Kunstausflüge mit Sigrid Balke | Kunsthalle Weishaupt Ulm | 23.10.22 – 18.06.23 | Reine Formsache
Keineswegs, auch wenn der Ausstellungstitel dies vermuten lässt. Die neue Ausstellung in der Kunsthalle Weishaupt bringt neben dem Spiel mit Formen, auch leuchtende Farben ins herbstliche Nebelgrau und erfüllt mit der Ausstellung Konkreter Kunst einen langgehegten Wunsch des Sammlers Siegfried Weishaupt. Dessen Leidenschaft für die streng geometrischen Arbeiten von Josef Albers, Richard Paul Lohse und Piet Mondrian waren der Ausgangspunkt der Sammlung Jutta und Siegfried Weishaupt und sind heute ihre Basis.
Davon ausgehend kuratierte die Kunsthallenleiterin Kathrin Weishaupt-Theopold zusammen mit Luisa Schneider eine Ausstellung die verschiedene künstlerische Positionen zusammenführt. Die Schlüsselwerke der Sammlung – ein Mondrian aus dem Jahr 1922 und ein farblich reduziertes Werk von Josef Albers – sind in der Ausstellung zusammen mit Werken, unter anderem von Max Bill und Vordemberge-Gildewart zu sehen.
Konkrete Kunst, aber mit einem unterschiedlichen Ansatz. Während Mondrian, von der Anthroposophie beeinflusst, den Farben eine spirituelle Bedeutung zuordnete, war der Ansatz ab den 50er Jahren eine rein mathematisch, geometrische Auseinandersetzung mit Formen und Farben. „Konkrete Kunst ist in ihrer letzten Konsequenz der reine Ausdruck von harmonischen Maß und Gesetz“ formulierte Max Bill die rein formale Herangehensweise. Mit Max Bill, dem Gründungsdirektor der früheren Hochschule für Gestaltung HfG und Dozenten wie Albers und Vordemberge-Gildewart, war das Unternehmen Weishaupt über Auftragsarbeiten wie die Entwicklung eines Corporate Identity, eng verbunden. Kathrin Weishaupt-Theopold ist mit der Sammlung groß geworden und hat einen engen Bezug zu Abstrakter Kunst. „Sie ist universell erfahrbar, ein Verständnis der Bildsprache ist nicht erforderlich und weitergehende Informationen sind lediglich eine spannende Ergänzung, aber keine Voraussetzung. Sie sind freier interpretierbar, und Sehen wird zu einem aktiven Prozess der zu der Frage führt Wie nehme ich Formen und Farben wahr?“
Eine Frage, mit der sich auch Josef Albers beschäftigte, und die Seherfahrung des Betrachters und seine Farbwahrnehmung herausfordert. „Praktische Übungen demonstrieren durch Farbtäuschung die Relativität und Instabilität von Farbe“ steht als Zitat über seinen Werken, in denen er die Illusion unterschiedlicher Farbwirkung mit bewusst angeordneten Quadraten umsetzt.
Das Quadrat als geometrische Grundform ist ein Leitthema, das sich mit unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen – mal aus dem Lot gefallen, mal als Weisse Wolke – durch die Ausstellung zieht. Daneben Rechtecke, Trapez, Kreis – die Bandbreite geometrischer Formen als Ausgangspunkt für Struktur, Ausdruck von Zeitgeist und optischer Täuschung. Die Ausstellung führt Künstlergruppen wie die Zürcher Konkreten und eigenständige Künstler zusammen, schließt amerikanischen Positionen ein, und gibt Zeitgenossen wie Gerwald Rockenschaub, Gerold Miller oder Philippe Decrauzat ihren Raum. Sie stellt gegenüber oder ergänzt kongenial wie bei der Arbeit von Ulrich Wolfram aus dem Jahr 2014 und einem Werk von Roy Lichtenstein aus der Reihe Perfect Painting. Beide sind auf ihre eigene Art klar strukturiert und, wie auch die anderen Werke der Ausstellung, ein wohltuender Ausdruck von Ordnung in „unordentlichen“ Zeiten.
Ausstellungsdauer: bis 18.06.2023
Öffentliche Führungen Samstag und Sonntag 14 Uhr