Thinking inside-out: Das ABC des Projektariats

ZKM Karlsruhe | Do, 12.12.2024; 18 – 20 Uhr | Vortragsperformance und Diskussion mit Kuba Szreder

Gastgeberin: Constanze Fischbeck (HfG) und Alistair Hudson (ZKM)

In der gemeinsamen Vortragsreihe »thinking inside-out« von ZKM und HfG laden wir internationale Gäste aus den Bereichen Philosophie, Literatur und Kunst zu einem offenen Austausch mit Universitätsmitgliedern, ZKM-Mitarbeiter:innen und den Menschen in Karlsruhe ein.

Das ABC des Projektariats
Vortragsperformance und Diskussion mit Kuba Szreder

Projekte sind seltsame Wesen. Sie ermöglichen es Künstler:innen, ihre Aktivitäten jenseits des Galerie-Ausstellungs-Nexus zu organisieren, ihre Ateliers zu verlassen, Ressourcen zu mobilisieren, eine Vielzahl von Menschen zu engagieren und Disziplinen zu überschreiten. Projekte helfen Menschen, ihre Kunst gemeinsam zu nutzen. Andererseits können Projekte Werkzeuge des neoliberalen Managements sein, wenn sie in die grausame Ökonomie der zeitgenössischen Kunst eingebettet sind. In einem Wettlauf von Abgabefrist zu Abgabefrist, gezwungen, befristete Verträge zu akzeptieren, müssen Künstler:innen, Kurator:innen und andere Kunstschaffende ein Projekt nach dem anderen und viele davon gleichzeitig stemmen. Als „Projektarier:innen“ bewegen sie sich in einer Kunstwelt, in der Enthusiasmus mit Ausgrenzung, Mobilität mit Armut und Selbstunternehmertum mit Angst gepaart ist. Sie zirkulieren oder gehen unter.

In seinem Buch »The ABC of the projectariat« (2021) analysiert Kuba Szreder die prekären Arbeitsbedingungen in den sich ständig erweiternden Netzwerken der zeitgenössischen Kunst. Von „A wie Aftermath (of the pandemic)“ bis „Y wie You are Not Alone“ thematisiert er eine grundlegende Ambivalenz der Organisation von Projekten zwischen dem Versprechen, die künstlerische Praxis zu erleichtern, und der harten Realität einer the-winner-takes-it-all-Wirtschaft, die strukturell von Wettbewerb und Ausgrenzung geprägt ist.

»So wie die Proletarier:innen nichts zu verlieren hatten als ihre Ketten, haben die Projektarier:innen nichts zu verpassen als ihre Deadlines.«

Basierend auf einer zufälligen Auswahl von Beiträgen aus dem ABC wird Szreder in seinem performativen Vortrag die Höhen und Tiefen dieser unberechenbaren Existenz ansprechen. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit Alistair Hudson, dem wissenschaftlich-künstlerischen Direktor des ZKM, und Constanze Fischbeck, der stellvertretenden Direktorin der HfG, über die aktuelle Debatte zur prekären Arbeit in der Kunst und im weiteren Sinne in der Kreativwirtschaft.

Kuba Szreder

Kuba Szreder ist Dozent am Institut für Kunsttheorie der Akademie der Bildenden Künste in Warschau. Er verbindet seine Forschung mit einer interdependenten kuratorischen Praxis. Er hat über hundert Projekte als freiberuflicher Kurator, Autor, Dozent und Organisator durchgeführt. Er hat zahlreiche Kollektive, Forschungscluster und künstlerische Berufsverbände mitinitiiert und mit ihnen zusammengearbeitet auf lokaler und internationaler Ebene, darunter die Free/Slow University of Warschau, das Centre for Plausible Economies in London und das Office for Postartistic Practices in Polen. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Reader, Artikel und Buchkapitel über Theorie und Soziologie der zeitgenössischen Kunst.

„The ABC of the projectariat: living and working in a precarious art world“ (2021) ist  bei Whitworth und Manchester University Press erschienen. Das Buch ist auch im ZKM Shop erhältlich.