Großartige Fotos, bei denen man sich in jedes einzelne lange, lange vertiefen, sich verlieren könnte, versammeln sich in diesem Ausnahmefotoband, von Nicola Strasser: über die Normandie, Sehnsuchtsort, Ort der Melancholien, aber auch Ort der versteckten Freuden.
Sie zeigt die raue Küste ungeschönt, sie verweist auf Tradition der Dörfer am Meer, aber auch auf die Schönheit der Küste und des Meeres, sie fängt das besondere Licht des Nordens ein. Es ist eine wartende Landschaft, die Normandie, mit immer wieder wartenden, beobachtenden, ankommenden Menschen – als kämen sie in ihrer Seelenlandschaft an, zu der es sie lange schon hingezogen hätte.
Dazu einfach hinreißende Momentaufnahmen, was Licht, was Wetter, was Küstenformationen mit pittoresken Küstenstädtchen angeht. Auch Details, Häuser, Tiere, Pflanzen, das Kruzifix am Wegrand, fügen sich da sehr harmonisch ein in den Fortlauf der Stimmungsbilder. Natürlich dürfen Klassiker wie der Mont-Saint-Michel nicht fehlen, aber, gut so, sie sind kein Schwerpunkt des Bandes, im Gegenteil: die Fotografin wählt breit, und gibt immer wieder auch dem Kleinen, Unscheinbaren, und doch so typischen Raum, wie der Szene im Restaurant, oder der Pferdevorführung, Vorgänge, die so wohl nur in der Normandie mit ihrem besonderen Licht, mit ihrer besonderen Atmosphäre, stattfinden können.
Ein hinführendes, sensibles Vorwort von Nikolaus Gelpke. Ein kenntnisreicher, einfühlsamer Essay von Karl Spurzem. Er stellt die Normandie in kultur- und zeitgeschichtliche Zusammenhänge, ebenso ruhig erzählt, wie dies die Fotos im gesamten Band machen, rundet den wunderbaren Band ab.
Nicole Strasser: Normandie, Fotoband. Leinen geb., 132 S., mare Verlag, Hamburg 2019. 58 €.