Franziska Schemel, Way Out 4
Nach langer pandemiebedingter Pause kehrt im Juli (vom 7. bis zum 10.) die art Karlsruhe zurück. Endlich, werden Kunstliebhaber und Messebesucher sagen, endlich werden auch Galeristen und Künstler denken, die Begegnungen mit Interessierten und Sammlern in den vergangenen zwei Jahren schmerzlich vermisst haben.
Zu den Karlsruher Aktivposten der Szene und der Kunstmesse art gehört von Anfang an Franziska Schemel. Üblicherweise wird sie von zwei Galerien vertreten (Knecht und Burster aus Karlsruhe und Mollwo aus Basel-Riehen) und ihre Arbeiten sind sehr gefragt. Zum einen, weil sie verständlich sind und Franziska Schemels künstlerische Handschrift tragen, die man sofort erkennt und wieder erkennt, andererseits aber sicher auch, weil sie erschwinglich sind und man mit der Schöpferin schnell und leicht ins Gespräch und in Kontakt kommt.
Zur ihrem sehr persönlichen Ausdruck gehört die collagenartige Technik, mit der sie Fotografien in ihre Bilder einbaut. Die Fotos sind Einblicke, Durchblicke und auch Ausblicke in Situationen, die man selbst gut kennt: Unterführungen, Tunnels, Menschen-Kanäle, die von A nach B führen, wobei dem Betrachter nicht klar ist, wohin es gehen wird. Rauf oder runter ist meist erkenntlich; manchmal erscheinen Lichtblicke, mal vermutet man, es gehe tiefer in ein Inneres. Den oft isoliert auftretenden Menschen (auch wenn sie sich in der Masse bewegen) in den Gängen oder auf den Treppen, ihnen scheint durchaus klar zu sein, wohin sie geführt werden. Gleich, ob sie kommen oder gehen. Diese Unterführungen, wie sie in den Metropolen der Welt gebaut wurden (und manchmal auch in großen Kleinstädten), führten letztlich auch zum Titel der Katalog-Reihe der Künstlerin: Way Out. Jetzt gibt es also davon den vierten Band.
Way Out 4 beinhaltet neuere Arbeiten, entstanden zwischen 2017 und 2021, in unterschiedlichen Formaten. Dabei geht Franziska Schemel technisch partiell über die üblichen Collagen hinaus und ersetzt die Fotos teilweise durch gemalte Motive, die sich an der fotografischen Thematik orientieren, sie oft auch fortführen, vielleicht sogar gelegentlich im Ansatz persiflieren, weil der Betrachter auf den ersten Blick auf ihre gewohnte fotografische Herkunft hereinfallen kann. Für die Strukturen arbeitet Franziska Schemel auch mit Sand, den man auf Bildträgern sonst eher selten findet. Die verwandelte und behandelte Oberfläche gibt den Arbeiten einen Anflug von Natürlichkeit, der im Widerspruch zum eigentlichen Bildthema steht und die Unmenschlichkeit der von Menschen für Menschen geschaffenen Kunst-Richtungsräume (rein oder raus) hervorhebt. Chris Gerbing hat den einführenden und sehr lesenswerten Katalogtext („Archaische Urbanität“) geschrieben.
Franziska Schemel, Way Out 4, 48 S., Querformat, € 10, erhältlich in der Galerie Knecht und Burster, KA, Baumeisterstr. 4 oder unter info@franziska-schemel.de