Weniger braucht mehr Zeit …über Johannes Gervé

Johannes Gervé im Internet: | Website: | www.gerve.de
E-Mail: johannes@gerve.de

Aktuelle Projekte und Ausstellungen von Johannes Gervé:

Film zur Arbeit von Johannes Gervé

Weniger braucht mehr Zeit | „Fingerabdruck der Landschaft“ war der Titel meines ersten Porträts (2003) über den in Karlsruhe lebenden Künstler, der sich damals auch explizit als Landschaftsmaler verstand. Schon damals waren seine Bilder jedoch so reduziert, dem Abstrakten nahe, dass man diese Zuordnung durchaus hatte in Frage stellen können.

Johannes Gervé, 2022; © Foto: Sina Firniss
Johannes Gervé: Finally, 2022
95 x 110 cm, Tempera auf Leinwand
© VG Bildkunst Bonn, 2022

„Weniger“ war der Titel einer der letzten Ausstellungen von Johannes Gervé, coronabedingt mehrfach verschoben – die Pandemie hat unsere Zeit verlangsamt, und Verlangsamung, modisch sagt man ja Entschleunigung, ist es auch, was uns die Kunst von Johannes Gervé ermöglicht – Langsamkeit ist ein Gewinn an Gegenwart.

Hier nun die erhellende einführende Rede, die die Kunsthistorikerin Aloisia Föllmer zur Ausstellung „Weniger“ in Landau geschrieben hat; wir danken der Autorin dafür, sie hier ausführlich zitieren zu dürfen:
In den letzten 20 Jahren hat sich Gervés Arbeit deutlich verändert; seine Bilder sind noch reduzierter, noch konzentrierter; viele Arbeiten des längst hervorragend etablierten Künstlers wirken schon fast monochrom. – Nur fast: noch immer finden wir Lebendigkeit, Bewegung in den Bildern, die oftmals eine Farbe haben oder besser: eine Farbe variieren. Es macht Freude, diesen neuen und oft sehr großformatigen Bildern, die man am besten mit einigen Metern Abstand sehen sollte, auch mal ganz nahe zu kommen, um die feinen Farbvariationen zu erkennen.

Johannes Gervé: Loving Clouds, 2022
27 x 32 cm, Tempera auf Leinwand
© VG Bildkunst Bonn, 2022

Seit über 30 Jahren unterwegs als Profi-Künstler, hat Johannes Gervé seine besondere Maltechnik kontinuierlich weiterentwickelt. Er erklärt selbst: Mein Malmittel, das ich über die Jahrzente immer wieder neu modifiziert und es meinen malerischen Bedürfnissen angepasst habe ist eine Tempera_Technik. bestehend aus Wasser, Leinöl, Bienenwachs, Zellulose, Baumharz und anderen Geheimnissen. In mehreren Schichten aufgebaut, entsteht hier ein zurückhaltender matter Glanz und eine besondere Tiefe.

Man darf, sagt mir Johannes Gervé bei meinem Atelierbesuch [der Künstler ist frei von jedem Dogmatismus] hier immer noch Landschaften finden oder entdecken. Doch sind es heute mehr denn je, so ist mein Empfinden, Landschaften, die wir in uns spüren, in uns entdecken. Hier erlebe ich Gervés Kunst als romantisch und erinnere mich an das berühmte Novalis-Zitat: „Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg“.

Die Bilder, die oft über Wochen hinweg entstehen, brauchen viel Zeit, die Johannes Gervé sich nimmt. Kontemplation bedarf es zu dieser hochkonzentrierten Malerei und Kontemplation wünsche ich Ihnen als Betrachter: Der Künstler sagt selbst:

„Weniger braucht mehr Zeit “.

Jürgen Linde im Juni 2022