Fenster zum Licht – über OMI Riesterer 2020

OMI Riesterer im Internet: | Website: https://www.riestererjaeger.de
http://atelierhaus-neue-schule.com/OMI-Riesterer.html
E-Mail: info@riestererjaeger.de
Das erste Porträt über OMI Riesterer: Was sehe ich, das ich nicht sehe? (2010)

Aktuelle Ausstellungen und Projekte von OMI Riesterer

Unsere Porträt-Texte werden älter, die KünstlerInnen arbeiten immer weiter. Um diese Arbeit / die weitere Entwicklung zu dokumentieren, gibt es seit 2019 die Rubrik: Was seither geschah…?

Fenster zum Licht.
“Was sehe ich, das ich nicht sehe?“ diese Frage, übernommen von Mankells Kommisar Kurt Wallander – war vor 10 Jahren der Titel meines Porträts über den Bildhauer OMI Riesterer. Weiterhin gehe ich davon aus, dass uns die Kunst keine endgültigen oder auch nur verbindlichen Antworten gibt und geben kann, stattdessen aber die richtigen Fragen zu stellen vermag.

OMI Riesterer, als gelernter Archtitekt der geometrischen Exaktheit und damit einer gewissen Strenge der Form wohl stärker verpflichtet als andere Bildhauer, war dennoch nie Dogmatiker. Lange hat er die Möglichkeiten des Würfels – einem ja auch mathematisch perfekten Körper – erforscht. Die Wege, die Möglichkeiten des Lichts im Würfel waren sein Thema. In seiner Skulptur „Fenster zum Licht“ (siehe weiter unten) nun scheinen das Licht und der eigene Blick zum Licht das stärkere Thema geworden – die äussere Form der Skulptur wird durchbrochen und erscheint, rückblickend zumal, vielleicht nie entscheidend gewesen zu sein – eine Befreiung?

Insofern also wirft der Titel dieser neueren Skulptur von OMI Riesterer auch weitere Fragen auf, schwierigere denn je,  und ist doch schon vom sprachlichen Duktus her geeignet, nicht nur unsere (und Mankells/Kurt Wallanders)  Frage von damals zu beantworten, sondern uns auch mehr zu sagen über das Wesen der Kunst – Kunst, die uns so vieles sein kann, ist sicherlich oft auch ein

Fenster zum Licht.
Jürgen Linde im Juni 2020

OMI Riesterers Musikwalzen in Karlsruhe
Standort 2008-2012, Ostauepark Karlsruhe, Foto: Barbara Jäger
Dieselben Musikwalzen in Waldkirch
Foto: Stadt Waldkirch, Barbara Jäger

Die zwei größten Musikwalzen der Welt. Die beiden Walzen aus finnischem Granit, jede über 50 Tonnen schwer, dienten ursprünglich dem Glätten von Papier. Durch die Anordnung von Edelstahlstiften wurden die Papierwalzen aus der industriellen Produktion zu „Musikwalzen“. Die Stifte wurden so gesetzt, dass auf ihnen Lieder gespielt werden könnten. So ist auf der unteren Walze das weltbekannte Lied „La Paloma“ programmiert, auf der oben liegenden Walze das Lied „Die Gedanken sind frei“. Diese geniale künstlerische Idee des Karlsruher Künstlerpaares OMI Riesterer und Barbara Jäger ging im Jahr 2008 bei einem Skulpturenwettbewerb der Stadt Karlsruhe als Sieger hervor. Die Musikwalzen liegen jetzt als Stadtzeichen in Waldkirch.

Oben und nachfolgend mehrere Projekte von OMI Riesterer und Barbara Jäger – die ihre Arbeiten selbst erläutern.

