Kunstausflüge mit Sigrid Balke | 13. – 16.06.2024 | Art Basel 2024
Die Kunst hatte auf der Art Basel ihren großen Auftritt und das Interesse war – wie immer – groß. 285 Galerien aus 40 Ländern waren angereist und präsentierten das Beste aus ihrem Bestand. Namhafte Sammler kamen am Collectors Day für diskrete Deals, bevor die Art Basel für das Publikum geöffnet war. Kunstkäufe gab es da eher von Einsteigern, denn die hochkarätigen Werke waren bereits auf dem Weg in die Privatdepots internationaler Sammler. Ausgesprochen zahlreich kamen Sammler aus Asien, Afrika und dem Nahen Osten, wo das Interesse an Kunst hoch, und das Potential zahlungskräftiger Sammler groß ist. Unter dem internationalen Publikum waren diese Länder ebenfalls stark vertreten, und der steigende Anteil asiatischer, südamerikanischer und afrikanischer Galerien mit jungen Künstlern aus diesen Ländern ist auffallend. Daneben natürlich jede Menge Klassiker verschiedenster Kunststile, Picasso, Giacometti, Braque, Dix, Klee, Knoebel, Rauschenberg, Pollock… In der Vielfalt und Vielzahl der ausgestellten zeitgenössischen Kunst Trends und Entwicklungen zu entdecken, war eher schwierig. Politische Positionen haben angesichts der zahlreichen Konflikte und Krisen ein Comeback, ein weiterer „Schwerpunkt“ war die künstlerische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien, das Ausloten im Umgang mit Werkstoffen, vor allem aus dem textilen Bereich. Videokunst oder KI unterstützte Werke gab es überwiegend in den Kojen asiatischer Galerien zu sehen, und auch in Halle 1, wo großformatige Videos die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Überhaupt ist alles was dort zu sehen ist entweder überdimensioniert, oder es sind in Kabinetten aufgebaute Installationen. Unlimited – so die Bezeichnung der kuratierten Schau – ist daher passend für Werke, die in den Kojen der Galerien keinen Platz finden.
Gleich am Eingang die weißen Fahnen von Mario Cerolis Arbeit Progetto per la pace, die 1968 erstmals gezeigt wurde. In Hinblick auf die aktuellen Krisen und Konflikte ist es noch genau so aktuell, wie die erst kürzlich entstandene Installation von Henry Taylor, eine Hommage auf die Geschichte der Black Panther Bewegung. Daneben ein 90 Meter langen Wandgemälde von Keith Haring aus dem Jahr 1984, ein von Christo verpackter VW Käfer, ein riesiger Pumpkin der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama … es gab viel zu sehen. Die lockere Atmosphäre in Halle 1 war die Einladung sich mit teils ungewöhnlichen künstlerischen Positionen auseinanderzusetzen. Die Kunst machte neugierig, brachte die Besucher beim Werk Language School zum Schmunzeln und zum Rätseln, ob der Gorilla unter dem Schreibtisch ausgestopft oder kostümiert ist. Eine zufriedenstellende Antwort gibt es nicht, denn Sprache war bei ihm auf einige wenige Urlaute reduziert.
Da sind die Galerien in Halle 2 schon gediegener. Namen wie Landau Fine Art aus Montreal offerieren Kunstwerke, bei denen Sammler mit entsprechendem Budget nichts falsch machen können. Für staatliche Museen sind diese Klassiker für die Millionenbetrage im zweistelligen Bereich gezahlt werden, unbezahlbar, und Werke aus dem immensen Angebot junger Künstler passen oft nicht ins Konzept. So werden einige Werke berühmter Künstler vermutlich nie mehr zu sehen sein. Wer über den Einstieg in eine eigene Sammlung nachdenkt, kann mit entsprechendem Kunstverstand durchaus Künstler mit Potential und erschwinglichen Preisen entdecken. Wer aber weder Sammler noch zukünftiger Sammler ist, genießt hervorragende Kunst, da ein Teil davon in den Depots und den Häusern privater Sammler für die Öffentlichkeit nicht mehr erlebbar sein wird.
Yayoi Kusama: Aspiring to Pumpkin’s Love, the Love in My Heart, 2023
Die nächste Art Basel findet vom 19.06. bis 22.06.2025 statt! Ein Kunstausflug der es lohnt, in den Terminkalender für 2025 aufgenommen zu werden, zumal neben zahlreichen Performances im Stadtraum, auch die Museen der Stadt in dieser Zeit einiges an Extras zu bieten haben.
© Text: Sigrid Balke; Fotos: Harald Lambacher