Freiräume – Gabriele Goerke und Sandro Vadim

Gabriele GoerkeSandro Vadim: | 16.09. – 06.10.2024 | BBK Karlsruhe

Freiräume – Gabriele Goerke und Sandro Vadim

Vernissage am 15.09.2024 um 11 Uhr

Immer wieder trifft man auf das Phänomen von Künstlerpaaren, die privates Leben und künstlerisches Arbeiten miteinander verschmelzen. Wirkt die enge Bindung aneinander sich befruchtend aus oder dient sie zur Klärung der eigenen künstlerischen Position durch klare Distanzierungen? Vielleicht gibt es aber auch ganz andere Fragen an ein Künstlerpaar als diese.

Farbe und Landschaft oder Konzept und Impression?
Wenn im Verlauf der kunstgeschichtlichen Entwicklungen die Landschaft das Medium gewesen ist, welches aus der religiösen Themenmalerei in eine säkularisierte Welt Schritt für Schritt hinüber führte, so ist die Auseinandersetzung mit dem Medium Farbe von ständig wechselnden Blickpunkten immer wieder neu verstanden worden.

Farbe als Symbolträger – Farbe als Empfindung – Farbe in der wissenschaftlichen Analyse – Farbe als Lichtbrechung und Reflexion – Farbe als Wahrnehmungsproblem – Farbe als chemische Verbindung und Reaktion – Farbe als kommunikatives Verhältnis – Farbe als Oberfläche und Schichtung – Farbe als Farbe.

Landschaft beschränkt sich in der heutigen Malerei nicht mehr auf das Abbild, sondern fokussiert auf ein Bekenntnis zur Landschaft als Synonym für Natur, die wiederum für unsere Träume von einem guten, wenn nicht besseren Leben steht. Landschaft ist deshalb keineswegs idealtypisch gezeigt, vielmehr als Mahnmal für unsere Fürsorgepflicht, das zu erhalten, worauf unser eigenes Leben angewiesen ist. Landschaftsmalerei ist eine Forderung an den Betrachter. Dafür ist es nicht ganz ohne Bedeutung, dass Landschaftsbilder ehrlich sind und sich frei machen von einer Schöpfung idealistischer Überhöhungen. Die Einfachheit und Schlichtheit der Darstellung muss als Notwendigkeit erkannt werden für eine unverkünstelte Kommunikation.

Gabriele Goerke befolgt diese Maxime in ihrer Art, Landschaft auf die Fläche zu bringen. Das Konzept Farbe darf als eine reine künstlerische Aufgabenstellung verstanden werden, die sich neutral gegen den Rest der Welt aus sich selbst heraus entwickelt; eine Form der „reinen Kunst“. Nach außen nur auf den Betrachter gerichtet und dessen Wahrnehmungsrezeption. Farbe ist Licht! Das menschliche Auge ist nicht dafür geschaffen, jeden Lichtkontrast unverändert aufzunehmen. Es gleicht aus, es entschärft lichtstarke Kontraste, es schafft eigenständig Übergangsstreifen als Zwischenräume. Licht und Farbe kommunizieren mit einem Wahrnehmungsapparat, der verändernd eingreift, wenn er an seine Grenzen stößt.

Sandro Vadim schichtet Farben übereinander, lässt Flächen frei, durch die darunter aufgetragene Farben sichtbar bleiben, ohne sich durch Schichtmischung zu verändern. Mischungen von Farben durch die Konsistenz, die abgestuft lichtdurchlässig variiert werden, treten in Kontrast mit klaren Farbflächen von unvermischter Reinheit. Die Variationen sind unendlich. Die Erforschung einer ästhetischen Welt der Farben ist stets im Blickfeld des Künstlers. Empfindungen werden erforscht, ausgelöst durch die Simultanität von Kontrasten und komplementärer Farbgebung. Farbe als eigener Kosmos, der sich in seinem selbstgeschaffenen Ozean badet.
(Egon A. Stumpf)

Beide Künstler wollen sich in ihrer Malerei Freiräume für sich und ihre Betrachter schaffen (Gabriele Goerke)