Kunstausflüge mit Sigrid Balke | Kunstausflug in die Welt der NFTs
Kryptokunst vs. Kunst, oder Kryptokunst und Kunst? Sind NFTs wirklich Kunst, oder nur eine neue Art Geld zu generieren? In einer informativen Gesprächsrunde gingen Michael Lüthy, Professor für Kunstgeschichte an der ABK Stuttgart, Kerstin Thomas, Professorin für Kunstgeschichte an der Uni Stuttgart und Kolja Reichert, Autor und Programmkurator Diskurs an der Bundeskunsthalle, der Frage nach dem Stellenwert von NFT Kunst nach.
Das Gespräch fand statt in der Akademie der Bildenden Künste.
Sie ordneten Kryptokunst zwischen realer und digitaler Kunst ein, beurteiltenen das Potential und versuchten, den Kunstbegriff weiter zu fassen und neu zu definieren. Eingeladen hatten das Kunstmuseum Stuttgart, die Staatliche Akademie der Bildenden Künste und die Universität Stuttgart, die im Rahmen der Veranstaltungsserie „mitten drin“, aktuelle gesellschaftliche und politische Themen zur Diskussion stellt.
Wie NFTs entstehen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wie sich die Kryptokunst seit den Crypto Punks, der ersten NFT Kunst 2017, entwickelt hat, erklärte Kolja Reichert in seinem kurzen Einführungsvortrag. NFT ist das Akronym für Non Fungible Token, nicht reproduzierbare Zahlencodes. Token setzen Punkte auf einer Blockchain wie beispielsweise der Kryptowährungsplattform Etherum, die durch einen Smart Contract gesichert sind und über ein hinterlegtes Wallet finanziert werden. Kryptokunst entstand zunächst aus der Technologie selbst, während inzwischen Museen wie die Uffizien, Werke aus ihrem Bestand als NFTs anbieten. Michelangelos Tondo Doni erzielte dabei mit 14.000 USD einen vergleichsweise geringen Preis. Das zeigt, dass der Wert im NFT Kunstmarkt auf der kollektiven Werteinschätzung basiert, und der Wert des realen Kunstmarktes kaum relevant ist. Kriterien sind vielmehr der damit verbundenen Benefit, die Virulenz auf dem Sekundärmarkt und die Werte, die mit dem NFT Kunstwerk gesetzt werden. Das können politische Botschaften sein oder der Zweck, für den das generierte Geld verwendet wird. Der Sekundärmarkt spielt die entscheidende Rolle, denn der Kauf selbst wird zur Ware, der Smart Contract sichert dem Künstler regelmäßige Tantieme und es entsteht eine neue Form von Ökonomie. Also keine Kunst, sondern eine Verwertungstechnik? Bei dieser polarisierenden Frage gingen die Meinungen der Podiumsteilnehmer und der Zuhörer auseinander. Zum einen gab es den Standpunkt, es handele sich um eine neue Technik mit unterschiedlichen Ausprägungen, die durchaus Werte setzt, bei der Ästhetik im überlieferten Sinn nicht entscheidend ist, und der Ansicht, diese Kunst sei nicht durch Kriterien wie Ästhetik oder Qualität nach der Kant’schen Definition von Genie „gedeckt“. Ob NFts den normalen Begriff von Ästhetik benötigen, um als Kunst wahrgenommen zu werden, oder ob ihr Anspruch Kunst zu sein ausreicht, blieb offen.
Fazit nach einer informativen und anregenden Diskussion: Kryptokunst wird neben der realen Kunst und Digitaler Kunst als Medium ihren Platz behaupten. Sie bietet die Möglichkeit kollektiver Teilhabe, Transparenz, eine andere Art von Eigentum und nicht zuletzt für die Künstler die Chance Geld zu erwirtschaften.
Der ökonomische Aspekt ist für 82 Prozent aller Teilnehmer am NFT Kunstmarkt das primäre Ziel.