Kunstausflüge mit Sigrid Balke | zur Jubiläumsausstellung: | 25 Jahre Foundation Beyeler | 30.10.2022 – 08.01.2023
Weltbekannte Künstler, hochkarätige Meisterwerke, eine herausragende zeitgenössische Künstlerin und ein Special Guest. Die Fondation Beyeler feiert sich als eines der beliebtesten und erfolgreichsten Museen Europas und sein 25jähriges Bestehen mit einer sehenswerten Ausstellung und einer bemerkenswerten Installation.
Kontraste und Korrespondenzen zwischen 100 ausgewählten Hauptwerken der Sammlung und den hyperrealistischen Skulpturen des US-amerikanischen Künstlers Duane Hanson bestimmen die Atmosphäre der Ausstellung. Die kongeniale Kombination aus Kunstklassikern und einer Hanson Retrospektive, führt zu einer Ambivalenz mit der die Besucher immer wieder konfrontiert werden. Hansons Archetypen aus der Mittel- und Unterschicht wirken als Besucher deplaziert, bekommen als Handwerker jedoch die ihnen zustehende Bedeutung für den Museumsalltag und die reibungslosen Abläufe beim Auf- und Abbau einer Ausstellung und der Instandhaltung. Sie streichen Wände, putzen Fenster, und sind maßgeblich an der Hängung beteiligt.
So wirkt es zumindest in dem Raum mit der großformatigen und großartigen Kunst von Anselm Kiefer. Sein monumentales Werk Pyramides ist fertig montiert, die Arbeiter machen Pause mit Pizza und Cola, der Fensterputzer im angrenzendes Raum mit der Fensterfront zum Park, betrachtet stolz das Ergebnis seiner Arbeit – die Kunstliebhaber können kommen. Was wie ein Blick hinter die Kulissen des Museums wirkt, ist nicht zuletzt ein sozialkritischer Blick der zu einem Perspektivenwechsel auffordert. Das bezieht auch die „Besucher“ mit ein, die nicht dem klassischen Bild eines Museumsbesuchers entsprechen. Die Figuren von Duane Hanson öffnen in dieser Ausstellung die Kunst für jeden, heben Grenzen auf und bleiben dennoch Objekt.
Hervorragend kuratiert von Raphaèl Bouvier, entstehen Dialoge und Analogien zwischen den Meisterwerken der Sammlung – Cezanne, Van Gogh, Degas, Monet, Miró, Paul Klee, Pablo Picasso, Kandinsky, Henri Rousseau, Alberto Giacometti, Andy Warhol und Mark Rothko, bis hin zu den neueren Ankäufen von Francis Bacon, Anselm Kiefer, Louise Bourgeois, Baselitz, Wolfgang Tilmanns, Marlene Dumas oder Tacita Dean. Die Ausstellung ermöglicht einen Streifzug durch die Kunstgeschichte mit weltbekannten Schlüsselwerken und sie zeigt zugleich die Weiterführung der Sammlung von Ernst und Hildy Beyeler in die Gegenwart und Zukunft.
Die Zukunft der Kunst ist, unter anderem, die Auseinandersetzung mit Themen unserer Zeit, wie es der kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo eindrücklich und bewegend gelungen ist. Sie bespielt mit ihrer Installation Palimpsest einen eigenen Raum der mit 66 weißen Steinplatten komplett ausgelegt und begehbar ist. Die Besucher sehen Namen von im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingen, die durch „Tränen“ immer wieder verschwimmen, weitere Namen erscheinen und wieder verblassen lassen. Ein tragischer Kreislauf von Bestehen und Vergehen.
Die Installation „weint die Namen“ und sie berührt. Kein Werk um ein Jubiläum zu feiern, aber die konsequente künstlerische Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Das zeichnet die Fondation und die Ausstellung aus – sie spannt den Bogen zwischen Klassikern der Kunst, zeitkritischen Werken und künstlerischen Positionen zu den aktuellen Themen unserer Zeit.
Fotos: Mark Nedermann, Sigrid Balke