Sich einfach per Mausklick in eine Wunschlandschaft beamen oder träumen – wer kennt das nicht? Die gesamte Werbebranche lebt von Wunschvorstellungen, von Phantasien und Idealen. Jeder weiß: Alles ist nur Lug und Trug, zu schön um wahr zu sein. Das Schlaraffenland gibt ein berühmtes Beispiel.
Aber davon lebt nicht nur die Werbung, auch die Literatur profitierte von Wunschvorstellungen des Idealen; so schloss die Badische Landesbibliothek jüngst ihre bemerkenswerte Ausstellung „Fantasie oder Fakten“ über emotionale Geschichten, die (Land-)Karten erzählen können. (Übrigens sind die Ausstellungen der Landesbibliothek allesamt mehr als bemerkenswert, zumal sie bei freiem Eintritt zu genießen sind).
Um allerdings aus der Phantasie oder dem Vorstellungsvermögen Landschaften, vor allem auch emotionale, entwerfen zu können, dazu braucht es nicht nur viel Einfallsreichtum, sondern auch Erfahrung. Und genau das brachte Hermann Fürst Pückler-Muskau in reichlichem Maß mit, der den nachfolgenden Generationen einmal primär als Schöpfer der mehrschichtigen Eisbombe bekannt wurde. Aber der Autor ist vor allem für zwei Dinge bekannt geworden: für seine großartigen Gartenlandschaften, die eine Unmenge Geld gekostet haben und für seine, leider selten gelesenen „Briefe eines Verstorbenen“, die er an seine Frau aus England und Irland schrieb. Er hatte sich totsagen lassen und versuchte als eine Art Erbschleicher an Geld zu kommen. Die „besseren Damen“ jener Zeit aber durchschauten das Spiel.
Für seine Mischlings-Geschichten aus Klein-Schilda musste Pückler-Muskau nicht weit schweifen – das hatte der Autor mehr oder weniger alles in seiner Heimat erlebt. Ein wunderbares Buch von einem der am meisten unterschätzen Autoren des 19. Jahrhunderts. Und eine wunderbare Ausgabe.
Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling‘s, Nimbus, 248 S., 28 Euro