Peter Nowack malt und zeichnet und er macht Rauminszenierungen. Hinter dieser vordergründigen Vielfalt aber verbirgt sich immer ein eindeutiger Kern: das Konzept.
Sehr kopflastig also ist Nowacks Kunst und so verwundert uns nicht, dass er auch selbst interessante und sehr konzentrierte Textbeiträge zur Conceptual Art verfasst:
In einer Rede zu seiner Ausstellung “Black and White“ in der Galerie Poly (2010)schreibt er:
Sehr typisch für die Thesen der conceptual art ist ein Statement von Lawrence Weiner zu seiner Kunst:
Erstens…. Ich könnte die Arbeit selbst herstellen
Zweitens… Ich könnte die Arbeit anfertigen lassen
Drittens…. Ich müsste die Arbeit nicht ausführen, weil sie in meinem Kopf aufbewahrt wird und dort schon fertig gestellt ist.
Jede dieser Möglichkeiten sieht er als gleichwertig an und sie entsprechen seiner Absicht, die Entscheidung über die Ausführung dem Empfänger seiner Kunst zum Zeitpunkt des Empfanges selbst zu überlassen.
Lawrence Weiners Projekte begreifen vor allen Dingen die Sprache als transistorisches Vehikel und als Material, das beim Lesen seiner Arbeiten skulpturale Qualitäten annehmen kann.
© Peter Nowack / 8 / 2010
Peter Nowack aber, der mehr als 30 Jahre beim Fernsehen gearbeitet hat und für Bühnenbild, Architektur und Design zuständig war, belässt es meist nicht dabei, seine Idee im Kopf zu entwickeln. Zum Glück, denn mit seinem Talent, für die oft sehr abstrakten und reflektierten konzeptuellen Überlegungen auch angemessene – ja oft frappierend impressive – Visualisierungen im Raum zu entwickeln, ist Nowack ein sehr guter Vermittler der Conceptual Arts.
Zuletzt war dies zu erleben in Nowacks Ausstellung COPYSHOP (27. – 29.07.2012, Galerie Poly Karlsruhe), die Nowack selbst zu seinen bislang wichtigsten Präsentationen zählt.
Inhaltlich stand diese Ausstellung in vielfältigen Bezügen zu Hirschfaktor im ZKM Karlsruhe und zu deja vu in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
Thema sind Original, Kopie und Nachahmung.
Am Computer hat Peter Nowack ein Bild erzeugt, das auf einfache Weise seine typischen Grundformen Quadrat und Kreis kombiniert – das Original also, könnte man sagen, ist die ausschließlich digital vorhandene Datei auf seinem Laptop. Da diese aber nicht “greifbar“ ist, betrachtet Nowack auch den ersten Ausdruck dieser Datei als das – haptische – Original
In seiner Ausstellung zeigt er das digitale Bild auf dem Bildschirm des Rechners, auf dem das Bild entstanden ist und er zeigt den ersten Ausdruck des Bildes und darüberhinaus, auf der einen Seite des Ausstellungsraumes 140 Kopien dieses Ausdrucks, produziert in einem Copy-Shop. Medienbrüche also sind offenbar Teil des Konzepts von Peter Nowack, dies erinnert unweigerlich an Gerhard Richter, der etwa Fotografien von Bildern präsentiert, die er wiederum von gefunden Fotografien zuvor abgemalt hat.
Doch Peter Nowack geht auf seinem besonderen Weg einen wichtigen Schritt weiter: die 140 Kopien hat er jeweils per Hand und Pinsel auf 140 neue Blättern abgemalt, so dass hier ganz unstrittig 140 Originale entstanden sind, die allesamt jeweils auf einer Kopie basieren.
Radikaler Minimalismus, die unbedingte Reduktion auf des Wesentliche zeichnen seine Arbeit aus. Entsprechen fasst er selbst das Konzept dieser Ausstellung zusammen:.
1 digitales Original
140 Original-Kopien – die Kunst der Wiederholung
140 Original-Nachahmungen – die Kunst des Zitierens
ist hier die Kopie das Original?
oder die Nachahmung des Originals die Kopie?
oder vielleicht doch umgekehrt?
Jürgen Linde im September 2012