13.05. (verlängert) – 24.10.2021 | Städtische Galerie Karlsruhe | Encounters | Hanna-Nagel-Preis 2020 || Video zur Ausstellung
Hanna-Nagel-Preis 2020
13/05 –08/08/2021
Die Künstlerin Peco Kawashima erhält den Hanna-Nagel-Preis 2020, mit dessen Verleihung eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Karlsruhe, eine begleitende Katalogpublikation sowie ein Ankauf durch das Regierungspräsidium Karlsruhe verbunden sind. Geboren 1979 in Kyoto, Japan, studierte Peco Kawashima nach einem Architekturstudium in Japan und einer Ausbildung zur Holzbildhauerin ab 2011 Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Katinka Bock und Prof. Harald Klingelhöller. Ihr Meisterstudium beendete sie 2017 bei Prof. Harald Klingelhöller.
Unter dem Titel „Encounters“ zeigt die Künstlerin im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie Karlsruhe eine Auswahl aus ihrem aktuellen Schaffen, das Themen wie Zeit, Erinnerungen oder Emotionen in den Vordergrund stellt. In ihren ebenso sinnlichen wie konzeptuellen Arbeiten gibt sie schwer greifbaren Erfahrungen oder zwischenmenschlichen Beziehungen einen eigenen Raum. Dabei besticht ihr Werk durch einen partizipativen und auch emotionalen Zugang. So dokumentiert „Piece of peace“ ein über 12 Monate angelegtes künstlerisches Projekt. Für diese Kalenderarbeit ging sie 2020 jeden Tag auf einen Menschen zu, um mit ihm über ihre Arbeit zu sprechen und ihm einen von ihr gefalteten Kranich aus Origami-Papier zu überreichen – in der japanischen Tradition ein Symbol des Friedens. Gleichzeitig wurde diese Arbeit zu einem Zeugnis des pandemiebedingten Ausnahmezustands, in dem sich die Welt seit dem vergangenen Jahr befindet. Denn die papiernen Vögel, die nun in der Ausstellung zu sehen sind, konnten in den Monaten März, April und Dezember nicht persönlich, sondern nur virtuell übergeben werden. Auch das Projekt „I’m thinking about you“ lebt von der aktiven Teilnahme ihrer Mitmenschen. Mit einer Postkarte lädt die Künstlerin dazu ein, ihre Ausstellung zu besuchen und eine Blume mitzubringen. Nach und nach soll durch diese partizipative Geste das Regal mit den noch leeren Reagenzgläsern in dem Ausstellungsraum bestückt und damit vervollständigt werden.
Peco Kawashima ist eine Meisterin des Handwerks. Das Drechseln von Holz beherrscht sie ebenso wie das Dengeln von Metall oder das Schöpfen von Papier. So entstehen Skulpturen von großer haptischer Qualität wie das Holzboot aus dem Ensemble „From me to you“ oder die Kupferschalen „Kleines Meer aus Tropfen“, deren Oberflächen durch bewusstes Hinzufügen von salzigem Wasser türkisfarben oxidiert sind. Zeit, so die Autorin Daniela Gregori in ihrem Katalogbeitrag, ist dabei für die Künstlerin eine „zuverlässige Kollegin“, deren Wirken sie bewusst einkalkuliert.
„Tränengeschichte Episode 2“ oder „zuflüstern (to reach you)“ – Peco Kawashimas Arbeiten besitzen nicht nur sprechende Titel, sondern werden darüber hinaus von persönlichen Aussagen begleitet, die lyrischen Charakter besitzen. Gregori spricht in diesem Zusammenhang von „Emblemen des Raums“ und spielt damit auf eine Kunstform der Renaissance an, bei der Lemma, Icon und Epigramm – Titel, Bild und Text – eine zu entschlüsselnde Einheit bilden. Die Ausstellung „Peco Kawashima. Encounters“ präsentiert ein anspielungsreiches Werk von hoher atmosphärischer Dichte, das Raum für die Erinnerungen und Erfahrungen eines jeden Einzelnen lässt.
Der Hanna-Nagel-Preis ist ein Kunstpreis von hohem Renommee. Er wurde 1998 auf Initiative von Jutta Limbach, damals Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, von fünf in Karlsruhe tätigen Präsidentinnen ins Leben gerufen, um bildende Künstlerinnen ab 40 Jahren im Regierungsbezirk Karlsruhe zu fördern und ihre Arbeit auszuzeichnen. Mit dem vor 23 Jahren erstmals vergebenen Preis wird zugleich das künstlerische Werk von Hanna Nagel (1907–1975) geehrt, einer bedeutenden Vertreterin der Neuen Sachlichkeit, die 1925 bis 1929 an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe (der heutigen Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe) studierte. Dass die Bewerberinnen mindestens 40 Jahre alt sein müssen, soll dem oft unterschiedlichen Lebensentwurf von männlichen und weiblichen Kunstschaffenden Rechnung tragen. Der Hanna-Nagel-Preis wird ausgeschrieben von den Stifterinnen des Preises: Margareta Barth, Präsidentin a. D. der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg; Eva Bell, Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg; Caren Denner, Polizeipräsidentin; Sylvia M. Felder, Regierungspräsidentin; Hildegard Gerecke, Polizeipräsidentin a. D.; Gerlinde Hämmerle, Regierungspräsidentin a. D.; Heike Haseloff-Grupp, Präsidentin des Landessozialgerichts Baden-Württemberg a. D.; Andrea Heck, Präsidentin der Oberfinanzdirektion Karlsruhe a. D.; Nicolette Kressl, Regierungspräsidentin a. D.; Bettina Limperg, Präsidentin des Bundesgerichtshofes; Gudrun Schraft-Huber, Präsidentin des Verwaltungsgerichts Karlsruhe sowie von der Stadt Karlsruhe und vom Regierungspräsidium Karlsruhe.
Für den Hanna-Nagel-Preis 2020 wurden 50 Bewerbungen eingereicht, unter denen eine hochkarätig besetzte Fachjury die Preisträgerin auswählte. Die Ausstellung ist Teil der 25. Europäischen Kulturtage Karlsruhe, die 2021 unter dem Motto „Europa – ein Versprechen“ stehen. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation findet in diesem Jahr keine klassische Eröffnung statt.
Der ausstellungsbegleitende Katalog ist für 6 Euro an der Museumskasse oder über die Museumswebsite erhältlich.