Er hat eine ganz eigene Art zu erzählen, dieser isländische Autor, der heute in Norwegen Literatur lehrt und auch lebt. Er erzählt vom Rand der von Menschen bewohnbaren Zone an einem Fjord im Norden Islands, von Fischern, die fast täglich hinausfahren in die unwirtliche See, um vor allem Kabeljau zu fischen, die sich von Seehundfleisch ernähren, bei denen nur in wenigen Sommerwochen ein paar Blümchen blühen, und die in den langen Abenden und Nächten bei Alkohol ihren Träumen nachhängen, ja, auch nach Frauen. Sie leben im Fischerwohnheim, nur wenige haben sich angesiedelt in eigenen Häusern, voran der schräg merkwürdige Pfarrer, auch der Gemeindevorsteher – allesamt sind sie individualistische, kauzige Figuren, die einem im Fortlauf der Lektüre an das Herz wachsen.
Sie fassen Mut, die zusammengewürfelten Fischer im Wohnheim, und machen in der Zeitung eine Ausschreibung für eine Haushälterin, die nach dem Rechten sehen soll im Wohnheim, kochen, waschen. Es kommt eine, und sie geht nach wenigen Wochen wieder – sie habe ihre Wette gewonnen, sagt sie am Schluss, und ist weg. Und Halldór, genannt Dóri, fällt in Depression, weil er nicht den Mut hatte, sich ihr zu öffnen, und als er es schließlich tat, in völliger Überzogenheit agierte, sodass er sich lächerlich machte. Bei der zweiten Haushälterin, die sich an den unwirtlichen Rand der Zivilisation wagt, soll es anders werden; er ist sprachlos ob dieser Frau, die ihm wie geschaffen für sich scheint, aber er wird die Dämonen nicht los, wieder nicht landen zu können und alles zu zerstören. Aber das zarte Liebesband übersteht diesmal alle Tücken und Untiefen, und der sehr geerdet, sehr griffig erzählende Autor schafft hier, mitten in die wüste Ödnis hinein, gegen Ende des Buches eine der zartesten, anheimelndsten Liebesszenen, die man sich vorstellen kann, egal an welchem Ort der Welt sie spielt. Die beiden, die anmutige Haushälterin Arnheidur, und er, Halldór, finden zusammen.
Drama zum Schluss, fast überlebt er die Ausfahrt ins Meer, den letzten, ausgiebigsten Fischfang nicht, verirrt sich im Nebel und wird doch auf wundersame Weise gerettet, von dem Freund und Fischerkollegen, der einst im Meer verschwunden war, wird ihm die Rettung gewiesen, er findet sich am bekannten Strand wieder, tritt aus den Nebelbänken heraus.
Großartig erzählt! Sicher auch herausragend übersetzt von Eleonore Gudmundsson, dieser Roman, man lebt in den isländischen Weiten, an der rauen See, man hat den eisigen Wind im Gesicht, und doch die Wärme einer zart entfachten, dann leidenschaftlichen Liebe im Herz. Grandios und ein Leseerlebnis besonderer Art.
Bergsveinn Birgisson: Die Landschaft hat immer recht. Roman. Geb., 288 S., Residenz Verlag, Salzburg 2018. 22 €.