Kalender-Geschichtlen

Kalender haben viele Seiten: Zum einen können sie Wand- oder Schreibtischschmuck sein, sie informieren, bilden bestenfalls wie der Frag-die-Maus-Kalender, und sie eignen sich bestens als Geschenk. Denn mit jedem Blatt, jedem Tag oder jeder neuen Woche erinnert sich der Beschenkte des Schenkenden. Zu guter Letzt kann man sich auch selbst mit einem Kalender eine Freude machen. Daher hier drei kleine Vorschläge:

Der persönliche Kalender

Seit einigen Jahren „malt“ Verleger Hubert Klöpfer seine Kalenderblätter in ganz klassischer Manier mit der schrägen Feder. So entstehen 24 kalligraphische Kunstwerke, deren Gedichtvorlage eine hochkarätige Jury aus Dichtern und artverwandten Berufen heraussucht. Pro Monat gibt es einen Klassiker und ein modernes Gedicht. Dabei gibt es einiges zu ent- und wieder zu entdecken. Wer Klöpfers Handschrift nicht entziffern kann (aber so schwierig ist das nicht, schließlich sollte man sich für Gedichte auch Zeit lassen), für den gibt es alles noch im Klartext. Wer einmal an diesem Kalender Gefallen gefunden hat, der freut sich lange auf das nächste Jahr.

Alfred Kröner Verlag, ISBN 978-3-520799-23-4; 28 €

Der bewegende Kalender

Baden-Württemberg – Achtung Wortspiel – bwegt. „bwegt zwanzigdreiundzwanzig“ nennt sich das jüngste „Kind“ von BWs Verkehrsminister Winfried Hermann und das Kalender-Deckblatt ist natürlich dominant geld-schwarz gehalten, eben wie das Logo auf vielen Zügen, auf denen man leider den badischen Teil des Wappens, den Greif, vergeblich sucht. Der Leu hat ihn wohl gefressen. Die 13 Fotografien von Adrei Haurylenka spielen im Bahnmilieu und selbst der Minister mit seiner Kappe gibt sich mal als Modell. Die Ästhetik der Fotos erinnert an die späten 60er, als das Magazin Twen den Blättermarkt aufmischte und Charles Wilp die Werbung mit Afri Cola revolutionierte. Dass aber gerade der VfB Stuttgart noch für bewegte Werbung herhalten muss, das ist wirklich Geschmackssache.

Verlag regionalkultur, ISBN 978-3-95505-375-8; 16,90 €

Der andere Heimatkalender

Einen Verlag zu gründen, das verlangt in Zeiten, in denen vieles den kulturellen Bach runtergeht, sehr, sehr viel Mut. Dazu braucht man Geschick, Glück, den richtigen Riecher, Connections (nhd.: ein Netzwerk) und vor allem jede Menge Geld. In Freiburg ist der 8 grad verlag jetzt mit einer überschaubaren Zahl interessanter Bücher und vor allem mit dem Literarischen Kulturkalender für Baden-Württemberg auf den Plan getreten. Chapeau! In 53 Kalenderblättern widmen sich die Herausgeber Victoria Salley und Stephan Thomas ganz vielen großen und kleinen Begebnissen im Ländle. Das reicht vom politischen Protest und seinen Plakaten über Kunst und Literatur bis zu Erfindungen wie dem Rad oder dem Streichholz. Das alles wird hübsch und passend illustriert und mit passenden Zitaten kommentiert. Baden-Württemberg hat zu diesen allgemein-kulturellen Themen ja nun wahrlich viel zu bieten. Eine Entdeckung.

8 grad verlag, ISBN 978-3-910228-04-7; 24 €