Städtische Galerie Böblingen | 07. 11.2021 bis 20.03.2022 | “Elan Vital – Poesie der Bewegung”
23.12.2021 Diary – Entry #9: Neuzugang Oskar Schlemmer
Wie angekündigt, werden während der Laufzeit der als work-in-progress konzipierten Gruppenausstellung ÉLAN VITAL – Poesie der Bewegung“ noch weitere Glanzlichter integriert und damit ein sich stetig wechselndes anstatt statisch währendes Erscheinungsbild garantiert. Vor ein paar Tagen erst gesellte sich ein weiteres bedeutendes Werk aus der Sammlung der „Schenkung Bleicher“ ins Kabinett neben die Zeichnungen von Willi Baumeister und Gerlinde Beck dazu:
Die Lithografie „Figur H 2 (Sitzende) von Oskar Schlemmer (1888-1943) entstand in der Hauptschaffensphase des Künstlers exakt vor 100 Jahren als druckgrafsicher Beitrag für die berühmte erste Bauhaus-Mappe. Als Datierung wird 1921-1922 angegeben, was sich neben der von Esprit und Elan sprühenden Komposition geradezu für eine Hängung zwischen den Jahren 2021 und 2022 angeboten hat.
Das Motiv der „Sitzenden“ stellt ein wiederkehrender Bildinhalt des in Stuttgart geborenen, zu Weltruhm gelangten und 1943 in Baden-Baden verstorbenen Künstlers dar. Damit thematisierte er – auch im übertragenem Sinn zu deuten – die Stellung der menschlichen Figur im Raum (und auf höherer Ebene in der Welt). Wie Gliederpuppen, die er in ihre stereometrischen Einzelteile zerlegt und wieder zusammensetzt, untersucht er die miteinander in harmonischem Bezug stehenden körperlichen und räumlichen Proportionen. Die Figuren erscheinen einzeln oder als ineinandergreifende Gruppen wie in oder auf einem Bühnenraum angeordnet.
Die Zeichnungen und Gemälde von Oskar Schlemmer in Form von geometrisierten Figurationen in Verbindung zu choreografischen Inszenierungen war eines der Hauptanliegen des Schöpfers vom „Triadischen Ballett“, diesem einzigartigen Gesamtkunstwerk, das Ende September 1922 am Württembergischen Landestheater uraufgeführt wurde.
In der aktuellen Ausstellung schafft das Blatt die Verbindung zu den sich vis-a-vis zeigenden, effektvoll präsentierten Werken des zeitgenössischen Künstlers Thomas Lempertz, dem ebenfalls international bekannten, ehemaligen Tänzer am Stuttgarter Staatsballett.