Harald Schwiers im kunstportal-bw

Na gut, Badens Mutter ist Durlach nun nicht, aber immerhin die Mutter Karlsruhes. Und ein gutes Stück Mutter kann Durlach als alte badische Residenzstadt auch wahrlich für sich in Anspruch nehmen.

Durlach hat eine sehr lange Geschichte hinter sich: Sie fängt spätestens bei den Römern an, die ihre „Villa rustica“ von ca. 110 n. Chr. hinterlassen haben und die beinahe dem Neubauwahn des vergangenen Jahrhunderts zum Opfer gefallen wären und mehr oder weniger nur durch Zufall erhalten blieben, über die Reste unter dem Saumarkt, die auf Siedlungen aus dem 9. Jahrhundert um Grötzingen verwiesen, bis auf die „schwedischen Kanonenkugeln“ in den Resten der Stadtmauer aus dem 30jährigen Krieg (wie viele „alte Dorlacher“ noch lebhaft berichten) bis hin zu den Wirren um den „roten“ Basler Tor-Turm 1969 – kurz die Stadt hat vieles zu erzählen und zu vermitteln.

Wer mit offenen Augen durch Durlach läuft, stößt nicht nur auf romantische Ecken oder Inschriften einstiger Brauereien an den Häuserwänden, sondern kann neben moderner Lebensqualität auch sehr viel altes und historisches Gut und Bauwerk entdecken. Und Kneipen oder Gasthäuser gab es in Durlach immer in Hülle und Fülle. Dazu das Staatliche Weingut, dessen Erzeugnisse lange Zeit in der Stadt als „geheim, saugut, aber auch teuer“ gehandelt wurden. Und dann gibt es auch noch Durlach als Industriestandort mit der Orgelfabrik, Gritzner & Kayser, Sebold undundund…

Der kleine Führer offenbart selbst eingeschworenen Badenern viele neue Eindrücke von Karlsruhes Mutter und regt an, mit wachen Sinnen wieder einmal durch das alte Städtchen (das 1938 seine Unabhängigkeit aufgeben musste) zu streifen. Klaus Eppeles stimmige Fotos unterstreichen das Anliegen nachdrücklich.

Alles wie ein Führer sein soll: Übersichtlich, kompakt, komprimiert.

Wolfgang Wegner/Klaus Eppele, Stadtführer Durlach, 104 S, 104 Farbfotos, ISBN: 978-3- 948424-74-9, 15 €.
Badens Mutter