raum | strukturen | zeichen – über Johanna Seiter

E-Mail: j.seiter@arcor.de

Objekte – Raumzeichnungen, Raumstrukturen betitelt Johanna Seiter ihren kleinen Katalog mit den Arbeiten, die mir aufgefallen waren auf ihren Internetseiten. Elektrisiert von diesen eigenwilligen Objekten habe ich die Künstlerin gleich kontaktiert.

© Johanna Seiter, VG Bildkunst Bonn 2020

Bei einem Atelierbesuch erst verstehe ich, wie eng diese Objekte tatsächlich verbunden sind mit Zeichnung und Malerei. Gewissermaßen sind sie aus Johanna Seiters malerischer und zeichnerischer Arbeit und vor allem aus den „Bildbänden“ und Bildobjekten heraus entstanden.
Die Künstlerin, die aus dem Bereich der Steinbildhauerei kommt, ist bisher in erster Linie als Malerin bekannt.

Insbesondere in ihren Zeichnungen und den Bildbänden erscheinen immer wieder Strukturen oder Strukturmuster als wesentliche Bildelemente, die dem Bild Ordnung und Halt geben. Das Quadrat, für die Künstlerin ein Symbol der Erde, spielt dabei eine besondere Rolle.

© Johanna Seiter, VG Bildkunst Bonn 2020

In ihrem Atelier zeigt mir Johanna Seiter auch wunderbare neue Zeichnungen. Ich erlebe die Künstlerin als brillante Zeichnerin, die aus der zeichnerischen/malerischen Arbeit ins Dreidimensionale ausfliegt und gerade jetzt wieder zurückkehrt zum Medium Zeichnung, wo sie – auch oder vor allem? – zuhause ist. Die weitere Arbeit der Künstlerin wird diese Frage wohl beantworten. In jedem Fall wünsche ich mir von Johanna Seiter auch weitere Werke aus dem Bereich der Skulptur – und auch weitere Bildbände, eine ebenfalls sehr eigene Form.

Denn genial ist, wie sie mit Eisengittern künstlerisch zu arbeiten versteht: der zeichnerische Ursprung ist leicht zu erahnen; doch der – sagen wir expressive künstlerische Hinzugewinn – durch die dritte Dimension überrascht den Bertrachter wie auch gelegentlich die Künstlerin selbst.

© Johanna Seiter, VG Bildkunst Bonn 2020

Aus der Spannung zwischen der Schwere des Materials und dem Eindruck der Leichtigkeit, die Johanna Seiter durch ihre Strukturen hervorruft, entwickeln die Eisenobjekte eine spezielle Anziehgungskraft, ja: Charme.

Das Fotografieren dieser Arbeiten ergibt einen weitere Dimension der Komplexität: Das „Zusammenfassen“ der verschiedenen Seiten auf zwei Dimensionen macht ein neues, anderes Bild sichtbar. Spielerisch, aber auch sehr systematisch integriert Johanna Seiter die Quadratstrukturmuster aus dem Raum – zurück in die Zeichnung. Die Ordnung bleibt erhalten, nochmals gewachsen ist die Lebendigkeit.

© Johanna Seiter, VG Bildkunst Bonn 2020

Und wieder werden Grenzen thematisiert, in Frage gestellt: mehr als hier am Bildschirm sichtbar gemacht werden kann, bewegen sich Johanna Seiters aktuelle Arbeiten zwichen Malerei und Zeichnung – souverän getragen von Struktur.

Unabhängig davon, ob Johanna Seiter zeichnet oder Skulpturen entwickelt, es sind drei Elemente, die sie immer thematisiert und integriert:

raum strukturen zeichnen
Jürgen Linde, im April 2008