KunsthalleKarlsruhe@ZKM – Ein neuer Blick auf die Sammlung

Videofilm zur Ausstellung

Bild oben: Pia Fries: fahnnbild 11, 2010; © VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Maurice de Vlaminck, Landschaft bei Chatou, 1906 © VG Bild-Kunst, Bonn 2023 |  ZKM Karlsruhe / Kunsthalle Karlsruhe | ab 28.04.2023: | Die Kunsthalle zu Gast im ZKM

Während der mehrjährigen Schließzeit des Hauptgebäudes der Kunsthalle sind ab dem 29. April wesentliche Teile der Sammlung für fünf Jahre im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien für die Öffentlichkeit sichtbar. Auf rund 2000 Quadratmetern präsentiert die Kunsthalle Bilder und Plastiken vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart in einer speziell für den Hallenbau entwickelten Neukonzeption. Die Räume in den Lichthöfen 1 und 2 des ZKM werden auf der Grundlage eines Architektenwettbewerbs mit dem Büro Merz+Merz (Berlin und Stuttgart) gestaltet. Den Prolog bildet eine Videoprojektion von Anna Henckel-Donnersmarck (Berlin), eine filmische Reflexion über den historischen Museumsbau in der Hans-Thoma-Straße, den die Werke vorübergehend verlassen haben. Als Epilog fungiert eine konzeptuelle Arbeit von Karin Sander, die ausschließlich akustisch erfahrbar ist. Zwischen diesen Medienkunstwerken zweier zeitgenössischer Künstlerinnen entwickelt sich der insgesamt chronologische Rundgang vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart – ein Querschnitt der Sammlung mit den beliebten Hauptwerken von Matthias Grünewald und Hans Baldung Grien, von Rembrandt, Rubens und Chardin, von Cézanne, Gauguin und Beckmann, Max Ernst, René Magritte und Joan Miró sowie Gerhard Richter und Pia Fries.
Der Kontextwechsel bietet die Chance, die Sammlung neu und anders zu sehen: Vertraute Bilder treffen auf selten gezeigte Werke; der Beitrag von Künstlerinnen wird besonders hervorgehoben und der Kanon der Kunstgeschichte durch neue Stimmen erweitert. Akzente im Rundgang setzen ein frisch restauriertes Hauptwerk der frühen Neuzeit, ein Vermächtnis hochrangiger Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts und eine vom Land Baden-Württemberg neu erworbene fotografische Sammlung sowie seltener gezeigte graphische Werke aus dem Kupferstichkabinett.

Die Eröffnung am 28. April ist gleichzeitig auch die Verabschiedung der Direktorin,
Prof. Dr. Pia Müller-Tamm, die am 30. April 2023 in den Ruhestand geht. Informationen zum Eröffnungsprogramm am 29. und 30. April im ZKM finden sich in Kürze unter kunsthalle-karlsruhe.de

Bild oben: Visualisierung Kunsthalle@ZKM © Visualisierung: merz merz gmbh & co. kg

Sanierung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

Grundlage der umfassenden Sanierungsmaßnahme ist der im Jahr 2018 durchgeführte Architektenwettbewerb, der aus einem Realisierungs- und einem Ideenteil bestand. Der Realisierungsteil bezog sich auf die Sanierung und Umstrukturierung des Hauptgebäudes. Im Ideenteil wurden Lösungsansätze für die ganzheitliche Entwicklung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe unter Einbeziehung des benachbarten Amtsgerichtsareals erbeten. Die Planungen für die Sanierung und Umstrukturierung des Hauptgebäudes erfolgen seit Herbst 2018 auf der Grundlage des Siegerentwurfs von Staab Architekten GmbH (Berlin). Derzeit befindet sich das Projekt in der Ausführungsplanung (Leistungsphase 5). Baubeginn ist voraussichtlich im 1. Quartal 2024.
Die Bauzeit wird nach heutigem Stand auf knapp vier Jahre geschätzt. Vor Beginn der Baumaßnahmen wird das Hauptgebäude der Kunsthalle komplett geräumt. 2022 sind die Bibliothek und die Büros in das Interimsgebäude in der Hermann-Veit-Straße umgezogen. 2023 findet als Ergebnis von mehrjährigen Vorarbeiten der Umzug der Sammlung (Kupferstichkabinett, Gemälde, Skulpturen) statt. Nach der Wiedereröffnung des Gebäudes in der Hans-Thoma-Straße werden wesentliche Teile des Museums weiterhin im Interim verbleiben, weil sie im Raumprogramm der künftigen Erweiterung lokalisiert sind. Im Koalitionsvertrag 2021 für Baden-Württemberg wird die Erweiterung als „bedeutendes Bauvorhaben“ genannt. Vorbereitungen dazu werden seitens der Kunsthalle aktiv betrieben.
Wesentliche Ziele im Rahmen der Sanierung und Umstrukturierung des Hauptgebäudes der Kunsthalle sind die Stärkung des Denkmals, die Herstellung einer neuen Mitte im überdachten Innenhof, die Barrierefreiheit und eine bessere räumliche Orientierung für die Besucher*innen, die Klimatisierung der Galerien, die Erneuerung der
technischen Infrastruktur sowie die Verbesserung von Sicherheit und Brandschutz.
Die Bauherrschaft liegt beim Land Baden-Württemberg, vertreten durch den Landes-Betrieb Vermögen und Bau, Amt Karlsruhe. Die Durchführung erfolgt in enger Abstimmung mit den Ministerien für Finanzen und Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie den Architekten, der Denkmalpflege und dem Museum als Nutzer. Ein interdisziplinär besetzter Beirat Bauen begleitet seit 2019 die baulichen Planungen und die museologische Neuausrichtung der Kunsthalle.

