssen leider wegfallen. Es sind eben die Bücher, die den Meister positiv beeinflussten. Man könnte auch dieses Buch (statt der 100) mit auf die berüchtigte Insel nehmen…
Einen völlig anderen Ansatz verfolgt das Reclam-Bändchen „Die Leseliste“. Hier sind einfach 600 Titel der deutschen und der Weltliteratur aufgeführt und in drei, vier Zeilen kommentiert. Ohne Wertung, dafür mit wesentlichen biographischen Angaben. Kein Literaturführer, keine persönliche Note, aber für Literatur-Wissbegierige eine sachliche Hilfe. Nicht mehr, nicht weniger.
Denis Scheck, Schecks Kanon, Piper, 480 S, 25 Euro
Die Leseliste, Reclams UB, 200 S., 6 Euro