Blues und Armani

Blues und Armani

Vor ein paar Tagen wurde Eric „Slowhand“ Clapton 75 Jahre alt und nicht nur deshalb liefen seine großen Hits auf fast allen deutschen Radiostationen. Songs wie „Tears In Heaven“ oder „Layla“ gehören inzwischen zum ständigen Repertoire des Formatradios. Was der Mann an der Gitarre für das Verständnis des Blues leistete, den er sich im musikalischen Nachkriegs-Dunstkreis Londons aneignete, ist sicher nicht hoch genug einzuschätzen.

Das versucht Peter Kemper, einer der wirklich kompetenten deutschen Journalisten im Bereich der Populärmusik (gerade ist bei Reclam seine John-Coltrane-Biographie überarbeitet als Taschenbuch erschienen) zu vermitteln. Kemper schildert das Leben Claptons von den ersten Versuchen auf einer untauglichen Klampfe über die Einflüsse des US-amerikanischen Blues-Vorbildes Robert Johnson (1911 bis 1938) bis hin zur Hypothek „Clapton is God“ – angeblich ein Schreibfehler, es sollte „good“ heißen – und so macht Peter Kemper verständlich, warum es so gekommen ist, wie es kam.

Angesichts der teils fantastischen Musik, die Claptons Gitarrenarbeit charakterisiert, aber zahlreicher, teils schwer erklärbarer Fehlleistungen (Frauen, Alkohol, Drogen, geschrottete Ferraris, Rassismus, Armani-Anzüge) ist das kein leichtes Unterfangen. Kemper schreibt glänzend, versteht sein Geschäft und weiß, auf welche zuverlässigen Bio-Quellen er zurückgreifen muss (Schumacher, Shapiro). Gleichzeitig aber spricht große, ehrliche Ehrfurcht aus seiner Clapton-Biographie, die bezüglich der musikalischen Kapazität sicher angebracht ist, aber den nötigen Abstand zum Idol verhindert. So erklärt sich vielleicht auch das Missverhältnis im Buch zwischen Claptons „Frühwerk“, u.a. mit den Yardbirds und John Mayall und dem abgeklärten Clapton, der zeitweise wahrlich seichte Musik unters Volk brachte.

Peter Kemper, Eric Clapton – Ein Leben für den Blues, Reclam, 272 S., zahlreiche Fotos, 24 Euro