Evelyn Taylor-Kopp im Internet: Website: https:www.evelynkopp.net
Kunst von Kopp: Kommerz (2001), Kop(p)ien und Kunstsammlung (2002); Koppcornkino (2002) Koppa Cabana (2003), der Nachname der Künstlerin ist bisher immer auch Teil des Namens ihrer Projekte. Eine Art Markenstrategie zu vermuten, liegt nahe und ist wohl nicht ganz falsch, allemal hat Konzept, was Evelyn Kopp tut: konzeptuelle Kunst.
Ebendiese haben wir hier bislang ausgespart, weil ich vorurteilsvoll und tendenziös wie ich bin, die Kunst vorziehe, zu der ich einen sinnnlichen Zugang habe. Wenn dann noch Kopf und Geist ins Spiel kommen, umso schöner.
Aber umgekehrt: erst vertraut machen mit einem Konzept, meist einem konzeptuellen Ansatz, dessen Verstaendlichkeit ja a priori zumindest nicht sicher ist, um dann, wenn alles gut geht, einen Kunstgenuß zu erleben – nein danke, viel zu schwierig und zu riskant.
So dachte ich bisher und natürlich gibt es Gründe dafür, warum wir jetzt doch eine Ausnahme machen: die konzeptuelle Kunst von Evelyn Kopp ist selbst eine Ausnahme, weil sie eben doch unmittelbar sinnlich anspricht, fröhlich sogar, aktivierend und genauso lebenslustig, wie die junge Künstlerin selbst. Evelyn Kopp hat gerade ihr Studium abgeschlossen und hofft, noch ein Jahr als Meisterschülerin anhängen zu können.
An Koppa Cabana etwa kann ich mich noch gut erinnern: nur sehr wenig Zeit hatte ich, um zwischen zwei anderen Terminen, in der – von der Künstlerin im Jahr 2001 mitgegründeten – Poly-Galerie vorbeizuschauen: exotisch dicht die Atmosphäre, der Schuppen, der direkt aus der Karibik hätte sein können, Evelyns echt gute und typisch ironische PinUp-Bilder – das Ganze war als Ganzes zu erleben. Nachdem ich in der gebotenen Hektik noch gemütlich eine Pina Colada und eine Tequila Sunrise runterstürze, verkneife ich es mir lieber, die Hängematte in der Hütte einer Liegeprobe zu unterziehen, schade.
Bei allen Projekten Evelyn Kopps sind Konzentration und künstlerischer Ernst ständig präsent; ironisch sind sie schon, die Pin-Up-Bilder aus der Koppa Cabana Serie, “einfach witzig“ sind sie zum Glück nicht und vor allem weit davon entfernt, abzugleiten in die platte Ebene vordergründiger letztlich unpolitischer Kritik.
Als Meisterschülerin will Evelyn Kopp malen und Zeichnen und die konzeptuelle Kunst zuächst mal hintanstellen. Aber zuvor arbeitet sie noch an ihrer Diplomarbeit, die sie aus Aluminium schweisst: ein Helikoppter.
Wie aber kann das sein, daß Konzeptuelle Kunst gleichzeitig sinnlich ist?
Die Künstlerin beantwortet diese Frage im Gespräch schließlich indirekt selbst: die Überlegung, die ihrem Studium vorausging und die sie nun, als Meisterschülerin, wieder angehen will: Es gibt keine Bildende Kunst für Blinde.
Sie weiß, daß hier etwas getan werden müsse und auch getan werden kann: erste Überlegungen gehen in diese Richtung: Bildende Kunstwerke, ergänzt durch eine besondere Blindenschrift. Diese, für die Sehenden womöglich eher irriiterenden, tastbaren Zeichen sollen Teil ihrer hier geplanten Arbeiten sein, gleichzeitig auch Werkzeug der Kunstvermittlung gegenüber den Blinden, die hier einen eigenen und sogar privilegierten Zugang erhalten: anders als wir Sehenden, sind die Blinden das Ertasten gewohnt, reine Routine, die aber dann für uns alle eine neue sinnliche Erfahrung werden könnte. Natürlich hat das alles Konzept. Vielleicht dürfen wir von einem Konzept der Sinne sprechen.
Für alle Bilder in diesem Beitrag: © Evelyn Taylor-Kopp; VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Jürgen Linde, Februar 2004