Kunstausflüge mit Sigrid Balke | bis 17.03.2025 | Museum Ulm
Das Museum Ulm zeigt Kunst nach dem Alphabet und gibt einen ersten Eindruck seiner Neuausrichtung nach dem Umbau
Bild links: © Plakat: Museum Ulm
Wer Regenbogenschüsselchen nicht kennt, und mit dem Begriff Aquamanile nichts anfangen kann, hat in der Kunsthalle Weishaupt die Gelegenheit seine Kenntnisse auf spannende Weise zu erweitern. Genauer in der Ausstellung des Museums Ulm, das während der Umbauphase im ersten Stock der Kunsthalle zu Gast ist. Diesmal mit der Ausstellung Museum neu buchstabiert M-Z. Es ist die zweite Ausstellung in der die das Alphabet die Auswahl der Exponate vorgibt. Das Resultat ist eine Zusammenstellung von Werken, die so nie nebeneinander zu sehen sein würden. U wie die außergewöhnliche Uhr eines angesehenen Ulmer Uhrmachers, die nach sechsjähriger Arbeit für 500 Gulden ihren Standort im Gerichtsaal des Ulmer Rathauses gefunden hat. Jahrhunderte später, aber räumlich nicht weit davon entfernt, ein abstrahiertes Schaukelpferd aus der Designschmiede der HfG. Und die Regenbogenschüsselchen? Jeder kennt das Grimm‘sche Märchen vom Sterntaler. Was dem selbstlosen Waisenkind vom Himmel in das ausgebreitete Leibchen fiel waren goldene Geldmünzen aus keltischer Zeit, die Schuppen der Sterne. Und der Name? Die leicht gebogenen Münzen kamen durch Witterungseinflüsse immer wieder an die Oberfläche und galten daher als Goldfund am Ende des Regenbogens. Auch für den Begriff Aquamanile bekommen Besucher eine Erklärung und dazugehörige wertvolle Gefäße aus dem 13.Jahrhundert präsentiert. Neu entdeckt! Unter diesem Titel widmet sich ein Bereich der Ausstellung noch nie gezeigten Objekten – entweder aus dem Depot des Museums oder von archäologischen Ausgrabungen. Ganz aktuell sind es Funde die das Landesamt für Denkmalpflege als absolutes Highlight einstuft. Doch wie kommen die Aquamanile, die hochmittelalterlichen Waschgefäße in Form von Fabelwesen und Rittern zu Pferd, in eine Baugrube in der Ulmer Innenstadt? Die Vermutung: man feierte ausgelassen, damals noch vor den Toren der Stadt und Hände waschen vor dem Essen war in besseren Kreisen auch im 13./14.Jahrhundert ein Muss. Wo diese außergewöhnlichen Funde später zu sehen sein werden ist derzeit noch ungewiss. Der Umbau des Museums ist für das Museumsteam der Anlass für eine umfassende Neuausrichtung. Umbau im Sinn von neu denken, neue Zielgruppen erschließen. Die Ausstellung Museum neu buchstabiert mit ihrem außergewöhnlichen kuratorischen Ansatz stellt Schlüsselwerke aus der archäologischen Sammlung und Alte Kunst über Exponate aus der Weickmannschen Wunderkammer bis zu Entwürfen aus dem Archiv der HfG nebeneinander aus. Diese Zeitsprünge sind in der Ausstellung räumlich nur wenige Schritte voneinander entfernt und auch die Herangehensweise der Besucher kann durchaus unterschiedlich sein. Staunend vor der filigranen Handarbeit einer dreiflügeligen Retabel aus dem 16. Jahrhundert stehen oder die Möglichkeit nutzen, virtuell über einen X-Box Controlller den Weg vom Holz bis in den Chorraum erleben – beides ist möglich, der Besucher entscheidet und wird durch die Gegensätze immer wieder gefordert neu zu sehen. Der berühmte 40.000 Jahre alte Löwenmensch, Lichtkunst von Martin Creed aus der Sammlung des Galeristen Jörg Johnen und eine der letzten Neuzugänge im Museum Ulm, oder für die Besucher ausgedruckte NFT Kunst, schließen sich nicht aus, sondern spannen einen Bogen von der Kunst vor 40.000 Jahren bis heute. Ein Textheft und das Alphabet führen die Besucher durch die Ausstellung – sehenswerte Kunst von M bis Z.
