| Was haben das Fahrrad, viele Flurprozessionen und der Orkan „Lothar“ gemeinsam? Zumindest - so will es die Legende und einige Daten weisen auch eindeutig darauf hin - die Erfindung des Fahrrades durch den Karlsruher Tüftler Karl Drais (abgesehen von seinen erfinderischen Fähigkeiten) und tradierte Flurprozessionen sind auf Naturkatastrophen, ähnlich dem Orkan „Lothar“, zurückzuführen. Das ist sehr vereinfacht dargestellt, bringt die Sache aber auf den Punkt.
Tiefer in die Materie einsteigen kann man mit Thomas Adams „Feuer, Fluten, Hagelwetter - Naturkatastrophen in Baden-Württemberg“, einem fundierten, weiterführenden Buch. Adam ist Historiker, kennt sich in der Geschichte seiner Heimat (er lebt in Karlsruhe und ist Leiter des Kulturamtes der Stadt Bruchsal) aus, wie in seiner Hosentasche. Er liebt seine Heimat und das kann man lesen! Not, Leiden und die Kunst zu überleben - das hat in Baden-Württemberg Tradition. Man hat es trotz der einstigen Einflüsse und -reden des Klerus, Katastrophen seien gottgewollt, geschafft. Allmählich setzte sich bekanntlich die Aufklärung durch, auch Johann Peter Hebel hatte großen Anteil daran, das Volk über Naturphänomene aufzuklären. Adam setzt Hebels Werk zeitgemäß fort. Adam schreibt betont lesbar, sachlich, aber keineswegs „verkopft“, also für jedermann sehr verständlich, nachvollziehbar, selbst wenn er einen leicht „antiquierten“, aber daher angenehmen Stil pflegt. Der aber gerade erleichtert das Lesen dieses faszinierenden Berichtes durch die Jahrhunderte. Und: Adam arbeitet gründlich, führt die Leser durch die Landschaften und lässt sie leibhaftig an den Geschehnissen, sprich: Katastrophen und den Folgen für die Menschen teilhaft werden.
Eine äußerst lebendige, faszinierende Geschichte der Region.
Thomas Adam, Feuer, Fluten, Hagelwetter, Naturkatastrophen in Baden-Württemberg, Theiss Verlag, 224 S., zahlr. Abb., 24,95 Euro.
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