(Beitrag von 1998)
- Sommerausstellung – Künstlerinnen und Künstler der Galerie08.07. – 09.09.2023 | Sommerausstellung der Galerie Knecht, Karlsruhe
- Hoffnung bewegt! Amnesty InternationalBenefizsausstellung 25.10. – 14.11.2021
- Axel Heil: Theatrum Mundi (mit Hundi)Prof. Axel Heil über Uwe Lindau (Textbeitrag von 2010)
Uwe Lindau im Internet: | Website: www.uwe-lindau.de
E-Mail: ich@uwe-lindau.de
„Wenn er anpassungswilliger oder anpassungsfähiger wäre, könnte er weltbekannt und womöglich reich sein“ – so oder jedenfalls in diesem Sinne haben mir schon mehrere regionale Kunstexperten den Maler Uwe Lindau und seine Arbeit beschrieben.
Nun, auch so ist Uwe Lindau einer der besten und vielleicht der wichtigste Maler unserer Region. Daß er bei Markus Lüpertz studiert hat, darf nicht unterschlagen, sollte aber auch nicht überbewertet werden: anders als andere Lüpertz-Schüler, die sich durch dessen Dominanz eher gebremst als motiviert fühlten, hat sich Uwe Lindau dem unmittelbaren Einfluß dahingehend entzogen, daß er zumeist in seinen eigenen Räumen arbeitete und weniger in der Akademie.
Prof. Wolfgang Hartmann hat vor wenigen Jahren Uwe Lindaus Arbeit so beschrieben:
„Uwe Lindau ist ebensowenig ein reiner Abstrakter wie ein bloßer Realist – auf formaler wie aufinhaltlicher Ebene; er ist vielmehr beides, und das in einer für ihn so charakteristischen Durchdringung von Figur und Abstraktion. Es gibt für diese Stilrichtung den Begriff der »Freien Figuration«: das bedeutet, daß das Figürliche zwar erkennbar ist, aber frei, assoziativ-abstrahierend erscheint…“
„…Ähnlich kann man auch hinsichtlich der Technik sagen, daß Uwe Lindau kein bloßer Maler und kein reiner Zeichner ist, sondern wiederum beides: Seine Zeichnungen verdichten sich häufig zu malerischen Gefügen, und seine Gemälde sind trotz prangender Farbakkorde doch immer wieder von linearen Elementen, von skripturalen, gezeichneten oder geritzten Lineamenten durchzogen.“
Auffallend ist immer wieder auch der art brut- Charakter der Bilder; auch Elemente der Primitivkunst finden sich.
Für mich scheinen Lindaus Bilder alles zu enthalten: Hoffnung, Träume, Gewalt, sprudelnde Lebendigkeit, Humor, eine eigenwillige sehr feinsinnige Ironie, genauso aber auch Zweifel, Anflüge von Verzweiflung, Angst, Einsamkeit und Wut. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dieser Vielzahl von Elementen, die in gewaltiger Präsenz und Gleichzeitigkeit jeweils alles fordern, erscheint durchaus als ein Kampf.
Uwe führt seine Kämpfe als Philosoph und Stratege über längere Zeiträume hinweg: insbesondere die großen und sehr großen Bilder – Uwe Lindau gehört zu der Gruppe der „Kunst an der Plakatwand“ – werden, oft über Jahre hinweg, immer wieder verändert, ergänzt, übermalt, bis er allen Elementen darin und damit schließlich sich selbst gerecht geworden ist.
Intensive Spannung und äußerste Konzentration prägen diesen „Kampf an tausend Fronten“ (Lindau) und in einem früheren Porträt über Uwe hatte ich geschrieben „Uwe Lindau kämpft sein Leben“.
Dieses Selbstzitat erlaube ich mir nur deshalb, weil ich daran anknüpfend heute, da ich Uwe Lindau etwas länger und besser kenne, einen Schritt weitergehen will:
Immer wieder neue Bilder – gleichzeitig kraftvoll und sensibel, mit heftiger Geste und feinsten Schichten, lassen mich erahnen, daß der Philosoph Lindau bereits gesiegt hat; wenn man mir ein Wortspiel erlaubt: Uwe Lindau ist ein Mensch, den die Hoffnung nicht aufgibt.
Um auf unseren Einstieg zurück zu kommen: selbst wenn Uwe Lindau anpassungswillig wäre, anpassungsfähig ist er nur in einem geringeren Maße, welches er notfalls jeden Tag neu, aber in jedem Fall ganz alleine festlegt. Auch deshalb „enttäusche ich sehr viele Menschen“, sagte er mir vor kurzem; doch der Philosoph Uwe Lindau lacht, als ich „Enttäuschung“ eben als das Ende einer Täuschung definiere.
Jürgen Linde, 1998