Franz Hohler: Der Enkeltrick

Harald Schwiers im kunstportal-bw

Franz Hohler: Der Enkeltrick

Es gibt Menschen, Leser, Fans, die warten sehnsüchtig auf die neuesten Bücher des Schweizers Franz Hohler. Sein Verlag Luchterhand, bei dem er seit über 50 Jahren fest zum Programm gehört, erfüllt dann auch die Hoffnungen/Erwartungen mit der Gangenauigkeit eines schweizer Uhrwerks. Und obwohl Hohler also regelmäßig schreibt (und schon sehr viel geschrieben hat, wie man sich bei 50 Jahren Verlagszugehörigkeit vorstellen kann), wartet er aber immer noch mit Neuem und Unerhörtem (so man denn laut läse) auf. Hohler eben.

Sein jüngster (umgangssprachlich: letzter, aber hoffentlich nicht!) Erzählband „Der Enkeltrick“ versammelt elf Erzählungen, von denen sieben bereits in der von 2014 bis 2020 erschienenen und von Rafik Schami editierten Sammlung „Sechs Sterne“ bei ars vivendi veröffentlicht wurden. Eine Erzählung geht auf die Initiative von Alain Claude Sulzer zurück („Abschied“). „Die letzten drei Geschichten entstanden, ohne dass mich jemand danach fragte“, schrieb Franz Hohler in seiner bescheidenen Art. Es ist folglich kein dickes Buch, aaaber: Hohler-Leser wissen, dass Qualität nicht von der Seitenzahl abhängt.

Die Erzählungen entstanden wohl wie die allermeisten der Hohler-Geschichten: einfach so. Nur ist es mit dem „einfach so“ nicht so einfach, wie man weiß oder zumindest erahnen kann. Hohlers Erzählungen, ob lang oder kurz, gründen auf sehr detaillierten und feinsinnigen Beobachtungen menschlicher Grundverhaltens- und empfindungsweisen. Die überspitzt Hohler gelegentlich oder überlässt sie in einer üblicherweise so nicht gedachten Fortsetzung; das führt dann auch von Zeit zu Zeit ins Absurde und manifestiert damit auch den Irrwitz menschlichen Tuns und Denkens. Allerdings: Franz Hohler verrät seine Ideengeber und Inspirationsquellen dabei nie, lässt sie nicht der Lächerlichkeit preisgegeben im Regen stehen. Er liebt den Menschen mit allen seinen Stärken und Schwächen.

Dennoch führt er den Leser gelegentlich augenzwinkernd hinters Licht, stellt Fallen, in die man genüsslich reintappen kann. Die Geschichte vom Enkeltrick ist so eine, bei der man im Verlauf der Handlung weiß, es wird letztlich nicht wie vermutet und realitätsnah weitergehen, wie aber dann? Das macht alle kurzen Erzählungen so spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legt. Hohler halt, oder?

Franz Hohler, Der Enkeltrick, 156 S, ISBN: 978-3-630-87679-5, Luchterhand, 20 €.