Galerie im Prediger Schwäbisch-Gmünd | 26. April – 20. Oktober 2024.
Eröffnung Donnerstag, 25. April, 19 Uhr
Peter Jacobi, Offene Hand, 1974-1978, Carraramarmor, 54 × 40 × 20 cm. © Künstler
Bild links: Peter Jacobi, Foto: Privat
Peter Jacobi, 1935 in Rumänien geboren, hat in nunmehr über fünfzig Schaffensjahren ein großes und facettenreiches Werk hervorgebracht. Sein beeindruckendes und reichhaltiges Œuvre erscheint als kontinuierliches und vielschichtiges Nachdenken über Identität und Erinnerung, über vergangene, vergehende und verbleibende Zeit in einer reduzierten, abstrahierten Formensprache. „Die Rettung vor dem Vergessen und die Heilung des Gedächtnisses durch Ästhetik“ (Magda Predescu) ziehen sich als roter Faden durch sein Werk: Sei es der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem „Westwall“, den militärischen Westbefestigungen mit Bunkern, Sperranlagen und Geschützstellungen aus der Nazi-Zeit. Sei es in den Werken zum „Holodomor“, der verheerenden, von der stalinistischen Politik in der Sowjetukraine zwischen 1931 bis 1933 herbeigeführte Hungersnot, der rund 4 Millionen Ukrainer zum Opfer fielen. Oder seien es die „Stillleben nach dem Exodus“, Fotografien, die an die Zerstörung und den Verfall der sächsischen Wehrkirchen in Siebenbürgen erinnern.
Mit ausgesuchten, auf den Galerieraum abgestimmten Arbeiten gibt die Ausstellung exemplarisch Einblicke in Peter Jacobis künstlerisches Schaffen, das in seinen Reflexionen über Erinnerung und Identität, seinen Spiegelungen von Leben und Vergänglichkeit zeitlos ist.
Das Werk von Peter Jacobi entzieht sich einer strengen, abgrenzenden Klassifizierung, umfasst es doch die verschiedensten, ineinandergreifenden Medien: von der Bildhauerei über Textilarbeiten und Fotografie bis hin zu einem weiten Begriff von Installation. Als Bildhauer ist Peter Jacobi Minimalist. Klare Formen, eine geometrisch-abstrakte Ausdrucksform und eine modulare Kombinatorik prägen seinen Stil. Bronze, Eisen und Stahl, Marmor und Schiefer gehören zu seinen Materialien, aus denen Skulpturen und Reliefs entstehen. Parallel zur Bildhauerei entstanden stets auch Fotografien. Fotografie und Bildhauerei sind bei Peter Jacobi inhaltlich untrennbar miteinander verknüpft. Beide Medien stehen in einem unauflöslichen Wechselspiel.
Die fotografischen Arbeiten, die seit den 1980er Jahren entstehen, zeugen von Peter Jacobis bildhauerischer Vorstellung von Raum und Volumen und legen eine enorme plastische Präsenz an den Tag. Umgekehrt haben viele skulpturale Werke in Fotografien ihren Ausgangspunkt, indem sie plastischen Formüberlegungen dienen oder Statusänderungen festhalten.
Bild rechts: Peter Jacobi, Draas (Apsis), 2005, Farbfotografie. © Künstler
Peter Jacobi studierte von 1955 bis 1961 Bildhauerei an der Kunstakademie Bukarest. Gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin, der 2022 verstorbenen Künstlerin Ritzi Jacobi, fertigte er in den 1960er- und 70er-Jahren großformatige Textilreliefs, die weltweit zu sehen waren. 1970, nach der Teilnahme an der Biennale in Venedig, wanderten Peter und Ritzi Jacobi nach Deutschland aus, wo sie für weitere zehn Jahre ihr gemeinsames Schaffen fortsetzten. Von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1998 war Peter Jacobi Professor für Gestaltung an der Hochschule Pforzheim.
Peter Jacobi gehört zu einer bedeutenden, international tätigen Generation von Künstlern, deren Arbeit einen maßgeblichen Einfluss auf die zeitgenössische Kunstgeschichtsschreibung in der Nachkriegszeit ausgeübt hat. Seine Skulpturen stehen in zahlreichen Metropolen der Erde, darunter Berlin, Bukarest, Detroit und San Francisco, Helsinki, Seoul und Wien. 2009 wurde das von ihm entworfene Holocaust-Mahnmal in Bukarest eingeweiht, das an die 300.000 ermordeten rumänischen Juden und Roma während des Zweiten Weltkrieges erinnert.
Peter Jacobi lebt und arbeitet in Wurmberg bei Pforzheim.