13.03. – 12.09.2021 | Daniel Roth – Stac Lee
Daniel Roth – Stac Lee
Die neue Sonderausstellung des Förderkreises der Städtischen Galerie Karlsruhe widmet sich unter dem Titel „Stac Lee“ dem aktuellen Schaffen des Künstlers Daniel Roth. 1969 in Schramberg geboren, studierte Roth von 1990 bis 1996 bei Harald Klingelhöller an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Das Werk des in Karlsruhe lebenden und arbeitenden Installationskünstlers wurde mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet und war in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. Seit 2007 hat Roth eine Professur an der Karlsruher Akademie. In seinem vielschichtigen und gattungsübergrei-fenden Werk schafft der Künstler imaginäre Räume von hoher narrativer Dichte. Scheinbar unzusammenhängende Orte, Objekte oder Ereignisse werden von ihm kunstvoll miteinander in Beziehung gesetzt. Die Ausstellung im Forum der Städtischen Galerie Karlsruhe zeigt eine umfassende Rauminstallation, die eigens für diesen Ort geschaffen wurde.
„Stac Lee“ entwirft eine imaginäre Landschaft, in der sich die Besucher*innen frei bewegen können. Der Titel bezieht sich auf einen schmalen Felsen einer schottischen Inselgruppe – ein monolithisches, nahezu unerreichbares Stück Natur. Fäden und Schnüre verbinden weit entfernte Gegenstände und Körperteile über große Distanzen hinweg.
Die komplexe Wandarbeit „Landschaft, Netze“ deutet gemeinsam mit der Bodenskulptur „Landschaftsmodell Strand“ eine abstrahierte Landkarte an. Die aufgehängten Seile spielen auf eine zurückgelegte Strecke an, die am Boden liegenden Objekte können als Wegmarkierungen gelesen werden.
Die mit „Aokigahara“ betitelten Bilder beziehen sich auf den japanischen Wald am Fuß des Mount Fuji. Dieser Teil des Fuji-Hakone-Izu-Nationalparks ist aufgrund seiner Dichte und Weitläufigkeit, in der man sich leicht verlieren kann, aber auch wegen zahlreicher dort verübter Selbstmorde geheimnisumwoben. Ausgangspunkt für diese Reihe von insgesamt acht mit Kreidesteingrund behandelten Holztafeln ist eine Bleistiftzeichnung. Sie zeigt den Innenraum eines fiktiven Hotels, von dem aus sich entlang zweier Wände ausschnitthafte, introspektive Bilder spinnen. Die feine Aquarellmalerei zeichnet abstrahierte Landschaftsformationen und Formen, die sich manchmal zu vertrauten Bildern wie Knochen oder Verästelungen wandeln.
Diese sehr erzählerischen und gleichzeitig bruchstückhaften Bildmomente setzt Roth gleich einem Reisenden, der sich seinen Weg bahnt, zueinander in Beziehung. Auf diese Weise entstehen höchst assoziative Gedankenräume, die den Betrachtenden weniger Gewissheiten als Ahnungen vermitteln.
Das Motiv des Reisens bestimmt bereits die 2013 entstandene Rauminstallation „Die Straße“, die sich in der Sammlung der Städtischen Galerie Karlsruhe befindet und aktuell im Rahmen der Dauerausstellung im ersten Obergeschoss zu sehen ist.
Die Faszination für die besondere Atmosphäre von Orten und Landschaften spiegelt auch das anlässlich der Ausstellung erschienene, von Daniel Roth und Jonas Fechner konzipierte Künstlerbuch. Neben Raumansichten und Werkabbildungen vereint die Publikation historische Fotografien und Auszüge ausgewählter literarischer Texte von Joseph Conrad, Michel Houellebecq, Cormac McCarthy und John Steinbeck. Die Auszüge aus dem Werk dieser Autoren kreisen um die mystische Bedeutung von Orten und ihren Beziehungen untereinander und schließen so den Kreis zu dem bildnerischen Werk Roths.
Die Ausstellung „Daniel Roth. Stac Lee“ ist die zehnte Präsentation des Förderkreises in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe. Der 1996 gegründete Förderkreis unterstützt mit großem Engagement die wissenschaftliche und bildungsvermittelnde Arbeit des Museums ideell und materiell. So finanziert der Verein von Anfang an und bis heute immer wieder Neuerwerbungen für die Sammlung, die den eigenen Bestand hervorragend ergänzen. In den zurückliegenden Jahren wurden der Galerie bedeutende Kunstwerke übergeben, unter anderem von Hiromi Akiyama, Silvia Bächli, Hans Baschang, Ulrich Erben, Fritz Klemm, Rainer Küchenmeister, Meuser, Walter Stöhrer und Günter Umberg. Der Förderkreis unterhält auch einen außergewöhnlichen Museumsshop, in dem originale Kunstwerke namhafter Künstler*innen zum Verkauf angeboten werden. Darüber hinaus richtet der Verein etwa alle zwei Jahre im Forum des Museums Studioausstellungen für ausgewählte Künstler*innen aus, begleitet von einer jeweils individuell gestalteten Katalogpublikation. Die zurückliegenden Präsentationen galten Hiromi Akiyama (1999/2000), Gerhard Mantz (2001/02), Harald Klingelhöller (2005), Günter Umberg (2006), Sabine Funke (2009), Meuser (2011), Ulrike Michaelis (2013/14), Axel Philipp (2016) und Heinz Pelz (2018).
Das anlässlich der Ausstellung erschienene Künstlerbuch ist zum Preis von 25 Euro an der Museumskasse erhältlich.