Sigrid Balke
Ausstellungsdauer: bis 17.März 2025
Das Museum Ulm zeigt Kunst nach dem Alphabet und gibt einen ersten Eindruck seiner Neuausrichtung nach dem Umbau
Wer Regenbogenschüsselchen nicht kennt, und mit dem Begriff Aquamanile nichts anfangen kann, hat in der Kunsthalle Weishaupt die Gelegenheit seine Kenntnisse auf spannende Weise zu erweitern. Genauer in der Ausstellung des Museums Ulm, das während der Umbauphase im ersten Stock der Kunsthalle zu Gast ist. Diesmal mit der Ausstellung Museum neu buchstabiert M-Z. Es ist die zweite Ausstellung in der die das Alphabet die Auswahl der Exponate vorgibt. Das Resultat ist eine Zusammenstellung von Werken, die so nie nebeneinander zu sehen sein würden. U wie die außergewöhnliche Uhr eines angesehenen Ulmer Uhrmachers, die nach sechsjähriger Arbeit für 500 Gulden ihren Standort im Gerichtsaal des Ulmer Rathauses gefunden hat. Jahrhunderte später, aber räumlich nicht weit davon entfernt, ein abstrahiertes Schaukelpferd aus der Designschmiede der HfG. Und die Regenbogenschüsselchen? Jeder kennt das Grimm‘sche Märchen vom Sterntaler. Was dem selbstlosen Waisenkind vom Himmel in das ausgebreitete Leibchen fiel waren goldene Geldmünzen aus keltischer Zeit, die Schuppen der Sterne. Und der Name? Die leicht gebogenen Münzen kamen durch Witterungseinflüsse immer wieder an die Oberfläche und galten daher als Goldfund am Ende des Regenbogens. Auch für den Begriff Aquamanile bekommen Besucher eine Erklärung und dazugehörige wertvolle Gefäße aus dem 13.Jahrhundert präsentiert. Neu entdeckt! Unter diesem Titel widmet sich ein Bereich der Ausstellung noch nie gezeigten Objekten – entweder aus dem Depot des Museums oder von archäologischen Ausgrabungen. Ganz aktuell sind es Funde die das Landesamt für Denkmalpflege als absolutes Highlight einstuft. Doch wie kommen die Aquamanile, die hochmittelalterlichen Waschgefäße in Form von Fabelwesen und Rittern zu Pferd, in eine Baugrube in der Ulmer Innenstadt? Die Vermutung: man feierte ausgelassen, damals noch vor den Toren der Stadt und Hände waschen vor dem Essen war in besseren Kreisen auch im 13./14.Jahrhundert ein Muss. Wo diese außergewöhnlichen Funde später zu sehen sein werden ist derzeit noch ungewiss. Der Umbau des Museums ist für das Museumsteam der Anlass für eine umfassende Neuausrichtung. Umbau im Sinn von neu denken, neue Zielgruppen erschließen. Die Ausstellung Museum neu buchstabiert mit ihrem außergewöhnlichen kuratorischen Ansatz stellt Schlüsselwerke aus der archäologischen Sammlung und Alte Kunst über Exponate aus der Weickmannschen Wunderkammer bis zu Entwürfen aus dem Archiv der HfG nebeneinander aus. Diese Zeitsprünge sind in der Ausstellung räumlich nur wenige Schritte voneinander entfernt und auch die Herangehensweise der Besucher kann durchaus unterschiedlich sein. Staunend vor der filigranen Handarbeit einer dreiflügeligen Retabel aus dem 16. Jahrhundert stehen oder die Möglichkeit nutzen, virtuell über einen X-Box Controlller den Weg vom Holz bis in den Chorraum erleben – beides ist möglich, der Besucher entscheidet und wird durch die Gegensätze immer wieder gefordert neu zu sehen. Der berühmte 40.000 Jahre alte Löwenmensch, Lichtkunst von Martin Creed aus der Sammlung des Galeristen Jörg Johnen und eine der letzten Neuzugänge im Museum Ulm, oder für die Besucher ausgedruckte NFT Kunst, schließen sich nicht aus, sondern spannen einen Bogen von der Kunst vor 40.000 Jahren bis heute. Ein Textheft und das Alphabet führen die Besucher durch die Ausstellung – sehenswerte Kunst von M bis Z.
Ausstellungsdauer: bis 17.März 2025