Paul Blau – Photographie, Lyrik und Chanson
Lisboa (Königin der Schwermut)
Über deinen dunklen Gassen steht
ein Mond, der sich im Tejo spiegelt,
während Wäsche dort im Nachtwind weht,
schraubt eine Straßenbahn / sich in die Höh.
Und der Seemann, der zur See nicht fährt,
der singt sein Lied dem Sternenmeer.
Er weiß, dass nur die Sehnsucht ewig währt
wie ein Fado, der kein Ende nimmt.
Lisboa, Königin der Schwermut. Du Schöne mit der dunklen Haut.
Ich hab dich niemals ganz erobert, hab dir nur ins Gesicht geschaut.
Du Perle mit den weißen Häusern, den Kathedralen und dem Schmerz.
Du Labyrinth der schwarzen Spiegel. Du scheiterst und verschenkst dein Herz.
Dein Markt der Diebe zieht sie alle an:
Verrückte, Fremde, falsche Spieler.
Vom Hafen her ertönt ein ferner Klang,
und die Sonnenuhr bleibt plötzlich stehn.
Aus der Alfama staubt das Glück empor,
doch nur für die, die daran glauben.
Die Bittgebete sind ein einz´ger Chor.
Amalia hilft oder die Katzen.
Lisboa, Königin der Schwermut…
Und auf der Praca sitzt ein alter Herr,
der die Zukunft aus Palmenblättern liest.
Im Brunnen fault das Laub vom letzten Herbst,
und die Heiligen ziehn weihräuchernd vorbei.
In Santa Lucia ist der Himmel weit,
als gäbs nicht Wolken, ihn zu trüben.
Ich seh Pessoa, wie er Worte schreibt
mit Tinte aus / Melancholie.
Lisboa, Königin der Schwermut…