Buchtipps von Harald Schwiers im kunstportal-bw
Im August wäre der amerikanisch-deutsche Schriftsteller Charles Bukowski 100 Jahre alt geworden. Amerikanisch-deutsch? Bukowski, für viele das Urbild eines versoffenen Autors, wurde in Andernach geboren; die Mutter war Deutsche, der Vater US-amerikanischer Besatzersoldat. Andernach ist ein pittoreskes Städtchen, direkt am Rhein, von Weinbergen umgeben. Ein Omen? Vielleicht. Bukowski trank in seinen Glanzzeiten Bier, Whisky und Wein, aber in geordneter Reihenfolge. Die Kontrolle über sich und sein Leben hat er bis zu seinem Tod 1994 eher selten verloren.
Der Maro-Verlag (aktuell mit dem Verlagspreis prämiert) hat allen Grund, Bukowski zu ehren und auch sich selbst zu feiern. Denn immerhin existiert der Verlag (der auch Autoren der Beat-Generation publiziert) im 50. Jahr. Hinter dem sinnreichen Titel „Ein Sixpack zum Frühstück“ verbirgt sich das Beste aus Bukowskis Feder aus 40 Jahren, in Geschichten, Gedichten, Briefen und anderen literarischen Zeugnissen (fünf Übersetzer). Natürlich geht es dabei um Alkoholkonsum, vordergründig. Dahinter steckt aber immer die sehr ironisierende Betrachtung der zahlreichen Schattenseiten des ach so gloriosen „american way of life“. Mit welchem Stoff man sich die eigene Existenz und das korrupte System verschönt, ist Bukowski im Prinzip egal. Und das schreibt er. Überdeutlich.
Wer sich näher mit Bukowski auseinandersetzen möchte, findet in Cherkovski einen kompetenten Biografen. Er war seit 1960 mit Bukowski eng befreundet und ist auch als Autor von zahlreichen Gedichtbänden in der Szene bekannt. Als wegweisender Vertreter der Undergroundliteratur ist Cherkovski auch das ideale Bindeglied in der Philosophie des Maro-Verlages zwischen Beat-Generation und Bukowski.
Charles Bukowski, Ein Sixpack zum Frühstück, Fotos und Zeichnungen, 255 S
Neeli Cherkovski, Das Leben des Charles Bukowski, 367 S., beide Maro-Verlag, beide je 24 Euro