Die Seidenstraße ist derzeit in aller Munde. Reportagen und TV-Sendungen drehen sich aber meist nicht um den Klassiker, die antike Seidenstraße, die ein Netz von Karawanenstraßen war und auf der Hauptroute Ost- und Zentralasien zu Lande mit dem Mittelmeerraum verband. Über sie wurde gehandelt: In den Westen kam vor allem Seide; zurück gingen Wolle, Gold und Silber. In beide Richtungen wurde vieles von Kaufmännern ge- und verkauft. Bei der „neuen“ Seidenstraße geht es primär um den Zugang und den Einfluss Chinas zu und auf Europa. Es ist ein strategischer wirtschaftlicher Schachzug, der bis Duisburg reicht.
In einer wunderbaren Dokumentation der Seidenstraße wird der enorm fruchtbare und Jahrhunderte andauernde Austausch vieler Kulturen untereinander sichtbar. Und der war zumeist friedlicher Natur. Schließlich wollten alle Händler eines: Geld verdienen. Profitiert haben von der Infrastruktur (u.a. Karawansereien) alle, auch merkantil.
Aber es wurden ja nicht nur Waren gen Westen und Osten transportiert, auch immaterielle Kulturgüter. So werden u.a. religiöse Einflüsse entlang der alten Wege (die Seidenstraße war sehr verzweigt) in zahlreichen Dokumenten, Gebräuchen oder in Musik und Architektur verdeutlicht. Im Buch werden Aspekte des Lebens entlang der Seidenstraße bis in die entlegensten Gefilde thematisch und wissenschaftlich fundiert anschaulich und jedermann verständlich verdeutlicht und erklärt.
Allerdings ist das grandiose, bestens gegliederte Werk nicht für den Nachttisch geeignet (knapp drei Kilo). Es ist ein dickes Buch, in dem man ein Leben lang lesen, hin- und her blättern, schmökern, sich ergötzen und dabei den eigenen Horizont erweitern kann. Diese Schatztruhe gehört auf jeden gut bestückten Büchertisch.
Susan Whitfield (Hrsg.), Die Seidenstraße, Landschaften und Geschichte, wgb Theiss, 480 S., 500 Illustrationen, bis 31. Januar 50, danach 70 Euro.