ZKM Karlsruhe | 25.09.2024 – 05.01.2025 | Digiloglounge, Lichthof 9, Erdgeschoss
Aufgrund von Umbauarbeiten in den Lichthöfen 8/9 ist die Digiloglounge vom 6. Oktober bis 22. November nur freitags, samstags und sonntags geöffnet. Der Zugang zur Ausstellung erfolgt über die Städtische Galerie. Der Eintritt ist frei.
Soziale Medien fordern durch Statusmeldungen kontinuierlich unsere Aufmerksamkeit ein und KI-Anwendungen helfen den Unternehmen, uns an die jeweilige Plattform zu binden, indem sie die Inhalte personalisieren. Gleichzeitig geben wir Online und im überwachten öffentlichen Raum freiwillig oder unbewusst fortlaufend private Daten preis. Die Ausstellung »Digiloglounge N°4. Du hast einen neuen Follower!« beleuchtet die Auswirkungen dieser digitalen Services und Technologien auf unsere Identität und Wahrnehmung der Welt und fragt, welche Risiken wir bereit sind einzugehen.
© ZKM | Karlsruhe, Grafische Gestaltung: Demian Bern
Soziale Medien und digitale Dienste beeinflussen sowohl private als auch politische Entscheidungen erheblich. Algorithmen filtern die Informationen, die uns erreichen, und ständige Benachrichtigungen lenken uns immer wieder ab. Dies erschwert eine differenzierte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen. Gleichzeitig bringt der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Datenanalyse Systeme hervor, die vorgeben, unser Verhalten und unsere Entscheidungen vorhersagen zu können. Sind wir uns der Risiken bewusst, die wir in der digitalen Realität eingehen? Wie tragen KI-Anwendungen zur Verbreitung von Vorurteilen bei? Welche Auswirkungen haben biometrische Gesichtserkennung und Datensammlung auf unsere Privatsphäre, Identität und Sicherheit? Welche Verantwortung tragen Unternehmen und Nutzer:innen?
© Dries Depoorter: The Follower
Die »Digiloglounge N°4« lädt mit einer Auswahl künstlerischer und wissenschaftlicher Exponate dazu ein, sich mit den Risiken als auch den positiven Auswirkungen des digitalen Wandels auseinanderzusetzen, um informierte Entscheidungen treffen zu können.
»Platform Sweet Talk« (2021) von Ben Grosser zeigt die Mechanismen von Social-Media-Plattformen, die das Nutzerverhalten mit personalisierten Benachrichtigungen manipulieren, um maximale Nutzung und Bindung zu erzeugen. »Fake Me Deep«(2021) von Marnix de Nijs thematisiert die möglichen Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf unsere Identität. Besucher:innen können durch das Hochladen eines Porträtfotos und die Angabe persönlicher Informationen erleben, wie KI aufgrund von Daten Annahmen über ihr Verhalten, ihre Charaktereigenschaften und ihre Zukunft trifft. »The Follower« (2023–2024) von Dries Depoorter gleicht mithilfe von KI-Software öffentliche Live-Kamerabilder von populären Orten mit Fotos ab, die von Influencer:innen dort aufgenommen und auf Instagram veröffentlicht wurden, und zeigt, wie einfach es ist, die digitale Darstellung von Menschen mit realen Überwachungsbildern zu verbinden. »Smile to Vote – Political Physignomy Analytics« (2017–2024) von Alexander Peterhänsel ist ein fiktives Szenario, in dem KI-Systeme politische Präferenzen anhand biometrischer Daten wie Gesichtsmerkmalen vorhersagen. Das Projekt thematisiert die Risiken von Gesichtserkennung und „Micro-Targeting“ in Wahlkämpfen und zeigt die möglichen Auswirkungen solcher Technologien auf demokratische Prozesse. »Touch & Learn: Cybersicherheit-Kartenspiele« (2023), ein wissenschaftliches Exponat des KIT | Instituts für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren, zeigt den Besucher:innen auf spielerische Weise, wie sie sich vor Cyberkriminalität schützen können. Mit »DareData – Balloon Analogue Risk Task (BART)« (2024), ein gemeinsames Projekt des KIT | Institut für Arbeitswissenschaft und Betriebsorganisation und des ZKM | Karlsruhe, können Besucher:innen ihr eigenes Risikoprofil ermitteln und dies zum Anlass nehmen, sich damit auseinanderzusetzen, inwieweit sie im digitalen Alltag persönliche Informationen preisgeben, trotz möglicher Gefahren für die Privatsphäre.
digilog@bw – Digitalisierung im Dialog
Das Ausstellungsformat »Digiloglounge« ist Teil des Forschungsprojekts digilog@bw, einem Forschungsverbund baden- württembergischer Universitäten, Forschungseinrichtungen und des ZKM | Karlsruhe, an dem seit 2019 über 50 Wissenschaftler:innen aus den Geistes-, Sozial-, Rechts-, Wirtschafts-, Medien- und Kommunikationswissenschaften, der Ethik und der Informatik sowie der interdisziplinären Technikbewertung mitgewirkt haben.