„Rednerpult“ für die Landesvertretung Baden-Württemberg in Brüssel; © Foto: Thilo Mechau

Die künstlerische Gestaltung zieht sich wie ein Schmuckmantel mit Blütensymbolen über das Rednerpult. Ein geschlossener stehender Kubus aus lackiertem Birkensperrholz in BadenWürttemberg-Gelb gefasst beinhaltet die technischen Funktionen. Eine zweite Schicht aus satiniertem Acrylglas trägt die künstlerische Handschrift. Der Mantel besteht aus hellem satiniertem Acrylglas und ist mit Abstand zu dem Quader montiert. Dadurch scheint er zu schweben. Das Licht lässt die Kanten der Blütensymbole aufleuchten und wirft auf die darunterliegenden Flächen interessante Schatten. Von innen heraus scheint die Ablagefläche für Manuskripte zu leuchten und stellt den Redner im besten Licht dar, weil das Gesicht von unten beleuchtet wird. Das Schild mit dem Landeswappen und dem Namen Baden-Württemberg ist mit Abstand vor der Schmuckfläche angebracht.
Die erste feierliche Rede hielt Ministerpräsident Wilfried Kretschmann beim Neujahrsempfang 2014.
Jahr: 2013 Material: Birkensperrholz, Lack, Acrylglas Funktion: elektrisch höhenverstellbar, Funkmikrofone mit LED-Beleuchtung Größe: 100 x 50 x 50 cm Besitz: Land Baden-Württemberg, Landesvertretung der EU in Brüssel

„Karlsruher Tor in Horb“ | Die Situation entstand 2017, als der Turm „Dreivierteil“ von OMI Riesterer auf dem neugestalteten Bahnhofsareal aufgestellt wurde. Auf der anderen Seite an der Christopherusbrücke steht seit 2010 die Plastik „Neckarblüte“ von Barbara Jäger, als Stadtzeichen nach einem gewonnen Wettbewerb 2009. Wenn man Horb besucht, muss man vom Bahnhof kommend an den beiden Großskulpturen vorbei gehen oder auf der Bundesstraße durch sie hindurchfahren. Die örtliche Presse bezeichnet diese besondere Situation als „Karlsruher Tor in Horb“.

Das „Karlsruher Tor“ in Horb:
(im Hintergrund:) „Neckarblüte“ von Barbara Jäger Jahr: 2009-2010 Material: Stahl und Kunstharzlack Größe: 376 x 188 x 94 cm, Wandstärke 20 mm Standort: Horb am Neckar, Christopherusbrücke Besitz: Stadt Horb am Neckar © Foto: Barbara Jäger
(vorne)“Dreivierteil“ von OMI Riesterer Jahr: 2013 Material: Aluminium beschichtet Größe: 300 x 100 x 80 cm Standort: Bahnhofsareal Horb a.N. Besitz: Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke – Landkreis Freudenstadt
© Künstler, VG Bildkunst Bonn 2020, © Foto: Barbara Jäger, Bildbearbeitung: Wolfgang Gießler

„Fenster zum Licht“ Projekt „Aspekte“ Hauptfriedhof Karlsruhe
© Foto: Thilo Mechau

„Fenster zum Licht“ Projekt „Aspekte“ Hauptfriedhof Karlsruhe
Grabgestaltung auf dem Parkfriedhof zum Projekt: Künstler gestalten „Ewigkeitsgräber“.
Eine Wand gebildet aus aufeinander gesetzten quadratischen Profilen ist an zwei Seiten schräg angeschnitten. An der linken Seite ist oben eine Öffnung eingearbeitet. Hinter dem Grab bindet eine immergrüne Hecke die benachbarten einzelnen Grabstätten zusammen. Durch die Öffnung der Figur schaut man über die Hecke in das Weite. Schicksalhafte Einschnitte prägen das Leben, wie die Schnittflächen die Wand. Durch die Öffnung erblickt man das Licht der Hoffnung.

Jahr: 2011 Material: Aluminiumguss, Höhe 40 cm, Tiefe 10 cm Sockel: Diabas geschliffen, 105 x 31 x 20 cm Standort: Hauptfriedhof Karlsruhe Besitz: OMI Riesterer.