All Systems Fail – Retrospektive Sarah Morris

Kunstausflüge mit Sigrid Balke | bis 09.02.2025 im Kunstmuseum Stuttgart

Als letzte Station einer viel beachteten Wanderausstellung zeigt das Kunstmuseum Stuttgart noch bis zum 09.Februar 2025 100 Kunstwerke der in New Yorker Künstlerin Sarah Morris. Darunter Gemälde in leuchtenden Farben, Zeichnungen und eine Skulptur. Immer in Verbindung mit einem korrespondierenden Film der, wie die Künstlerin im Pressegespräch betonte, parallel zum Gemälde entsteht. Die insgesamt sechzehn filmischen Impressionen verbinden Alltagsbilder mit außergewöhnlichen Ereignissen aus Sport, Showbusiness, Gesellschaft oder Politik. „Sie sind ein Referenzsystem für jedes Gemälde, das ich je geschaffen habe, und noch schaffen werde“ erklärt Morris die Bedeutung der Filme für ihre Arbeiten.

Bild: Sarah Morris © Foto: Harald Lambacher

In ihren „Kartografien“ verschiedener Städte weltweit, abstrahiert sie die Komplexität und Dynamik von Metropolen durch eine für den Betrachter nachvollziehbare, bildhafte Formen- und Farbensprache. Für Ulrike Groos, Direktorin des Stuttgarter Kunstmuseums, passen die Werke von Sarah Morris perfekt zur Intention des Museums und der damit verbundenen Fragestellung: Wie führen zeitgenössische Künstler das Vermächtnis berühmter Konkreter Künstler, des Minimalismus, der Pop Art oder abstrakter Malerei weiter? Mit dieser Ausstellung spielt das Kunstmuseum in einer Liga mit den Deichtorhallen Hamburg, dem Kunstmuseum Krefeld und dem Zentrum Paul Klee, wo die Ausstellung zuvor zu sehen war.

Bild links: Sarah Morris: Departement of Water and Power (Los Angeles); 2004; © Sarah Morris

Sarah Morris studierte Semiotik bevor sie sich der Kunst zuwandte. Zunächst mit grellen Textgemälden mit direkter Ansprache Beware oft he dog, später setzt sie Sprachcodes in visuelle Farbcodes um, entwickelt eine eigene geometrische Abstraktion. Thematisch befasst sie sich mit Netzwerken und Systemen, Wirtschaft, Politik und Architektur. Headlines von Zeitschriften und Magazinen, Filmplakate, Alltagsmotive, Fotos und eigene Erfahrungen geben den Impuls und Input für ihre Gemälde. Ihren Durchbruch hatte die 1957 in Großbritannien geborene Künstlerin mit ihrer Serie Midtowns, eine Stadtserie in der sie bekannte US-amerikanische Städte auf geometrische Formen und Farben reduzierte. In ihrer abstrahierten Form erkennt der Betrachter die „Essenz“ der Städte, dass was sie ausmacht, was man mit ihr verbindet. Seit 1990 arbeitet Sarah Morris mit dem Bildformat 214 x 214 was, zusammen mit ihrer unverkennbaren Malweise, einen großen Wiedererkennungswert schafft und das sie auch in ihren neuesten Arbeiten, den Spiderwebs immer wieder anwendet. Eine Ausnahme ist daher das 134 Quadratmeter große Wandgemälde Property, das die Künstlerin für das Kunstmuseum Stuttgart in mehrwöchiger Arbeit und mit zehn Schichten Farbe anfertigen ließ. Eine überwältigende Sinfonie aus industriellen, digitalen Zeichen. Ebenfalls einmalig und erstmals zu sehen ist ihr aktueller Film über Hongkong, der 2023 fertiggestellt wurde. Dieses Mal mit Unterstützung eines Filmteams während sie normalerweise selbst filmt und fotografiert. „Meine Gemälde entstehen parallel dazu im Atelier, „nur eben in anderen Zeitspannen“.