Kunstausflüge mit Sigrid Balke
Eindrücke von den Proben bei den Bregenzer Festspielen (17.07. – 18.08.2024) und Ausstellung im Kunsthaus Bregenz: (08.06.- 22.09.2024)
Hinter- und Unterbühne neu konzipiert und erweitert, das vor einigen Jahren verbesserte Soundsystem fokussiert auch Outdoor und mit Nebengeräuschen perfekt auf das Spiel der Wiener Philharmoniker. Die vergrößerte Tribüne bietet – zumindest bei regenfreiem Wetter – 6719 Zuschauern musikalischen Kunstgenuss. Rund 200.000 sind es
insgesamt während der fünfwöchigen Spielzeit Mit dem Freischütz von Carl Maria von Weber, bringt das Team um Intendantin Elisabeth Sobotka, inszeniert von Philipp Stölzl, erstmals eine deutsche Oper der Romantik auf die Seebühne. Ein Novum im bisherigen Programm zwischen Aida und Westside Story. Die Mischung aus gesprochenen Dialogen und Musik, die Besetzung mit jungen Figuren, die den Protagonisten des Librettos entsprechen, und ein außergewöhnliches Bühnenbild, sind der Rahmen für die Geschichte um Liebe, archaische Traditionen und patriarchale Strukturen. Die Dialoge hat das Team um Philipp Stölzl „bis zur Substanz entkernt, und dabei die Fassade erhalten“. Modern, aber märchenhaft. Das gilt – wie immer in Bregenz – auch für die Bühnentechnik, die aus dem Vollen schöpft. Alles, was ein Theater mit einem Jahresbudget von insgesamt 27 Mio. zu bieten hat…
Doch in den fünf Wochen der Bregenzer Festspiele gibt es mehr als populäre und spektakuläre Inszenierungen auf der Seebühne. Die Oper im Festspielhaus, die Werkstattbühne, das Opernstudio, das Kunsthaus und weitere Einrichtungen, sie alle sind eingebunden in einen Hochgenuss kultureller Entdeckungen. Wie beispielsweise Rossini im Doppelpack – mal in bekannt heiterer Manier, mal in eher unbekannter, ernster Version auf der Opernbühne im Festspielhaus.
Jan Philipp Glogger, künftiger Intendant des Wiener Volkstheaters und renommierter Regisseur verlegt die Handlung von „Tancredi“, das „Jugendmeisterwerk“ des Komponisten von den ursprünglichen Kreuzritterzeiten in das Bandenmilieu von Drogenkartellen. Vornehme Edelgangster in nobler Villa, paramilitärisch organisierte Schlägertruppen und eine Zwangsgemeinschaft mit Sprengpotential gegen die Drogenfahnder als dem gemeinsamen Feind. Ein martialischer Männerkosmos in dem die queere Liebe von zwei Frauen keine Chance hat. Mitreißende Melodien und rauschende Finali sind auch in diesem Frühwerk unverkennbar Rossini. Seine erste Opera Seria war für den damals 20jährigen Komponisten der Aufstieg in die Spitze der italienischen Komponisten. Prädikat: sehenswert!
© Text und Fotos: Sigrid Balke