Bild links: Anheben des Gemäldes, Das Gastmahl des Plato, Anselm Feuerbach, 1869, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Umzug der Kunstwerke
Bereits im Jahr 2018 begann die intensive Planung für das große Projekt des Umzugs der Kunstwerke. Rund 3.600 Gemälde, 400 Skulpturen und annähernd 100.000 Arbeiten auf Papier müssen ihren Ort wechseln. Alle Objekte wurden am Standort überprüft, neu vermaßt und konservatorisch begutachtet. An zahlreichen Objekten wurden Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, Einrahmungen verbessert und Maßnahmen zum Rückseitenschutz durchgeführt. Für jedes Objekt wurde eine spezifische Verpackungs- und Transportvorgabe festgelegt sowie unverpackte Werke des Kupferstichkabinetts in säurefreie Kassetten umgelagert. Parallel dazu wurde die digitale
fotografische Erfassung der Gemäldesammlung abgeschlossen. Diverse Sondermaßnahmen mussten eingeleitet werden, so die Vorbereitung der Großformate von Anselm Feuerbach und Ferdinand Keller, die erstmals seit Jahrzehnten von der Wand bewegt und ausgerahmt wurden.

Orangerie und Junge Kunsthalle
In der Orangerie werden derzeit Sanierungsmaßnahmen an der Glaszwischendecke in der Rotunde und an der Fassade der Karrera durchgeführt. Im Laufe des Jahres 2023 sollen diese Maßnahmen abgeschlossen werden, sodass die Orangerie ab 2024 für Sammlungspräsentationen und Wechselausstellungen zur Verfügung steht. Die Kunsthalle bereitet erste Projekte dafür bereits vor.


2023 feiert das Kindermuseum, die Vorgängereinrichtung der Jungen Kunsthalle, ihr 50jähriges Jubiläum; die Junge Kunsthalle zählt somit zu den ältesten Kindermuseen in Deutschland. Aus diesem Anlass wird eine Jubiläumsausstellung gezeigt und zudem der Blick zurück auf die Entwicklung der Kunstvermittlung, die immer gesellschaftlich-kulturelle Veränderungen widerspiegelt, und nach vorne in die Zukunft gerichtet.

Bild links: Ausgerahmtes Gemälde und Rahmen, Das Gastmahl des Plato, Anselm Feuerbach, 1869, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Kunstbibliothek
Mit ca. 180.000 Büchern und über 1.000 Zeitschriftentiteln ist die Bibliothek der Kunsthalle eine der größten Kunstmuseumsbibliotheken in Deutschland. Mit dem Umzug in die Hermann-Veit-Straße konnten die Bestände aus vier Standorten erstmals an einem Ort zusammengeführt werden. Die neue Bibliothek bietet Arbeitsplätze für vierzehn Nutzerinnen und WLAN-Zugang. Es gibt außerdem Recherche PCs, über die die breit gefächerten digitalen Angebote der Bibliothek genutzt werden können. Die Bibliothek wird ab Mai 2023 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Informationen zu den Öffnungszeiten werden in Kürze unter kunsthalle-karlsruhe.de bekannt gegeben. 4/4 Digitale Vermittlung Die sanierungsbedingte Schließzeit hat die Kunsthalle verstärkt auch für die Weiterentwicklung von digitalen Angeboten genutzt. So konnte im vergangenen November der neue Podcast „Kunstsnack“ mit dem bekannten Comedian und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger erfolgreich gelauncht werden. Hierbei werden interessante Fakten rund um Werke der Kunsthallen-Sammlung humorvoll und kurzweilig aufbereitet. Alle zwei Wochen erscheint eine neue Folge auf allen einschlägigen Streamingplattformen. Der Podcast wird finanziell unterstützt von der Werner-Stober-Stiftung sowie den Freunden der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe e.V. Nähere Informationen dazu finden Sie unter kunsthalle-karlsruhe.de/podcast. Die Staatliche Kunsthalle ist seit Oktober 2022 als einziges Landesmuseum in Baden-Württemberg am Förderprogramm „Weiterkommen!“ des Zentrums für Kulturelle Teilhabe (ZfKT) beteiligt. Mit „Weiterkommen!“ werden Projekte zur Kulturellen Teilhabe, Kulturellen Bildung und Vermittlung in Baden-Württemberg unterstützt. Die Kunsthalle hat mit einem Konzept zur Nicht-Besucherinnenforschung überzeugt, dessen Umsetzung mit rund 29 Tausend Euro unterstützt wird.
Im Rahmen von mehreren Workshops mit Expertinnen wird sich den Zielgruppen der Nicht-Besucherinnen angenähert und eine digitale Plattform entwickelt, die auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppen eingeht.